Eine Kennzeichnung von Automobilen wurde in jedem Land vorgenommen, in dem der Bestand an Automobilen einen gewissen Grad erreicht hatte. In den meisten Industrieländern erfolgte dies im Laufe der beiden ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Die Geschichte der behördlichen Kennzeichnung von Fahrzeugen begann in Deutschland relativ früh mit dem Fahrrad. Davon inspirieren ließ sich die Verwaltung in einigen Ortschaften hierzulande auch völlig anderweitig und erließ eine Kennzeichnungspflicht für Kinderwagen
In einigen Gegenden Deutschlands kam man um 1870 auf die Idee, Fahrräder mit Nummernschildern zu versehen. Ob der Grund dafür in den Fällen von Fahrerflucht nach Unfällen, an denen Fahrradfahrer beteiligt waren, begründet lag oder eher in der Idee Fahrräder so auch besteuern zu können, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ersannen die Beamten dafür ein farblich unterlegtes Fahrrad-Nummernschild. Diese Schilder waren lokal registriert und je nach Ortschaft in einer anderen Farbe gehalten. Lange hielt sich diese Methode allerdings nicht. Das erste Nummernschild für ein Automobil wurde 1896 in Baden vergeben. Eine Kennzeichnung auch von Kinderwagen ließ sich um 1897 der Bürgermeister von Naumburg einfallen. Warum er das tat, ist nicht bekannt, aber vielleicht wollte auch er eine Steuer kassieren, da Kinderwagen damals fast nur betuchte Bürger besaßen.
Eine einheitliche und verbindliche Regelung für die Vergabe von KFZ-Nummernschildern gab es in Deutschland erst ab 1907, nachdem die Anzahl an vorhandenen Automobilen einen nennenswerten Umfang (etwa 10000 Autos, 16000 Motorräder, 1000 LKWs) erreicht hatte
Im Deutschen Reich wurde jedem größeren Bundesland (es gab 25) eine bestimmte römische Ziffer zugeordnet. Danach folgte ein Buchstabe für den Verwaltungsbezirk. So erhielt etwa Preußen die I, das Königreich Bayern die II, Württemberg die III, Baden die IV, Hessen die V und Elsaß-Lothringen die VI. Der Bezirk Berlin trug in Preußen die Kennzeichnung IA und München in Bayern IIA. Kleinere Länder erhielten nur eine Buchstabenkombination. Die heute noch übliche Kennzeichnung der Hansestädte mit HH, HL und HB für Hamburg, Lübeck und Bremen hatte 1907 ihren Ursprung. Als Farbe wurde schwarz auf weißem Hintergrund gewählt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde ein anderes System, das sich auf die vier Besatzungszonen bezog, angewendet
Anfangs gab es nur eine farbliche Unterscheidung der Besatzungszonen und eine Nummernfolge: amerikanische Zone-schwarz auf orangem Hintergrund, britische Zone-schwarz auf blauem Hintergrund, französische Zone-schwarz auf rotem Hintergrund, sowjetische Zone-schwarz auf weißem Hintergrund. Wirklich einheitlich angewendet wurde dieses System aber auch nicht, denn in Osnabrück wurde in der britischen Zone beispielsweise gleich nach dem Krieg ein Motorradnummernschild mit der Buchstabenfolge OSN mit weißer Schrift auf schwarzem Grund kurzzeitig ausgegeben. Ab 1948 wurde ein einheitliches System eingeführt mit weißer Schrift auf schwarzem Grund und vorn zwei übereinander angeordneten Buchstaben für die jeweilige Zone (etwa BR für britische Zone Rheinland oder BN für britische Zone Niedersachsen), dann einer zweistelligen Zahl für den Kreis und einer vierstelligen Zahlenanordnung. Bei Motorradkennzeichen waren die beiden ersten Buchstaben nebeneinander angeordnet und die Zahlenkombination darunter. Dasselbe gab es auch für Autos, die ein kleineres Nummernschild benötigten. Immer mehr zugelassene Automobile sprengten allerdings bald die vierstellige Zahlenkombination, so dass eine neue Regelung erdacht werden musste. Ab 1956 wurde ein System mit bis zu dreibuchstabiger Kennzeichnung nach Zulassungsbezirken und Nummernfolge eingeführt, das prinzipiell heute noch Bestand hat.
Ausgestellt sind Nummernschilder aus vielen Ländern der Welt. Eine große Anzahl stammt aus den USA, die ein besonders farbenprächtiges und einfaches Nummernsystem entwickelt hatten und zudem ihre in praktischer Größe gehaltenen Schilder mit dem Motto des jeweiligen Bundesstaates versahen. Zu sehen sind aber auch Kennzeichen vieler europäischer Länder und Kennzeichen aus dem arabischen Raum
Zusammengekommen ist diese beeindruckende und sehr beliebte Sammlung mit Hilfe etlicher Besucher, die sich daran erinnerten, noch ein interessantes Schild zu hause zu haben und es dann dem Museum spendeten. Auf diese Weise gelangten auch exotische Kennzeichen ins Museum, wie etwa ein handbemaltes Schild aus Katmandu, wo es üblich war, dass KfZ-Kennzeichen bei einem Schildermaler in Auftrag gegeben wurden. Auch ausgestellte Schweizer Nummernschilder waren etwas Besonderes, denn in der Schweiz mussten die Schilder bei der Abmeldung wieder zurückgegeben werden.
Fotos & Text: Marina Block