Torck - Kinderwagen (1948)

Das Unternehmen aus Deinze am Fluß Leie, einem traditionellen Zentrum der belgischen Spielwarenindustrie, zählte zu den frühen Kinderwagenherstellern

Bereits ab 1887 baute man bei der Firma, die von Leon Van Heuverswyn und Eugene Hebbelinck gegründet wurde, 1908 an Victor Kluyskens und 1911 an Paul Hautekeete und Emil Torck ging, qualitativ hochwertige Kinderwagen.

Die belgische Kinderwagen und Holzwaren-Fabrik, die ab 1927 SA Les Usines Torck hieß und bis 1971 existierte, hatte ein breites Sortiment zu bieten

So wurden bald nicht nur Kinderwagen und Puppenwagen gebaut, sondern auch Liegestühle, Gartenmöbel, Holzspielzeug, Kinderstühle, Laufställe, Kinderdreiräder, Schaukelpferde, Schreibpulte, Nähkästen und andere Holzartikel. Auch Fahrräder und in den 50er und 60er Jahren Tretautos aus Metall zählten zum reichhaltigen Sortiment.

Die Existenz von Kinderwagen hat eine lange Geschichte und kann bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden

Anfangs wurden Kleinkinder mit einigen Ausnahmen aus den Kreisen des Adels vor allem in Ziehwägelchen mit Korbaufbau transportiert. Derartige Ausführungen aus dichtem Korbgeflecht und Holz waren bereits im 16. und 17. Jahrhundert bekannt, wenn auch sehr selten, denn die meisten Menschen waren arm und transportierten ihre Kleinkinder in Tüchern oder, wenn schon auf Rädern, dann im Schubkarren. Speziell für den Transport von Kleinkindern entwickelte, aber doch einfach konstruierte Wagen waren zu dieser Zeit dem wohlhabenden Bürgertum vorbehalten. Weit aufwändigere Konstruktionen, die vom Kutschenbau inspiriert waren und mit viel Metall und dekorativen Korbverzierungen auskamen, gab es gelegentlich in Adelskreisen des 18. Jahrhunderts. Hier hatte man auch an die Bequemlichkeit gedacht und große Räder sowie lange Deichseln verwendet, so dass die Kinderwagen eine angenehme Höhe erreichten. Für den Adel wurden auch die ersten, fast schon sportlich und leichtgängig wirkenden Konstruktionen mit Schiebevorrichtung gebaut, wie etwa bei einem für die Kinder des Duke of Devonshire gebauten Kinderwagen von 1730. Früh entstanden auch schon Kinderwagen für den Adel, die ein Kummet besaßen und von Kleintieren gezogen wurden. Einen echten Durchbruch im Kinderwagenbau gab es dann Mitte des 19. Jahrhunderts, als Charles Burton in London die erste Kinderwagenfabrik baute. Allerdings stellte er damals dreirädrige Wagen her, die er Perambulatoren nannte und in denen die Kleinkinder, ähnlich wie heute in den dreirädrigen Sportwagen, in Fahrtrichtung saßen. Für Babys waren diese Fahrzeuge nicht konstruiert. Mit vierrädrigen Gefährten, die für Babys geeignet waren, über einen Korb mit Verdeck verfügten und anfangs zum ziehen aber bald auch zum schieben waren, kam als erster der Zeitzer Stellmacher Ernst Albert Naether heraus. Kinderwagen mit kleinen Rädern und langen Schubvorrichtungen gab es ab den späten 1920er Jahren. Gebaut wurden sie bis in die späten 50er Jahre hinein, wobei man sich ab der 30er, aber vor allem in den 40er und 50er Jahren immer stärker am Automobildesign orientierte und die Kinderwagen zudem auch technisch weiter entwickelte und ihnen bequeme Federungssysteme gönnte.

Der Torck-Kinderwagen von 1948 war das erste Nachkriegsmodell der Firma

Der Wagenkörper bestand aus lackiertem Holz und das Verdeck aus frühem Kunststoff. Bei der Formgebung und der Gestaltung der Details hatte man sich bereits stark vom Automobildesign inspirieren lassen. So besaß der mit Scheibenrädern bestückte Wagen Schutzbleche über den Rädern und eine Stoßstange an der Vorderseite. Das Verdeck war mit einem Befestigungssystem versehen, das von Cabrioletverdecken bekannt war, und die mit Metallleisten beschlagenen Stoßschutzkanten erinnerten ebenfalls an dekorative Elemente aus dem Automobilbau.

Produkte der erfolgreichen Firma, die in Deinze einst über 1000 Mitarbeiter beschäftigte, wurden auch hierzulande gern gekauft

Torck verkaufte Kinderwagen und andere Artikel weltweit. Mit wachsendem geschäftlichem Erfolg wurden schließlich auch Montagebetriebe in Rotterdam und in Köln, mit ebenfalls 500 Mitarbeitern, eröffnet. In den 60er Jahren begannen die Geschäfte dann schlechter zu laufen. Die Gründe dafür suchte man in der starken, deutschen Konkurrenz und in dem Aufkommen neuer Materialien, auf die man sich zu spät eingestellt hatte. Das führte 1971 zum Konkurs und zum Verkauf des Geländes in Deinze an den Spielwagengroßhandel Beeusaert.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

MarkeTorck
ModelKinderwagen
Baujahr1948

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