Die italienische Firma S.E.A.D.A. baute ein teilweise aufgeschnittenes Unterrichtsmodell eines Fiat 1100 Gran Lusso aus den 60er Jahren als Anschauungsmaterial für Fahrschulen. Das Modell bot Einblick in das Fahrwerk und in das ohv-Reihenvierzylindertriebwerk, so dass die Funktionsweise der Mechanik nachempfunden werden konnte
Der 1953 auf den Markt gebrachte neue Fiat 1100 war ein Erfolgsmodell. Er unterschied sich wesentlich von seinem Vorgänger, der sich noch stark am Vorkriegsmodell Fiat 508 C Nuova Balilla 1100 orientierte. Der neue Fiat 1100, der bis 1969 gebaut wurde, verkörperte hingegen eine der ersten modernen Nachkriegsentwicklungen im Automobilbau Europas. Zwar hatte auch das neue Modell einen Frontmotor und Heckantrieb, aber nun kein Chassis und auch keine nostalgische Karosserieform mehr. Vielmehr verfügte er über eine selbsttragende, moderne und geräumige Pontonkarosserie und über ein anderes Fahrwerk. Die Vorderräder waren an Doppelquerlenkern aufgehängt, hinten gab es eine Starrachse samt Blattfedern. Querstabilisatoren wurden vorn und hinten eingesetzt.
Der von Fiats genialem Chefkonstrukteur Dante Giacosa entwickelte Nuova 1100, den es als Limousine, Sportlimousine, Kombi und Spider gab, war sehr funktional ausgelegt. 1956 wurde er überarbeitet und optimiert, was zu mehr Leistung, einer besseren Fahrwerksabstimmung und besseren Bremsen führte. Diese Version wurde auch in Lizenz als NSU Fiat Neckar in Deutschland produziert. 1962 erhielt der Fiat einen auf 1221 ccm Hubraum vergrößerten Motor, der nun 50 PS leistete, ab 1966 gab es ein verbessertes Fahrwerk und die Rückkehr zum 1,1 l Motor mit jetzt 48 PS
Dante Giacosa verfolgte mit dem neuen Fiat 1100 ein zukunftsweisendes Konzept. Im Blick hatte er ein modernes, unkompliziertes und zuverlässiges Fahrzeug, das nur geringe Unterhaltskosten bereitete und wenig verbrauchte, genug Leistung besaß, um eine Familie samt Gepäck zügig transportieren zu können und das dank zuverlässiger Großserientechnik auch günstig zu produzieren war. Zudem sollte das Fahrzeug eine breite Käuferschicht ansprechen und auch durch seine Leistungsfähigkeit und sein modernes äußeres Erscheinungsbild Sympathien wecken.
An dem Schnittmodell, das einen Fiat 1100 aus der Zeit nach 1966 darstellt (vorn Scheibenbremsen; Mittelschaltung statt Lenkradschaltung), ließ sich die komplette Mechanik des Fiat 1100 erklären
Zu sehen war etwa das Innenleben des ohv Reihenvierzylinders mit den beweglichen Kolben, den Pleuel sowie der Ventilsteuerung über Stoßstangen und Kipphebel. Auch die Ölversorgung des Motors wurde durch verschiedenfarbige Unterlegung anschaulich dargestellt. Man konnte den Fallstrom-Vergaser besichtigen, genauso wie das Vierganggetriebe, die Stockschaltung, die hydraulische Bremsanlage mit vorn Scheibenbremsen und hinten Trommelbremsen oder die Kraftübertragung auf die Hinterräder. Deutlich zu erkennen war auch die hintere Radaufhängung an einer Starrachse mit Blattfedern und die unabhängige Vorderradaufhängung an Doppelquerlenkern und Schraubenfedern.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Reihenvierzylindermotor
Hubraum: 1089 ccm
Verdichtung: 6,7:1
Leistung:48 PS bei 4400 U/min
Vergaser: Weber-Fallstromvergaser
Höchstgeschwindigkeit: 132 km/h
Lenkung: Schnecke und Rolle
Getriebe: Vierganggetriebe, Mittelschaltung
Antriebsart: Heckantrieb
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Schraubenfedern, Querstabilisator
Hinterradaufhängung: Starrachse, Blattfedern, Querstabilisator
Bremsen: hydraulische Bremsanlage, vorn Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen
Radstand: 2340 mm
L x B x H : 3780 mm x 1510 mm x 1485 mm
Gewicht: 840 kg
Bauzeit: 1953-1969
Stückzahl: ca. 1,8 Millionen Ex.