Der Hamburger Carl F.W. Borgward, der 1928 die Goliath-Werke Borgward & Co. GmbH in Bremen gründete und wenig später auch Hansa-Lloyd hinzukaufte, baute auf dem großen Erfolg vor allem seiner kleinen Nutzfahrzeuge und leichten LKWs einen Konzern auf, der in den 50er Jahren zum drittgrößten Automobilproduzenten Deutschlands avancieren sollte und dessen elegante Borgward Isabella zur Legende wurde
In den 30er Jahren festigte sich die Stellung von Borgward mit dem Erfolg des dreirrädrigen Lieferwagens Goliath, der in seinen verschiedenen Versionen schnell zu einem gewinnbringenden Verkaufsschlager herangereift war. Die Geschichte dieses kleinen Transporters ließ sich bis ins Jahr 1924 zurückverfolgen, als Borgward mit seiner damaligen Firma „Bremer Kühlerfabrik Borgward & Co“ den "Blitzkarren" auf den Markt brachte und dann den Markennamen Goliath schuf, um werbewirksam zu verdeutlichen, dass der kleine Vorderlader trotz seiner Einfachheit ein „Riese“ war. 1926 wurde ein verbessertes Modell, der Goliath Rapid, vorgestellt. Es folgten die Modelle "Standard" und weitere Varianten bis 1933 mit dem F 200 und dem F400 die ersten Frontlenker-Versionen vorgestellt wurden. Sie hatten im Gegensatz zum Blitzkarren und seinen Abkömmlingen, die Vorderlader waren, nun die Ladefläche hinten. Das Dreirad wurde wahlweise durch einen 1-Zylinder ILO-Motor mit 198 ccm (F200) und 5,5 PS oder durch einen 2-Zylinder Motor (Eigenherstellung) mit 398 ccm und 12 PS angetrieben. Die erste Serie des F200 und des F400 von 1933 besaß einen Holzaufbau. Auf Stahlaufbauten wurde bei der zweiten Serie von 1935 umgestellt.
Ab 1935 wurde auch der F400 von einem 398 ccm ILO-Zweizylinder-Zweitaktmotor angetrieben. Zu finden war der nun 12,5 PS leistende Motor mit Gebläsekühlung und unsynchronisiertem Dreiganggetriebe unter der Sitzbank für Fahrer und Beifahrer. Die Höchstgeschwindigkeit des F200 betrug 38 km/h. Der F 400 besaß eine Zuladung von 750 kg und erreichte circa 50 km/h. Der Neupreis des Dreirads betrug damals je nach Version und Aufbau (Pritsche/Kastenwagen) zwischen 1340 und 1605 Reichsmark. 1938 kamen mit dem FW 200 und FW 400 noch für ein Jahr Nachfolgeversionen mit Wasserkühlung auf den Markt.
Kleine, dreirädrige Lieferwagen waren in den 20er und 30er Jahren sehr begehrt
Laut einer Verordnung von 1928 durften Kraftfahrzeuge mit weniger als vier Rädern und mit einem Motor unter 200 ccm Hubraum ohne Führerschein gefahren werden. Deshalb waren Fahrzeuge wie der Goliath mit 200 ccm Hubraum damals weit verbreitet. Größere Ausführungen mit mehr Hubraum und Leistung wurden zumeist gleichzeitig angeboten.
Bis 1938/39 wurden monatlich etwa 100 Goliath-Dreiräder hergestellt.
Auch nach dem Krieg wurde die erfolgreiche Dreirad-Tradition, die sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt hatte, weitergeführt
Wieder waren niedrige Herstellungs,- und Unterhaltungskosten ein ausschlaggebendes Argument für die dreirädrigen Lieferwagen von Goliath und seinem größten Konkurrenten, dem Hamburger Tempo-Dreirad. Anfang der 50er Jahre bauten viele Firmen, wie etwa Wäschereien oder Bäckereien ihren kompletten Fuhrpark mit dreirädrigen Goliath-Lieferwagen auf. Produziert wurden die Nachfolger des F400, der GD 750 und der leistungsstärkere Goli bis in die Wirtschaftswunderzeit hinein. Als es dann in der Republik wirtschaftlich deutlich bergauf ging, nahm das Ansehen des kleinen Goliath den entgegengesetzten Weg, denn er wurde zu sehr mit einer Zeit des Mangels in Verbindung gebracht, die man möglichst schnell vergessen wollte. Mit dem Zusammenbruch des Borgward-Konzerns 1961 endete schließlich auch die Goliath-Produktion.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Zweizylinder-Ilo-Zweitaktmotor
Hubraum: 398 ccm
B x H: 60 x 70 mm
Leistung: 12,5 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Getriebe: Dreiganggetriebe
Chassis: Kastenrahmen
Karosserie: Pritsche, Kastenwagen,
Vorderradaufhängung: Schwinge
Hinterradaufhängung: Starrachse, Blattfedern
Antriebsart: Hinterradantrieb
Bremsen: Trommelbremsen
Radstand: 2500 mm
L x B x H: 4000 x 1550 x 1600 mm
Gewicht: 640 kg
Bauzeit: 1935-1938 F400 Serie 2