1953 brachten die Turiner einen neuen Fiat 1100 auf den Markt, der sich wesentlich von seinem Vorgänger unterschied, der noch in der traditionellen Entwicklungslinie stand, die das Vorkriegsmodell Fiat 508 C Nuova Balilla 1100 begründet hatte. Der neue Fiat 1100 verkörperte hingegen eine der ersten modernen Nachkriegsentwicklungen im Automobilbau Europas
So besaß das neue Modell zwar auch einen Frontmotor und Heckantrieb, aber nun kein Chassis und auch keine nostalgische Karosserieform mehr, sondern verfügte über eine selbsttragende, moderne und geräumige Pontonkarosserie und über ein anderes Fahrwerk. Die Vorderräder waren an Doppelquerlenkern aufgehängt, hinten gab es eine Starrachse samt Blattfedern. Querstabilisatoren wurden vorn und hinten eingesetzt.
Der viertürige und viersitzige Fiat Nuova 1100 war sehr funktional ausgelegt. Neben der Limousine kam bald eine Sportlimousine, ein kleiner Kombi und ein von Fiats Karosseriespezialisten Fabio Luigi Rapi entworfener Spider hinzu. 1956 wurde der 1100 überarbeitet und optimiert, was zu mehr Leistung, einer besseren Fahrwerksabstimmung und besseren Bremsen führte. Diese Version wurde auch in Lizenz als NSU Fiat Neckar in Deutschland produziert
Trotz seiner geringen Größe zeichnete er sich durch eine große Geräumigkeit und etliche praktische Details aus. Da alle Türen bis 1960 an den B-Säulen angeschlagen waren, ließ es sich komfortabel aus,- und einsteigen. Sehr praktisch war auch die umklappbare Rücksitzbank, denn sie ermöglichte eine große ebene Ladefläche, die sich dank der großen Kofferraumklappe bequem beladen ließ. Auch wenn der Fiat 1100 schmal gebaut war, blieb den Passagieren viel Bewegungsfreiheit, da es vorn ebenfalls eine durchgehende Sitzbank gab und auch die Lenkradschaltung des teilsynchronisierten (1. Gang unsynchronisiert) Vierganggetriebes wenig Raum einnahm. Außerdem war die Übersichtlichkeit dank großer Fensterflächen gut. Richtig modern für Mitte der 50er Jahre war auch der Breitbandtacho mit integriertem Kilometerzähler, Tankuhr, Öl,- und Batteriestand-Anzeige. Der zentrale Nebelscheinwerfer zählte 1956 und 1957 zur Standardausstattung des 1100/103E.
Fiats genialer Chefkonstrukteur Dante Giacosa verfolgte auch beim neuen Fiat 1100 ein zukunftsweisendes Konzept
Im Blick hatte er ein modernes, unkompliziertes und zuverlässiges Fahrzeug, das nur geringe Unterhaltskosten bereitete und wenig verbrauchte, genug Leistung besaß, um eine Familie samt Gepäck zügig transportieren zu können und das dank zuverlässiger Großserientechnik auch günstig zu produzieren war. Zudem sollte das Fahrzeug eine breite Käuferschicht ansprechen und auch durch seine Leistungsfähigkeit und sein modernes äußeres Erscheinungsbild Sympathien wecken.
Der neue Fiat 1100 mit selbsttragender Karosserie, geringem Gewicht und 1,1 l ohv-Triebwerk machte auch im Wettbewerb keine schlechte Figur
So nahmen Fahrzeuge diesen Typs sogar damals an der berühmten Rallye Mille Miglia durch Italien teil.
Auf der Basis dieses Fiats entstanden auch Versionen italienischer Karosseriehäuser
So baute etwa Pininfarina auf der Grundlage des Fiat 1100 ein chices Coupé und auch einen Spider. Desweiteren wurde der Motor und das Fahrwerk des Fiat 1100 von kleineren italienischen Herstellern als Grundlage für ihre Sport,- oder Rennwagen verwendet, so etwa bei Stranguellini und einigen anderen Formel Junior-Versionen.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Reihenvierzylindermotor
Hubraum: 1089 ccm
B x H: 68 x 75 mm
Verdichtung: 6,7:1
Leistung: 40 PS bei 4400 U/min
Vergaser: Weber-Fallstromvergaser
Höchstgeschwindigkeit: 125 km/h
Lenkung: Schnecke und Rolle
Getriebe: Vierganggetriebe ( 1. Gang unsynchronisiert), Lenkradschaltung
Antriebsart: Heckantrieb
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Schraubenfedern, Querstabilisator
Hinterradaufhängung: Starrachse, Blattfedern, Querstabilisator
Bremsen: hydraulische Trommelbremsen
Radstand: 2340 mm
L x B x H : 3780 mm x 1510 mm x 1485 mm
Gewicht: 840 kg
Bauzeit: 1953-1969