Der VW Karmann-Ghia des Typs 14, der im Volksmund nach der 1961 erfolgten Vorstellung des größeren und kantiger geformten Modells vom Typ 34 auch der kleine Karmann-Ghia genannt wurde, entstand zwischen 1955 und 1974 auf der VW Käfer-Plattform. Es gab ihn als Coupé und ab 1957 auch als Cabriolet. Er besaß die robuste Käfer-Mechanik mit luftgekühltem Vierzylinder-Boxermotor im Heck, Hinterradantrieb, unabhängiger Vorderradaufhängung an Kurbellenkern und hinterer Pendelachse, die ab 1970 durch eine Schräglenkerachse ersetzt wurde. Seine elegante Formgebung wurde vom Design-Studio Ghia in Turin entworfen. Gefertigt wurden die Karmann-Ghias beim Karosseriebauer Karmann in Osnabrück, auf dessen Eigeninitiative in den 50er Jahren die Verbindung zu Ghia entstand
Wer nun eigentlich der wirkliche Urheber des ersten Karmann-Ghia-Designs von 1955 war, ist eigentlich immer noch etwas umstritten, denn sowohl Luigi Segre als auch Mario Boano und Giovanni Savonuzzi reklamierten den „kleinen“ Karmann-Ghia für sich. In Wirklichkeit aber scheint Boano beim amerikanischen Designer Virgil Exner kräftig abgekupfert zu haben. Der Chrysler D'Elégance, den der Chrysler-Chefstylist entworfen hatte und damals bei Ghia bauen ließ, besaß nämlich die stilistische Grundstruktur und sogar etliche Detaillösungen, die dann auch am Karmann-Ghia zu finden waren.
Ansprechen wollte man damals mit dem chicen und sportlich anmutenden Karmann-Ghia vor allem eine reichere, weibliche Kundschaft, deren Haushalt sich einen Zweitwagen leisten konnte.
Die Motorisierung des Typ 14 lief parallel zu derjenigen der neusten Käfer-Versionen. Anfangs gab es den Typ 14 mit dem 1,2 l ohv Vierzylinder-Boxermotor aus dem VW Export-Käfer mit 30 und später 34 PS. Dann wurde der 1,3 l-Motor mit 40 PS eingebaut, darauf die 1,5 l-Variante mit 44 PS bis der Typ 14 schließlich ab 1970 einen 1,6 l-Boxer mit 50 PS unter der Heckklappe trug. Mit der höheren Leistung ging auch die Einführung vorderer Scheibenbremsen einher
Gegen Ende der Produktionszeit wurde auch das Fahrwerk des Karmann-Ghia überarbeitet. So erhielt der Typ 14 1970 eine Schräglenker-Hinterachse statt der bisherigen Pendelachse, was seinen Fahreigenschaften zugute kam.
Eckige Blinker besaß er vorn seit 1969 und auf eine 12 V-Anlage wurde die Elektrik bereits 1967 umgestellt. Ab demselben Jahr konnte statt des Viergang-Schaltgetriebes auch eine Halbautomatuk geordert werden.
Der „kleine“ Karmann-Ghia war nicht zuletzt wegen seiner rundlich-eleganten Formen sehr beliebt
Die Formgebung des bis 1974 gebauten Typ 14 sprach die Kundschaft letztendlich wohl mehr an als das außergewöhnlichere Styling des größeren Modells vom Typ 34. So entstand der kleine Karmann-Ghia, der allerdings auch etwas weniger kostete als sein größerer Bruder, in über 440000 Exemplaren. Vom Typ 34, dessen Produktion 1969 endete, wurden hingegen lediglich 42505 Fahrzeuge verkauft. Als Nachfolger des Karmann-Ghia ging 1974 der VW Scirocco an den Start. Der abgebildete, kleine Karmann-Ghia von 1971 trägt noch das originale Meller Nummernschild.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: luftgekühlter ohv Vierzylinder-Boxermotor, im Heck
Hubraum: 1584 ccm
B x H: 85,5 x 69 mm
Leistung: 50 PS bei 4000 U/min
max. Drehmoment: 106 Nm bei 2800 U/min
Verdichtung: 7,5:1
Vergaser: Fallstromvergaser von Solex
Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h
Antriebsart: Heckantrieb
Getriebe: Vierganggetriebe; ab 1967 auch Halbautomatik
Rahmen: Zentralrohr-Plattformrahmen
Vorderradaufhängung: Doppelkurbellenker, zwei Torsionsstabfedern quer
Hinterradaufhängung: Schräglenkerhinterachse
Bremsen: vorn Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen
Radstand: 2400 mm
L x B x H: 4190 mm x 1630 mm x 1325 mm
Gewicht: 870 kg
Verbrauch: ca. 9,5l/100 km
Bauzeit: 1955-1974
Stückzahl: über 440000 Ex. Coupé + Cabriolet