Der seit der Nachkriegszeit vor allem für seine Kleinwagen bekannte, italienische Automobilhersteller Fiat aus Turin brachte 1964 den bald sehr beliebten Tipo 850 heraus. Das mit einem Heckmotor und einem Stufenheck versehene Kleinwagen-Modell war keine Neukonstruktion, sondern eine weiterentwickelte Version des Typs 600 mit hubraum,-und leistungsstärkerem Motor sowie einer veränderten Karosserie. Der 600 war ein unter dem Motto „günstig, gut und unkompliziert“ konstruierter Kleinwagen mit wassergekühltem ohv Vierzylinder-Heckmotor hinter der Hinterachse, Heckantrieb und gutem Platzangebot für einen Kleinwagen, der einen riesigen Erfolg haben sollte und lange Zeit sehr gefragt war
Fiats genialer Chefkonstrukteur Dante Giacosa hatte den Fiat 850 mit einer vorn und hinten verlängerten und auch etwas breiteren Karosserie versehen. Damit verfügte das Fahrzeug nun über noch weit mehr Stauraum als sein Vorgänger. Den Tank hatte man bei diesem Modell nach hinten zum Motor verlegt. Außerdem besaß das neue Modell nun eine umklappbare Rücksitzlehne.
Bereits 1965 gesellte sich die erste Version eines chicen 2 + 2 Fastback-Sportcoupés und eines pfiffigen, zweisitzigen Cabriolets (Spider) zur Limousine
Auf dem Genfer Automobilsalon von 1965 präsentierten die Turiner die beiden formvollendeten Versionen. Beide besaßen eine sehr attraktive, sportliche Linienführung, die sich stark von den Formen der Limousine abhob. Außerdem hatten sie einen leistungsstärkeren Motor. Der Spider verdankte seine rassig sportliche Note dem Karosseriehaus Bertone. Die elegante Außenhaut des Sportcoupés ( die erste bis 1968 gebaute Version besaß den Zusatz „Sport“ in der Namensführung übrigens noch nicht) wurde in Fiats Centro Stile von Vater und Sohn Boano entworfen.
Das zweitürige 2 + 2 Sportcoupé war weit weniger spartanisch ausgestattet als die Limousine
Vielmehr wirkte das kleine Coupé wie ein heranwachsender GT mit seiner Fastback-Karosserie, den runden und versetzt angeordneten Doppelscheinwerfern (anfangs zwei große und zwei kleine, später vier gleichgroße), den runden Doppelrückleuchten und der hochwertigeren Innenraumgestaltung mit samt Ledersitzen, Sportlenkrad, Rundinstrumenten und teakholzartigem Armaturenbrett. Auch am Motor wurde einiges getan um dem auf 850 ccm Hubraum aufgebohrten 600er Motor, der in der Limousine arbeitete, einen sportlicheren Tough zu verleihen. Nachdem Tuner Abarth den 850 ccm ohv Motor überarbeitet hatte, leistete dieser nun dank eines Weber-Doppelvergasers, einer anderen Nockenwelle, einer höheren Kompression und Vierfach-Krümmern 47 PS bei 6200 U/min statt der 34 PS, die er in der Limousine mobilisierte. Das Coupé erreichte mit dem von Abarth getunten Motor eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und beschleunigte so schnell wie ein Mini-Cooper. Die 1968 vorgestellte zweite Auflage des Sportcoupés erhielt ein auf 903 ccm Hubraum aufgebohrtes Triebwerk und 52 PS Leistung. Damit war der elegante kleine Fiat noch einige km/h schneller unterwegs. Er war übrigens einer der sportlichsten und auch ansprechendsten Fahrzeuge seiner Hubraumklasse und galt damals bald als durchaus erschwinglicher Traumwagen sportlich ambitionierter junger Leute. Zudem war seine Mechanik solide, die Unterhaltskosten gering, er bot genug Platz, es gab viel Stauraum und er fuhr sich mit leichtgängiger Lenkung, exater Schaltung, geringem Kraftaufwand, guten Bremsen und guter Straßenlage ziemlich angenehm. Lediglich die Rostanfälligkeit der Karosserie machte auf die Jahre gesehen Probleme.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Reihenvierzylinder , Heckmotor längs
Hubraum: 903 ccm
B x H: 65 mm x 68 mm
Verdichtung: 9,5:1
Leistung: 52 PS bei 6500 U/min
max. Drehmoment: 65 Nm bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca.145 km/h
Vergaser: Weber-Doppelvergaser
Getriebe: Vierganggetriebe
Antriebsart: Heckantrieb
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Vorderradaufhängung: Dreieckslenker, Querblattfeder, Stabilisator
Hinterradaufhängung: Dreieckslenker, Schraubenfedern
Bremsen: innen belüftete Scheibenbremsen vorn, Trommelbremsen hinten
Radstand: 2027 mm
L x B x H: 3651 x 1500 x 1350 mm
Spur: vorn 1170 mm, hinten 1222 mm
Gewicht: 726 kg
Tankinhalt: 30 l
Bauzeit: 1965-1973