Adler - 2,5l Cabriolet (1938)

Als der stromlinienförmige und einen damals Aufsehen erregenden cw-Wert von 0,36 aufweisende Adler 2,5 Liter, der intern Typ 10 hieß, im Frühjahr 1937 vorgestellt wurde, war er eine Sensation

Entwickelt hatte dieses damals als revolutionär geltende Stromlinienfahrzeug mit in den Wagenkörper integrierten, eng stehenden Scheinwerfern, Fließheck, „Wasserfall-Kühlergrill“ und in Mulden versengten Türgriffen Karl Jenschke, der bis 1935 bei Steyr arbeitete und nach dem Weggang von Hans Gustav Röhr 1936 Chefkonstrukteur bei Adler wurde. Zuvor hatte er bei Steyr den Baby-Steyr entwickelt, der eine ähnliche Formgebung besaß wie später der 2,5 l Adler, und der ziemlich eindeutig von Ledwinkas Tatra 77 beeinflusst war.

Die Stromlinie war ein großes Thema der 30er Jahre

Es beschäftigte Automobilkonstrukteure weltweit. In Europa hatten Männer wie Jaray, Rumpler, Kamm, Ledwinka oder Freiherr Koenig-Fachsenfeld Pionier-Arbeit geleistet und in Amerika wirkte vor allem John Tjaarda richtungsweisend.

Amerika blieb es 1934 auch vorbehalten mit dem von Carl Breer konzipierten Chrysler Airflow als erster die Großserienproduktion eines aerodynamischen Modells zu beginnen. Wirklich erfolgreich sollte in den 30er Jahren aber erst John Tjaardas Stromlinien-Modell für Lincoln, der Zephyr werden, der dafür auch einen Ehrenplatz im Museum of Modern Art bekam.

Die Automobil,- und Motorradmarke Adler war schon immer etwas Besonderes und beschäftigte berühmte Ingenieure

In Deutschland kamen fortschrittliche Serienautos sehr häufig aus den von Heinrich Kleyer gegründeten Adler-Werken in Frankfurt. Seit der Jahrhundertwende baute man dort schon Autos. Kluge Köpfe wie Edmund Rumpler (Tropfenwagen), Hans Gustav Röhr und Karl Jenschke arbeiteten dort als Chefkonstrukteure. So wartete Adler oft mit den interessantesten Innovationen auf. Schon Anfang des Jahrhunderts baute Rumpler dort einen Versuchswagen mit geschlossener Motor-Getriebe-Einheit, Schwingachsen und Einzelradaufhängung. Federführend war die Firma dann später bei der Entwicklung des Frontantriebs zur Serienreife. Sie bot das erste deutsche Serienmodell mit hydraulischer Bremse und den ersten Wagen mit Ganzstahlkarosserie an. Schließlich forcierte Erwin Kleyer, der Sohn des Firmengründers, die Entwicklung stromlinienförmiger Fahrzeuge und stellte Kontakte zu Freiherr Koenig-Fachsenfeld und Prof. Kamm her. Mit dem amerikanisch-deutschen Unternehmen Ambi-Budd, dem damals einzigen Produzenten von Ganzstahlkarosserien in Deutschland, war Adler von Anfang an eng verbunden, da Ambi-Budd seit 1927 ungefähr 26% der Adler-Aktien hielt

Am 2,5 Liter Adler, der nicht nur wegen seiner Stromlinie und der gerade fertiggestellten Autobahnen „Autobahnadler“ oder „Autobahnwagen“genannt wurde sondern auch wegen seiner „Autobahnfestigkeit“, fanden sich etliche Innovationen

Der Adler besaß einen mit der Ganzstahlkarosserie verschweißten Kasten-Plattformrahmen. Als besonders fortschrittlich galt das an die Stromlinien-Karosserie angepasste Fahrgestell. Eine Stromlinien-Karosserie auf einem normalen Fahrgestell unterzubringen, hätte einen gravierenden Nachteil zur Folge gehabt, denn der Fahrgastraum wäre sehr eng ausgefallen. Beim Adler wurden nun die Längsträger des Rahmens nicht unter dem Wagenboden durchgeführt, sondern bogenartig um ihn herum. Zudem ermöglichte die pfeilförmige Vorderradaufhängung einen weit nach vorn verlegten Motor. All das ermöglichte eine geräumige Fahrgastzelle. Die Vorderräder waren an Schräglenkern und V-förmig angeordneten Viertelelliptikfedern aufgehängt, hinten gab es eine Pendelachse mit Schubstreben und Querblattfeder. Der seitengesteuerte Reihensechszylindermotor mit Leichtmetallzylinderkopf und 2494 ccm Hubraum leistete 58 PS bei 3800 U/min und war mit einem Flachstromvergaser in Registeranordnung bestückt. Er brachte das Fahrzeug, das denselben cw-Wert wie ein Audi 100 Coupé S von 1973 besaß, auf eine Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h.

Der Limousinen-Aufbau mit Schiebedach kam vom Adler-Anteilseigner Ambi-Budd aus Berlin, die beiden Cabriolet-Varianten stammten von Karmann in Osnabrück. Zweitürige Sportlimousinen für den 2,5 l Adler entstanden bei Buhne in Berlin und bei Gläser in Dresden, allerdings nur in sehr wenigen Exemplaren

Adler zählte damals zu einem der größten Kunden von Karmann. Die Osnabrücker bauten nicht nur das 2,5 l Adler-Cabriolet, sondern auch die Cabriolets für die Adler-Typen Trumpf, Trumpf Junior und Diplomat. Das luxuriöse Karmann-Cabriolet für den 2,5 l Adler gab es mit vier und mit zwei Sitzen. Damals kostete das abgebildete, viersitzige Exemplar 5950 Reichsmark. Insgesamt entstanden vom 2,5 l Adler „Autobahnwagen“ lediglich 5295 Exemplare.

Fotos & Text: Marina Block


Technische Daten

Motor: seitengesteuerter Reihen-Sechszylindermotor

Hubraum: 2494 ccm

B x H: 71 mm x 105 mm

Leistung: 58 PS bei 3800 U/min

Höchstgeschwindigkeit: 125 km/h

Vergaser: Flachstromvergaser von Solex in Registeranordnung

Antriebsart: Heckantrieb

Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung

Getriebe: Vierganggetriebe, Revolverschaltung am Armaturenbrett

Rahmen: Kasten-Plattformrahmen

Vorderradaufhängung: Schräglenker, Querfeder

Hinterradaufhängung: Pendelachse, Längsschwingarme, Querfeder

Lenkung: ZF-Rosslenkung

Karosserie: Limousine mit Schiebedach (Ambi-Budd), 4,-bzw.2sitziges Cabriolet (Karmann)

Bremsen: hydraulische Trommelbremsen

Radstand: 2800 mm

Spur vorn/hinten: 1400 mm

L x B x H: 4635 x 1740 x 1650 mm

Gewicht: ca. 1400 kg Cabriolet

Tankinhalt: 58 l

Verbrauch: ca. 13 l auf 100 km

Preis: Cabriolet 4 Sitze – 5950,- RM

Bauzeit: 1937-1940



Bilder

Informationen:

MarkeAdler
Model2,5l Cabriolet
Baujahr1938

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