Der während des zweiten Weltkriegs konstruierte GAZ M20 war das erste sowjetische Automodell, das in einer Großserie produziert wurde
Den Auftrag zur Produktion eines modernen Mittelklassemodells hatte das Gorkier Automobilwerk (GAZ), das zu einer der größten Autofabriken der Sowjetunion werden sollte, in den frühen 40er Jahren erhalten. Erste Entwürfe einer selbsttragenden Pontonkarosserie mit stromlinienförmiger Linienführung, für die der talentierte junge Designer Veniamin Samoilov verantwortlich zeichnete, entstanden 1943. Die Serienproduktion wurde dann kurz nach dem Krieg im Jahr 1946 aufgenommen. Inspirieren ließ man sich einerseits vom Opel Kapitän aus dem Jahr 1938, der ein technisch sehr modernes Automobil war, sowie von amerikanischen Formen und Stilelementen. So erinnerte die Formgebung des GAZ M20 stark an die stromlinienförmige Gestalt des Chevrolet Fleetline Aerosedan von 1942 mit elegantem Fließheck und chrombestückter Frontpartie. Technisch orientierte sich der GAZ am Opel Kapitän mit selbsttragender Pontonkarosserie, einer unabhängigen Vorderradaufhängung an Doppelquerlenkern und Schraubenfedern und einer Starrachse an Blattfedern hinten. Ausgestattet war der Pobeda als erstes sowjetisches Automobil mit Blinkern, elektrischen Scheibenwischern, hydraulischen Bremsen an allen Rädern, einer elektrischen Heizung und mit einem Radio. Auch der Innenraum war mit dick gepolsterten und bequemen Sitzen und einem gut bestückten und modern gestalteten Armaturenbrett samt integriertem Radio recht ansprechend ausgelegt.
Unter der Motorhaube arbeitete ein seitengesteuerter Reihenvierzylindermotor mit 2,1 l Hubraum und 50 PS Leistung
Ausgestattet mit diesem Triebwerk galt die geräumige und mit 1300 kg nicht unbedingt leichtgewichtige Limousine bald als untermotorisiert. Anfangs gab es Überlegungen ein Sechszylindertriebwerk für das Modell zu entwickeln, die aber wohl wegen der höheren Kosten wieder verworfen wurden. Mit dem 50 PS starken sv-Vierzylindermotor erreichte das Fahrzeug lediglich eine Höchstgeschwindigkeit von etwas über 100 Stundenkilometern. Allerdings waren die Straßen damals in der Sowjetunion (und nicht nur dort) auf sehr viel höhere Tempi auch gar nicht ausgelegt. Als weit wichtiger für die Bewältigung der damaligen Wegstrecken stellte sich mit 200 Millimetern wohl eher die große Bodenfreiheit des GAZ M20 heraus.
Ursprünglich sollte das Modell den Beinamen Rodina (Heimat) erhalten. Bedacht wurde es dann aber nach dem Krieg mit dem Beinamen Pobeda (Sieg)
Gekommen war es zur Namensänderung, weil Joseph Stalin darauf Wert gelegt habe. Damit verwies man auf den Status als eine der Siegermächte des zweiten Weltkriegs. Bald hieß das Modell im Volksmund schlicht Pobeda und die offizielle Bezeichnung GAZ M20 trat in den Hintergrund.
Vom recht luxuriös ausgestatteten Pobeda gab es verschiedene Modellvarianten und auch Lizenzproduktionen
Neben der Limousine, die mit über 200000 Exemplaren den größten Teil der Produktion ausmachte, wurde noch eine Cabriolet-Ausführung in etwa 12000 Exemplaren, ein Taxi und eine Pick-Up-Version gebaut. In Polen entstand der Pobeda in Lizenz als FSO Warszawa.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: sv Vierzylinderreihenmotor, vorn
Hubraum: 2112 ccm
B x H: 82 x 100 mm
Verdichtung: 6,2:1
Leistung: 50 PS bei 3600 U/min
Höchstgeschwindigkeit ca. 100 km/h
Getriebe: Dreiganggetriebe
Kupplung: Einscheibentrockenkupplung
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Schraubenfedern
Hinterradaufhängung: Starrachse, Blattfedern
Lenkung: Zahnstangenlenkung
Bremsen: hydraulische Trommelbremsen
Radstand: 2700 mm
Bodenfreiheit: 200 mm
L x B x H: 4665 x 1695 x 1590 mm
Gewicht: ca. 1300 kg
Tankinhalt: 55 l
Verbrauch 13 l/100 km
Bauzeit: 1946-1958
Stückzahl: 235997 Ex.