Ariso - Kinderwagen (1960)


Willy Arimont eröffnete 1938 in Solingen ein Kaufhaus mit dem Namen Ariso, in dem ein breites Warensortiment auf den Kunden wartete. Im Ariso wurden im Laufe der Zeit neben Haushaltsgeräten und Haushaltswaren, Triumph-Motorrädern, Anhängern, Goliath-Dreirädern und dem Vespa-Roller von Piaggio auch Kinder,- und Puppenwagen unter dem Markennamen Ariso angeboten. Fahrräder mit Ariso-Emblem wurden ebenfalls verkauft

Produziert wurden die Kinderwagen und Fahrräder wohl nicht von Willy Arimont selbst, sondern eher bei anderen Herstellern,- vielleicht auch vor Ort, schließlich war Solingen ein Zentrum der Metall verarbeitenden Industrie-, in Auftrag gegeben oder einfach eingekauft.

Der Ariso-Faltwagen von 1960 war im Stil der Zeit mit reichhaltigem Chromschmuck versehen

In der Wirtschaftswunderzeit war der enge Bezug zum Automobildesign sehr auffällig. War es einst der Kutschenbau, der einen Anhaltspunkt für den Kinderwagenbau bot, so wirkte nach dem zweiten Weltkrieg vor allem das Automobil inspirierend. Es kamen Schutzbleche für die Räder, verchromte Stoßstangen sowie anderweitige Chromverzierungen, Scheibenräder, Zierleisten, Verdeckführungen wie beim Cabriolets-Verdeck, sogar gelegentlich Rücklichter und etliche andere automobile Details in Mode. Neben der vom Automobildesign inspirierten Gestaltung und der sehr guten Abfederung des Ariso-Kinderwagens war seine Faltbarkeit eine hervorzuhebende Eigenschaft. Man konnte den Aufbau vom Fahrgestell trennen und als Tragetasche verwenden. Praktisch war für die Abnahme des Aufsatzes auch die verchromte Reeling, die den Aufbau umrahmte. Ferner ließ sich der Griff abklappen. So erhielt man ein zusammengefaltetes Gestell, was praktisch für den Transport im Kofferraum eines Automobils war. Und das war sehr wichtig, schließlich ging der Trend in der Wirtschaftswunderzeit zum Automobil, das sich jeder für seine Familie wünschte. Da musste natürlich auch der Kinderwagen Platz finden.

Es gab zwei Zentren des Kinderwagenbaus in Deutschland

Im sächsischen Städtchen Zeitz kam es bereits im 19. Jahrhundert, inspiriert von der englischen Kinderwagenindustrie, zu einem regelrechten Boom an Kinderwagenproduzenten. Bereits 1875 existierten dort 13 Hersteller. Die Stadt in Sachsen-Anhalt entwickelte sich zu einer regelrechten Hochburg an Kinderwagenbauern und belieferte bald Kunden auch über die Grenzen hinaus. Naether, der erste und größte Kinderwagenproduzent dieser Region, bot 1896 in seinem Katalog schon gut 100 verschiedene Modelle an. Zu DDR-Zeiten wurden die Hersteller in der VEB Zekiwa zusammengefasst.

Ein zweites Zentrum der Kinderwagenindustrie bildete sich in Oberfranken aus, wo ursprünglich die Korbmacherindustrie zuhause war, die die Kinderwagenhersteller mit ihren Produkten belieferte. Als nach dem Krieg Zeitz zur DDR zählte, entwickelte sich in Oberfranken eine eigenständige Kinderwagenindustrie. Gebaut wurden Kinderwagen aber auch in anderen Teilen Deutschlands. Allerdings traten die Hersteller in diesen Regionen nur vereinzelt und nicht so geballt auf.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

MarkeAriso
ModelKinderwagen
Baujahr1960

Weitere Fahrzeuge