Der Morris Eight mit seitengesteuertem Vierzylinderreihenmotor, geräumigem Aufbau und hydraulischen Bremsen, der 1934 die Bühne betrat und bald hohe Verkaufszahlen erreichte, war ein zuverlässiger und robuster Kleinwagen aus dem Hause Lord Nuffields (ehedem William Morris) und ein direkter Konkurrent des Ford Y. Zudem musste für den Morris Eight die erste Version des erfolgreichen Morris Minor weichen
In Zeiten der Weltwirtschaftskrise griffen selbst viele einst betuchte Kunden auf kleine „Family Cars“ wie den Morris Minor oder den Austin Seven zurück. Als jedoch Ford im englischen Werk in Dagenham mit der Produktion des wie ein geschrumpfter V-8 wirkenden Modells „Y“ (in Deutschland wurde der Mini-Ford als „Ford Köln“ gebaut) begann und genau auf diese Kundschaft abzielte, geriet auch die Nuffield-Gruppe in Zugzwang. Da der Ford Y mit einem viel geräumigeren Platzangebot lockte, konterte William Morris 1934 mit dem Morris Eight, der ebenfalls über ein für einen Kleinwagen reichhaltiges Platzangebot mit großem Kofferraum und darüber hinaus über eine gute Ausstattung mit elektrischen Scheibenwischern, hydraulischen Bremsen, bequemen Sitzen und einem gut bestückten Armaturenbrett verfügte. Der Erfolg des Morris Eight machte die Nuffield-Gruppe wieder zur Nummer eins der britischen Autohersteller.
Angeboten wurde der Morris Eight von 1934 bis 1948 in drei Serien, bis er dann 1948 vom neuen, modernen und von Alec Issigonis entwickelten Morris Minor abgelöst wurde
Die erste Serie des Eight besaß Stahlspeichenräder und eine noch recht kastenförmige Karosserie mit abgerundeten Kanten. Auch waren die Scheinwerfer freistehend. Die zweite Serie von 1938 unterschied sich bis auf den nun lackierten statt verchromten Kühlerrahmen und die Scheibenräder (Easyclean) nicht wesentlich vom Ursprungsmodell. Ganz anders sah hingegen die dritte ab 1939 gebaute Serie (E) aus, die über eine Stromlinienkarosserie mit Wasserfall-Kühlergrill und in den Wagenkörper integrierten Scheinwerfern, über mehr Leistung und ein Vierganggetriebe verfügte. Aufgebaut auf einem Kastenrahmen gab es den Morris Eight als zweitürige oder viertürige Limousine mit und ohne Schiebedach und Ledersitzen. Daneben wurde der Morris Eight auch als offener Tourenwagen angeboten. Es war auch möglich für 95 Pfund nur das Chassis zu ordern und sich einen Karossier eigener Wahl zu suchen. Außerdem gab es dann noch eine ab 1940 gebaute Lieferwagenversion der letzten Serie, die sogar die Limousine sowie den Tourenwagen überlebte und in der Nachkriegszeit noch bis 1953 produziert wurde.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: sv Reihenvierzylinder
Hubraum: 918 ccm
B x H: 57 mm x 90 mm
Verdichtung: 6,5:1
Vergaser: SU-Vergaser
Leistung: 24 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h
Getriebe: Dreiganggetriebe, teilsynchronisiert
Elektrik: 6 Volt
Chassis: Kastenrahmen
Karosserie: Ganzstahlaufbauten, Limousine zweitürig oder viertürig, offener Tourenwagen
Vorderradaufhängung: Starrachse, Halbelliptikfedern
Hinterradaufhängung: Starrachse, Blattfedern
Antriebsart: Heckantrieb
Bremsanlage: hydraulische Lockheed-Trommelbremsen
Radstand: 2286 mm
Gewicht: 660 kg
Verbrauch: ca. 6,3l/100 km
Preis: 120 Pfund-zweitüriger Standard Saloon, 145 Pfund für viertürige Limousine mit Schiebedach
Bauzeit: 1934-1948
Stückzahl: 340000 Ex.