Prophete - Tandem-Fahrrad (1994)


Die Fahrradmarke Prophete kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, denn die Brüder Hermann Paul und Bruno (er starb im ersten Weltkrieg) Prophete betrieben bereits ab 1908 eine Fahrradwerkstatt in Nietleben bei Halle an der Saale

In den 20er Jahren eröffnet Prophete dann ein Fahrrad-Fachgeschäft in Halle. Wie damals in der Branche üblich, nahmen Hermann und Rudi Prophete, die Söhne von Hermann Paul, an vielen Fahrradrennen teil, um für ihre Produkte ihres Unternehmens die Werbetrommel zu schlagen. Das Engagement lohnte sich, denn die Firma konnte sich in den 30er Jahren vergrößern.

Nach dem Krieg zog die Familie nach Rheda-Wiedenbrück und gründete dort einen Fahrradgroßhandel

Im Westen nahm Prophete dann in den 70er Jahren auch eine eigene Produktion von Fahrrädern und Zubehör in Angriff, die das untere und mittlere Fahrrad-Segment anvisierte. Unter dem Markennamen Rex wurden die eher sportlichen Versionen vermarktet. All das geschah mit Erfolg, so dass in den späten 90er Jahren Fahrrad,- und Mopedhersteller wie der Fahrradhersteller Schlote aus Oldenburg mit der Marke Rabeneick (vormals eine traditionsreiche Bielefelder Fahrrad,- und Motorradmarke), die Kreidler-Gruppe und die VSF-Fahrradmanufaktur hinzugekauft wurden. Sei dem Modelljahr 2017 konzentriert sich das Unternehmen, zu dem auch die Tochter Cycle Union zählt, auf den Vertrieb von E-Bikes mit Antrieben von AEG.

Tandem-Fahrräder gab es schon im 19. Jahrhundert

Sehr bald nachdem es Fahrräder mit Niederrahmen gab, wurden auch Tandem-Fahrräder gebaut. So bot zum Beispiel die amerikanische Firma Waltham unter dem Markennamen Orient bereits 1899 ein Fahrrad mit zwei hintereinander liegenden Tretlagern an. Aber damit nicht genug, es wurden sogar Fahrräder für noch mehr aktive Fahrer gebaut. Von den Opel-Brüdern etwa ist ein Fahrrad für fünf pedalierende Personen überliefert, das um 1900 entstand.

Ein Tandem-Fahrrad musste besonderen Ansprüchen gerecht werden

Da die Belastung höher war, wurde der Rahmen eines Tandems verstärkt ausgeführt. Die Rahmenkonstruktion musste also besonders stabil sein und den Kräften einer zusätzlich pedalierenden Person standhalten können. Meist versah man die Rahmen mit einer horizontalen Stange und nur einem Durchstieg, um mehr Stabilität zu gewährleisten. Möglich waren aber zwei Durchstiege und eine Querstange für die Stabilität. Bei dem Prophete-Tandem befand sich die horizontale Stange vorn auf der Position des Kapitäns, wie der erste Fahrer genannt wurde. Der Stoker (Heizer),- den Namen erhielt der hintere Fahrer- konnte in unserem Fall bequemer aufsteigen, denn die hintere Position war mit einem Durchstieg versehen. Wahrscheinlich hatte man hier an mitfahrende Frauen gedacht. Es gab aber auch Tandems mit vorderem Durchstieg und hinterer Stange. Gelenkt wurde bei dem abgebildeten Exemplar ausschließlich vorn. Später sollte es aber auch Tandems geben, bei denen beide Fahrer lenken konnten. Für eine höhere Fahrstabilität sollte auch eine größere Speichenanzahl sorgen, was bei dem Prophete-Tandem allerdings nicht der Fall war. Über gute Bremsen verfügte aber auch dieses Exemplar, denn die 26“-Räder waren vorn und hinten mit Trommelbremsen bestückt. Die erste, lange Antriebskette besaß einen Kettenspanner, die Synchronkette (zweite Kette) trieb das Hinterrad an. Für Fahrkomfort sorgte ein Dreiganggetriebe sowie dick gepolsterte Gel-Sättel. Angeboten wurde das Prophete-Tandem auch in Baumärkten.

Einsatzmöglichkeiten von Tandem-Fahrrädern

Im Tandem zu fahren, hatte gewisse Vorzüge. So kam man schneller voran, konnte sich besser unterhalten als auf zwei hintereinander fahrenden Rädern, auch musste der Stoker nicht auf den Verkehr achten und konnte stattdessen die Landschaft genießen. Zudem stand nun auch sehbehinderten Menschen der Fahrradsport offen.

Fotos & Text: Marina Block



Bilder

Informationen:

MarkeProphete
ModelTandem-Fahrrad
Baujahr1994

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