Hanomag - Konstruktionszeichnung vom 2/10 PS auf Zeichenbrett von Kuhlmann (1924)

Der Uhrmacher Bernhard Kuhlmann aus dem Münsterland kaufte 1873 ein Uhrengeschäft mit Werkstatt in Wilhelmshaven, das für seine im Auftrag der Marine hergestellten Navigations,- Pfeil,- und Zielinstrumente bekannt wurde

Bald stellte die Firma auch andere Präzisionsinstrumente her. Ab den 20er Jahren zählten dazu auch Parallelogramm-Zeichenmaschinen, dann Graviermaschinen und später Fräsmaschinen. Das Unternehmen ist auch heute noch in diesem Bereich tätig.

Das zwischen 1925 und 1928 gebaute, erste Hanomag-Modell 2/10 PS (Hanomag Kommissbrot) war ein echter Verkaufsschlager. Auf dem Zeichenbrett aufgespannt liegt eine Konstruktionszeichnung beziehungsweise eine Pause (Kopie) von der Original-Konstruktionszeichnung des Fahrgestells

Zwei Kilo Blech, ein Kilo Lack-fertig ist der Hanomag“-war eine landläufige Kurzfassung zur Charakteristik des Kleinwagen-Bestsellers von Hanomag. Seine einfache und effiziente Konstruktion mit 500er ohv Einzylinder-Heckmotor, unabhängiger Vorderradaufhängung und der weltweit ersten serienmäßigen Ponton-Karosserie war so kostengünstig, dass das Fahrzeug, das wegen seiner kastenartigen Form bei der Bevölkerung schlicht Kommissbrot hieß, kurzzeitig zum meistgebauten Auto Deutschlands avancierte. Auch war es eines der ersten Fahrzeuge, die hier auf dem Fließband entstanden.

Die Konstruktion enthielt einige moderne, zukunftsweisende Elemente und auch der Formgebung wurde eine Prägung durch den futuristisch-kantigen und funktionalen Stil des Bauhauses nachgesagt

Die zweisitzige Ponton-Karosserie ohne Kotflügel und Trittbretter und die kastenartige Fahrgastkabine hatten den Zweck, den Insassen möglichst viel Platz zu ermöglichen und sollte außerdem durch ihre einfache Form die Produktionskosten senken. Auch das Vorhandensein lediglich einer einzigen Tür zielte neben der besseren Festigkeit des Aufbaus in diese Richtung. Aufgebaut war die Karosserie auf einem kurzen Fahrgestell mit einem Radstand von nur 1920 mm.

Vor dem Zeitalter des Computers waren auf Zeichenbrettern erstellte technische Zeichnungen ein obligatorischer Arbeitsschritt in dem Konstruktionsablauf eines Automobils

Nach den präzise berechneten Abmessungen der Konstruktionszeichnung wurde ein dreidimensionales Modell gefertigt und geschaut, ob alles zusammenpasste. Das Zeichenbrett diente dem Konstrukteur zum Erstellen von Grundrissen, Aufrissen, Schnitten und Perspektivdarstellungen. Die ebenfalls gängige Bezeichnung Reißbrett für das Zeichenbrett stammte noch aus der Zeit der Erfindung des Bleistifts, als mit dem harten Stift eher geritzt als gezeichnet wurde. Eine Eigenschaft des Zeichenbretts war die Sicherstellung der korrekten Winkeligkeit der Linien zueinander. Das erfolgte über die Mechanik des Zeichenbretts. Der Zeichenkopf war das aufwendigste Bauteil, denn er diente zur korrekten Lineal-Befestigung im jeweils richtigen Winkel.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

MarkeHanomag
ModelKonstruktionszeichnung vom 2/10 PS auf Zeichenbrett von Kuhlmann
Baujahr1924

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