Das erste Serien-Automobil mit Wankelmotor war der 1963 vorgestellte NSU Wankel Spider. Er machte weltweit Schlagzeilen und avancierte zu einem Meilenstein der Automobilgeschichte, denn er galt damals als der Motor der Zukunft
Präsentiert wurde der von 1964 bis 1967 in lediglich 2375 Exemplaren gebaute Wankel Spider nur gerade mal einen Monat vor dem ersten Mazda mit Wankelmotor( Mazda Cosmo). Die japanische Firma war ein Lizenznehmer des NSU/Wankel-Patents. Als Träger für den Wankel-Motor wurde bei NSU der von dem jungen Giorgio Giugiaro bei Bertone entworfene Sport-Prinz auserkoren, den die NSU-Ingenieure allerdings in Zusammenarbeit mit dem Karosseriehaus Drauz zu einem eleganten Spider umbauten und dabei dem Fahrwerk auch noch einige Verbesserungen angedeihen ließen.
Der Motor des NSU Wankel Spider war ein Kreiskolbenmotor mit einer einzelnen Kammer und einem Kammervolumen von 497 ccm
Basierend auf dem Patent von Felix Wankel, der versucht hatte den Viertakt-Verbrennunsprozess mit Bauteilen (ein dreieckiger Läufer in einer Epitrochoide) zu erreichen, die rotierten statt wie bis dato üblich sich auf und ab zu bewegen, entwickelte die Forschungsabteilung von NSU unter Leitung von Walter Froede das auf einem Drehkolbenmotor beruhende Wankel-Prinzip zu einem Kreiskolbenmotor weiter. 1965 wurde dieser Motor in Form eines Einläufer-Kreiskolbenmotors im NSU Wankel Spider in einer Serie realisiert. Da er aber durch hohen Zeitdruck viel zu früh in Serie ging und die Käufer im Prinzip die ersten Tester waren, beschädigten die zahlreichen Kinderkrankheiten damals den Ruf des Wankelmotors stark.
Der Zweischeiben-Kreiskolbenmotor des NSU Ro 80 war dann eine Weiterentwicklung, die zwar anfangs auch etliche Probleme aufwarf, deren Lösung aber im Laufe der Zeit weitgehend erfolgte.
Die Faszination des Kreiskolbenmotors ging von seinen prinzipiellen Vorzügen aus
So besaß der Kreiskolbenmotor mit seinem turbinenartigen Lauf weit weniger bewegliche Teile als ein Hubkolbenmotor. Das sparte natürlich Kosten. Durch den Bewegungsablauf der Kreiskolben verfügte er über eine enorme Laufruhe und Vibrationsfreiheit. Seine Geräuscharmut ließ sich durchaus mit der eines Elektromotors vergleichen. Die niedrige Bauhöhe, die allgemein geringen Abmessungen und das geringe Gewicht ermöglichten eine große Variabilität. So konnte etwa die Karosserie flach gehalten werden, oder im Falle des Wankel Spiders durch die Platzierung des platzsparenden Triebwerks im Heck unter einem Kofferraum enorm viel Stauraum für ein kleines zweisitziges Automobil geschaffen werden. Der große Kofferraum befand sich vorn und trug zudem den Wasserkühler und den Tank des Fahrzeugs. Auch die Leistungsfähigkeit des kleinen Wankel Spiders, der über eine Schräglenker-Hinterachse und über vordere Scheibenbremsen verfügte, machte Eindruck. So erhielt der wohlgeformte Spider von englischen Motorjournalisten viel Lob für seine ausgezeichnete Straßenlage, seine Ausgewogenheit und Agilität.
Im Renn,- und Rallye-Sport hatte der Wankel-Spider viel Erfolg
So wurde Karl-Heinz Panowitz 1966 Deutscher Rallyemeister aller Klassen mit dem NSU Wankel-Spider. 1967 und 1968 erlangte dann Siegfried Spieß hinter dem Volant des kleinen Sportlers den Deutschen Bergmeistertitel aller Klassen.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Einscheiben-Kreiskolbenmotor, im Heck unter Kofferraum
Hubraum: 497,5 ccm
Verdichtung: 9,3:1
Leistung: 50 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 72 Nm bei 2500 U/min
Beschleunigung: von 0 auf 100 km/h in 14 sec.
Vergaser: Flachstromvergaser von Solex
Höchstgeschwindigkeit ca. 155 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe, Mittelschaltung, hydraulische Kupplungsbetätigung
Karosserie: selbstragende Ganzstahlkarosserie
Vorderradaufhängung: Querlenker, Schraubenfedern, Querstabilisator
Hinterradaufhängung: Schräglenker, Schraubenfedern
Lenkung: Zahnstangenlenkung
Bremsen: Scheibenbremsen vorn, Trommelbremsen hinten
Radstand: 2020 mm
Spur: vorn-1246 mm; hinten-1227 mm
L x B x H: 3580 x 1520 x 1260 mm
Gewicht: 700 kg
Bauzeit: 1964-1967
Stückzahl: 2375 Ex.
Preis: 1964-8500 DM