NSU aus Neckarsulm, damals der größte Motorradhersteller der Welt, stellte wenige Monate nach Einführung des erfolgreichen Kleinwagenmodels Prinz Ende 1958 mit dem Sportprinz, ein bildhübsches 2 +2 Coupé vor, dessen Formen aus dem Hause Bertone stammten. Das technische Konzept blieb dasselbe wie beim Ausgangsmodel Prinz
Automobile hatte NSU in seiner Geschichte bereits zwischen 1906 und 1928 hergestellt, sich dann aber auf die Motorradproduktion konzentriert. Da der Motorradabsatz in den 50er Jahren rapide zu schrumpfen begann, suchte auch der größte Zweiradhersteller nach Alternativen und stellte mit dem Kleinwagenmodell Prinz ein Erfolgskonzept auf. Der Prinz war zwar klein, sah aber wie ein ausgewachsenes Automobil aus und bot genügend Platz für vier Insassen mit samt Gepäck, denn im Bug des mit einem Heckmotor bestückten Fahrzeugs befand sich ein relativ geräumiger Kofferraum. Zudem besaß der Prinz eine ansprechende Form und eine selbsttragende Karosserie. Seine Räder waren allesamt unabhängig aufgehängt, vorn an Dreieckquerlenkern und hinten an einer Pendelachse. Bereits das Fahrverhalten des ersten Prinzen wurde gelobt.
Der Sportprinz war ein Blickfang und entstand primär, wie der Karmann-Ghia bei VW, als chices Pendant zum Basismodell
Bestückt war der Sportprinz wie schon der normale Prinz mit einem 600 ccm- Zweizylinder-Viertaktmotor und einem Vierganggetriebe mit Mittelschaltung. Das besondere an dem Parallel-Twin war die Steuerung der obenliegenden Nockenwelle über Schubstangen, einem Prinzip, das schon Walter Owen Bentley bei seinen Fahrzeugen angewendet hatte. Beim Sportprinzen leistete das Triebwerk 30 PS bei 5800 U/min und brachte ihn auf eine Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h. Für die zeitlos schöne Linienführung des Sportprinzen mit Fließheck und großzügigen Fensterflächen zeichnete Bertone-Chefdesigner Franco Scaglione verantwortlich. Es war eine seiner letzten Arbeiten für den in der Nähe von Turin ansässigen Karossier. Bekannt geworden war Scaglione auch für die stilistisch gelungenen Formen des Ferrarina-Coupés, der BAT-Prototypen von Alfa Romeo oder dem Alfa Romeo Sprint Speziale und Alfa Romeo T33 Stradale. Bei Bertone entstanden auch die ersten 2715 Exemplare des Sportprinzen. Erst ab 1962 übernahm Karossiers Drauz aus Heilbronn die Fertigung. Gebaut wurden von ihm bis 1967 ungefähr 21000 Exemplare, die nicht nur in Deutschland sondern weltweit Freunde fanden.
Im Jahr 2000 fragte sich der Besitzer eines Sportprinzen von 1965, warum man für das Fahrzeug nicht statt des Parallel-Twins einen Vierzylindermotor verwenden könne und startete einen Versuch
Eingebaut wurde ein getunter Motor des TTS mit 85 PS, der das elegante kleine Coupé zu einem echten Sportler machte. Auch die Inneneinrichtung des Fahrzeugs samt Armaturenbrett wurde auf Sport getrimmt. Schnell stellte sich allerdings der Grund für die damalige Wahl eines kleinen Zweizylinders heraus. Schon in den 60er Jahren bereiteten selbst im Falle des Twins getunte Versionen thermische Probleme, da die Luftansaugung, wie beim Porsche, in der Mitte lag, wo der größte Unterdruck beim Auto besteht. Ein Vierzylindermotor im Heck vergrößerte die Problematik nur noch. Doch es gab eine Lösung und die lag in einem ausgeklügelten Belüftungssystem. So erhielt der abgebildete Sportprinz im Jahr 2000 Belüftungsohren statt der hinteren Seitenfenster. Auf diese Weise konnte zusätzliche Luft über Schläuche in den hinten liegenden Motorraum befördert werden. Außerdem wurde die Motorklappe mit Lufthutzen bestückt.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Vierzylinderreihenmotor im Heck
Hubraum: 996 ccm
B x H: 69 x 66,6 mm
Leistung: 85 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 160 km/h
Vergaser: vier Solex-Vergaser
Getriebe: Vierganggetriebe
Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung
Antrieb: Hinterradantrieb
Vorderradaufhängung: Trapezdreieckslenker, Schraubenfedern, hydraulische Stoßdämpfer, Querstabilisator
Hinterradaufhängung: Pendelachse, Schraubenfedern, hydraulische Stoßdämpfer
Lenkung: Zahnstangenlenkung
Bremsen: hinten hydraulische Trommelbremsen, vorn Scheibenbremsen
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie, 2 + 2 Coupé, Entwurf von Franco Scaglione bei Bertone
Radstand: 2000 mm
L x B x H: 3560 x 1520 x 1235 mm
Gewicht: ca. 630 kg
Bauzeit: 2000
Stückzahl: 1 Ex.