Leveson - Kinderwagen (1920)


Die Londoner Firma Leveson & Sons stellte seit 1849 Möbel und Transportmittel für Kranke und Behinderte her. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Angebot um Kinderwagen, Badestühle und funktionelle Kleinmöbel erweitert

Leveson & Sons baute anfangs hauptsächlich ausklappbare Liegestühle, Tagesbetten, Krankentragen und flexible und bequeme Sitzmöbel, die den speziellen Bedürfnissen kranker Menschen entgegen kamen. Schon bald wurde das Repertoire um bewegliche Sitzmöbel, wie Rollstühle, bequeme Schub-Dreiräder mit vorderer Lenkvorrichtung und Krankenstühle zum Ausfahren vergrößert. Auch andere Kleinmöbel, die das Leben erleichterten, bereicherten das Repertoire, wie etwa Lesetische mit verstellbarer Halterung für Bücher oder Zeitschriften, Schreibpulte in verstellbarer Höhe und etliches mehr. Ab 1914 wurden dann auch komfortable Kinderwagen in gehobener Ausstattung angeboten. Es standen sogar Wagen für zwei Babies im Programm.

Die Existenz von Kinderwagen hat eine lange Geschichte und kann bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden

Anfangs wurden Kleinkinder mit einigen Ausnahmen aus den Kreisen des Adels vor allem in Ziehwägelchen mit Korbaufbau transportiert. Derartige Ausführungen aus dichtem Korbgeflecht und Holz waren bereits im 16. und 17. Jahrhundert bekannt, wenn auch sehr selten, denn die meisten Menschen waren arm und transportierten ihre Kleinkinder in Tüchern oder, wenn schon auf Rädern, dann im Schubkarren. Speziell für den Transport von Kleinkindern entwickelte, aber doch relativ einfach konstruierte Wagen waren zu dieser Zeit dem wohlhabenden Bürgertum vorbehalten. Weit aufwändigere Konstruktionen, die vom Kutschenbau inspiriert waren und mit viel Metall und dekorativen Korbverzierungen auskamen, gab es häufiger in Adelskreisen des 18. Jahrhunderts. Hier hatte man auch an die Bequemlichkeit gedacht und große Räder sowie lange Deichseln verwendet, so dass die Kinderwagen eine angenehme Höhe erreichten. Für den Adel wurden auch die ersten, fast schon sportlich und leichtgängig wirkenden Konstruktionen mit Schiebevorrichtung gebaut, wie etwa bei einem für die Kinder des Duke of Devonshire gebauten Kinderwagen von 1730. Früh entstanden auch schon Kinderwagen für den Adel, die ein Kummet besaßen und von Kleintieren gezogen wurden. Einen echten Durchbruch im Kinderwagenbau gab es dann Mitte des 19. Jahrhunderts, als Charles Burton in London die erste Kinderwagenfabrik baute. Allerdings stellte er damals dreirädrige Wagen her, die er Perambulatoren nannte und in denen die Kleinkinder, ähnlich wie heute in den dreirädrigen Sportwagen, in Fahrtrichtung saßen. Für Babys waren diese Fahrzeuge allerdings nicht konstruiert. Mit vierrädrigen Gefährten, die für Babys geeignet waren, über einen Korb mit Verdeck verfügten und anfangs zum ziehen aber bald auch zum schieben waren, kam als erster der Zeitzer Stellmacher Ernst Albert Naether heraus. Kinderwagen mit kleinen Rädern und langen Schubvorrichtungen gab es ab den späten 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Gebaut wurden sie bis in die späten 50er Jahre hinein, wobei man sich ab der 30er aber vor allem in den 40er und 50er Jahren immer stärker am Automobildesign orientierte und die Kinderwagen zudem auch technisch weiter entwickelte und ihnen bequeme Federungssysteme gönnte.

Die Leveson-Kinderwagen waren qualitativ hochwertig und geschmackvoll gestaltet. Sie wurden auch vom britischen Königshaus geordert

Die luxuriösen Kinderwagen dieser Marke waren auf Sicherheit, auf eine einfache und bequeme Handhabung sowie Eleganz ausgelegt. Verwendet wurden nur die besten Materialien. Zudem legte man Wert auf eine solide Verarbeitung und eine gut durchdachte sowie moderne Technik, um eine einfache und leichte Handhabung zu gewährleisten. Dank der langen Erfahrung im Bau von Krankentransportprodukten fiel die Produktion von Kinderwagen extrem leicht. Angeboten wurden sie als high-class Kinderwagen und hatten dank der hohen Qualität auch ihren Preis.

Fotos & Text: Marina Block


Bilder

Informationen:

MarkeLeveson
ModelKinderwagen
Baujahr1920

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