Das erste Porsche-Modell war der Typ 356, der erst als Urmodell und dann in weiterentwickelter Form als 356 A, 356 B und 356 C von 1948 bis 1965 gebaut wurde. Den 356 B gab es von 1959 bis 1963, erst in der T5-Version und dann 1962/63 in der T6-Ausführung
Auch der 356 B hatte sich noch nicht allzu weit von der Basistechnik des VW Käfers entfernt. Wie jener besaß auch er einen luftgekühlten ohv Vierzylinder-Boxermotor im Heck, einen Plattformrahmen, vorn eine Kurbellenkerachse und hinten eine an Längsschubstreben geführte Pendelachse mit Drehstabfedern.
Entstanden war der erste 356 auf der technischen Basis des Wehrmacht-Kübelwagens im österreichischen Gmünd, der Partnerstadt von Osnabrück. Dann zog Porsche nach Stuttgart-Zuffenhausen, wo die Produktion des 356-Sportwagens 1950 in den Räumen der Karosseriewerke Reutter anlief. Mit seinem ersten Serienmodell legte Porsche ein für Jahrzehnte gültiges Konstruktionskonzept fest. Seine fließende Formgebung hatte Erwin Komenda entwickelt, der schon für die Linien des VW Käfers verantwortlich zeichnete. Der Aerodynamik bekam die als zeitlos empfundene Form sehr gut.
Die Entwicklung der 356-Baureihe stand in engem Zusammenhang mit dem Motorsport und wurde kontinuierlich weiterentwickelt
Porsche machte im Rennsport einen immer größeren Eindruck. Allein 1951 gewann ein 356 mit Alukarosserie in Le Mans die 1100er-Klasse, ein Porsche fuhr in Monthléry Weltrekorde ein, ein anderer 356 wurde Dritter im anspruchsvollen Rennen Rom-Liège-Rom und ein weiterer trat ein erfolgreiches Wettrennen gegen einen D-Zug über die verschneiten Alpen an. Die Erfahrungen, die Porsche im Sport sammelte, kamen letztlich auch dem Serienmodell zugute. So wurde etwa der legendäre Viernockenwellenmotor von Ernst Fuhrmann aus dem Porsche Spider, der Porsche viele sportliche Erfolge eingebracht hatte, den Carrera-Versionen des 356 angepasst, die dann selbst gleich enorme Sporterfolge feierten, wie etwa von 1956 bis 1959 in jedem Jahr beim 1000 km-Rennen auf dem Nürburgring.
Der 356 B unterschied sich von seinem Vorgänger vor allem durch Änderungen im Design, einige technische Verbesserungen und eine stärkere Motorisierung
So besaß der 356 B höher eingesetzte Scheinwerfer und eine veränderte, vordere Kotflügelformgebung, die die Frontpartie freundlicher wirken ließ. Außerdem hatte man auch die Stoßstangen höher angebracht und sie mit anderen Hörner ausgestattet. Am Heck fanden sich tropfenförmige Rückleuchten mit integriertem Blinker und Bremslicht. Zudem waren die Hupengitter neben den weiter außen stehenden, vorderen Blinkern nun flacher und mit zwei Lamellen versehen. Neu waren auch die Leichtmetall-Trommelbremsen. Die zweite Version des 356 B, der T6 unterschied sich vom T5 durch eine größere Front,- und Heckscheibe, durch zwei statt einem Heckbelüftungsgitter, durch einen breiteren Kofferraumdeckel und durch eine deutliche größere Motorabdeckung am Heck. Für die Motorisierung des 356 B standen drei 1600er-Motoren mit 60, 75 und beim Modell Super 90 mit 90 PS Leistung zur Verfügung. Der Carrera besaß ein 2 l-dohc Fuhrmann-Triebwerk mit 130 PS. Die stärker motorisierten Modelle Super 90 und Carrera erhielten eine Ausgleichsfeder an der Hinterachse (Pendelachse mit Längsschubstreben) um ein Übersteuern bei schneller Kurvenfahrt zu verringern.
Die Karosserien des 356 B wurden von unterschiedlichen Karosseriehäusern produziert. Karmann fertigte nicht nur ein Hardtop-Coupe, sondern ab 1962 auch ein „echtes“ Coupé
Den 356 B gab es als Coupé, Cabriolet, als Roadster und als Hardtop-Coupé. Letzteres wurde in den Jahren 1961 und 1962 von Karmann aus Osnabrück gebaut und besaß ein mit dem Wagenkörper fest verschweißtes Hardtop. Die meisten Coupés kamen von Reutter in Stuttgart, ab 1962 begann aber auch Karmann ein „echtes“ 356 B Coupé zu produzieren. 1962 kam man in Osnabrück auf eine Stückzahl von 899 Coupés des T6 und auf 99 Hardtop-Coupés. Die Roadster wurden bei Karossier Drauz in Heilbronn und bei D‘Ieteren Freres in Belgien gebaut. Wie es für Porsche typisch werden sollte, wurde der 356 bis zu seiner letzten Ausführung 356 C stetig weiter perfektioniert und schließlich durch den Porsche 911 mit Sechszylinder-Boxermotor abgelöst.
Das abgebildete 356 B T6 Karmann-Coupé wurde für den Sport präpariert
Das Exemplar von 1962 befindet sich im Renntrimm und besitzt einen auf 1722 ccm aufgebohrten Motor, der gut 130 PS leistet.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor:ohv Vierzylinder-Boxermotor im Heck
Hubraum:1582/1722 ccm
B x H: 82,5 mm x 74 mm/ x mm x 74 mm
Leistung: 90/130 PS bei 5500 U/min
Verdichtung: 9:1
Beschleunigung: in 13/ 9,2 sec. von 0 auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 180/200 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe mit Porscheringsynchronisierung, Knüppelschaltung
Bremsen: Leichtmetall-Trommelbremsen
Radaufhängung vorn: unabhängig, an Kurbellenkern, Drehstabfedern, Stabilisator
Radaufhängung hinten:Pendelachse an Längsschubstreben,quer liegende Drehstabfedern,Ausgleichsfeder
Antriebsart: Hinterradantrieb
Karosserie: Ganzstahlkarosserie mit Kastenrahmen verschweißt
Radstand: 2100 mm
L x B x H: 4010 x 1670 x 1310 mm
Spur: vorn-1306 mm, hinten-1272 mm
Gewicht: ca. 925 kg
Bauzeit: 1959-1963 356 B; 1962/1963 356 B T6 Karmann Coupé
Stückzahl: 23200 Ex.-356 B; Karmann Coupé T6 1962-899 Ex.