Der NSU Prinz IV war eine technische Weiterentwicklung seiner Vorgänger. Völlig neu an ihm war seine Formgebung und die großzügige Ausstattung
Wie die anderen Prinzen besaß auch der als schneller Kompaktwagen beworbene Prinz IV einen hinter der Hinterachse platzierten luftgekühlten Zweizylinder-Viertaktmotor mit obenliegender Nockenwelle und ein vollsynchronisiertes Vierganggetriebe. Sein 600 ccm-Motor war derselbe, der auch im Sportprinz desselben Jahrgangs arbeitete und leistete 30 PS bei 5600 U/min. Das Besondere der Prinz-Motoren war die Steuerung der Nockenwelle über Schubstangen, bekannt vom Motorradmotor der NSU Max aber auch von W. O. Bentleys sportlichen Konstruktionen der 30er Jahre aus Cricklewood.
Das Fahrwerk des Prinz IV mit Einzelradaufhängung rundum wies hingegen kleine Veränderungen auf. Boten schon die anderen Prinzen eine gute Straßenlage, so überzeugte der Prinz IV mit besonders exaktem Geradeauslauf und sehr gutem Kurvenverhalten dank eines Querstabilisators. Auch der Federungskomfort wurde durch eine „Prinzair“ genannte, zusätzliche Luftkissenfederung der Hinterräder erhöht.
Der Clou aber war seine amerikanisch inspirierte Formgebung
Nach den Flautejahren um 1960 herum sah die finanzielle Situation bei NSU nicht unbedingt rosig aus und man war auf der Suche nach einem potentiellen Verkaufsschlager. Da das Auto, das man ursprünglich plante, der Formgebung des BMW 700 erstaunlicherweise zum Verwechseln ähnlich sah, war Chefstylist Claus Luthe gezwungen, sehr schnell zu handeln. So holte er sich,- in jungen Jahren ein großer Fan amerikanischen Designs-, Inspiration aus Übersee bei Chevrolet. Da wurde gerade der Corvair aus der Taufe gehoben, gezeichnet mit einer rundum geführten Sicke unter der Gürtellinie. Dieses Formelement verwendete Claus Luthe als Vorbild für den Prinz IV (ab Ende 1963 Verwendung der arabischen Ziffer 4), dessen umlaufende Gürtellinie ebenfalls stark betont wurde. Heraus kam dabei aber keineswegs einfach ein geschrumpfter Corvair, sondern durchaus ein eigenständiger Charakter geprägt von der stilbildenden Corvair-Linie. Diese sollte auch beim Fiat 1300 und dem großen Karmann-Ghia viel Einfluß erlangen.
Der Prinz IV bot weit mehr Platz und Komfort als seine Vorgänger
In seinen Abmessungen hatte der neue Prinz um einige Zentimeter zugelegt, sei es beim Radstand, der Spurweite, der Breite und der Gesamtlänge. Deshalb und natürlich auch dank der kantigeren Karosserieform mit den großen Fensterflächen wuchs auch der Innenraum an und gewährte ein großzügiges Platzangebot für vier Personen. Auch die serienmäßige Ausstattung war komfortabel und reichhaltig. Und der große Kofferraum unter der Fronthaube dürfte nicht nur reiselustigen Kunden gefallen haben. Vorteilhaft war auch das mit 565 kg recht geringe Gewicht des zweitürigen Kompaktwagens mit selbsttragender Karosserie. Damit ergab sich ein gutes Leistungsgewicht von 18,8 kg/PS.
Der Prinz IV/4 wurde ein voller Erfolg, nicht nur in Deutschland
Sehr gute Fahreigenschaften, viel Platz, Temperament, ein zuverläßiger Motor, ein geringer Verbrauch und das alles bei einem moderaten Preis machten diesen bis 1973 gebauten Prinzen ungeheuer beliebt. Mit 625 000 verkauften Exemplaren,-davon gingen über 100000 Stück und in den letzten Produktionsjahren sogar fast alle Exemplare nach Italien-, war er der am meisten verkaufte Prinz aus der charmanten Prinzengarde und einer der erfolgreichsten Kleinwagen Deutschlands.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Zweizylindermotor im Heck
Hubraum: 598 ccm
Verdichtung: 7,5:1
Leistung: 30 PS bei 5600 U/min
Vergaser: Solex 34 PCI
Höchstgeschwindigkeit ca. 120 km/h
Beschleunigung: 0 auf 80 km/h in 14 sec.
Getriebe: vollsynchronisiertes Vierganggetriebe
Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Schraubenfedern, hydraulische Stoßdämpfer
Hinterradaufhängung: Pendelachse, Querlenker, Schraubenfedern, hydraulische Stoßdämpfer, Luftkissen
Lenkung: Zahnstangenlenkung
Bremsen: hydraulische Trommelbremsen
Radstand: 2040 mm
L x B x H: 3440 mm x 1490 mm x 1360 mm
Gewicht: 565 kg
Bauzeit: 1961-1973
Stückzahl: 625032 Ex.
Preis: 1961-4686 DM
