Mit dem vierfarbigen Polo Harlekin versuchte Volkswagen auf farbenfrohe und für das Unternehmen äußerst unkonventionelle Weise auf das Baukastensystem der neuen Polo-Generation und die neuen Ausstattungspakete aufmerksam zu machen
1994 entstanden 20 Ur-Harlekine, die auf den Weg geschickt wurden, um das neue Baukastensystem mit den vier Modulen „Motoren und Fahrwerk, Innenausstattung, Sonderausstattung, Lackierung“, aus denen sich der Kunde nun seinen Polo zusammenstellen konnte, bekannt zu machen. Die Idee dazu, unterschiedliche Karosserieteile des erfolgreichen Kleinwagens in unterschiedlichen Farben zu lackieren, die die verschiedenen Bausteine symbolisierten, sollte angeblich von Lehrlingen des Unternehmens stammen. Bei der Farbwahl entschied man sich für ginstergelb, flashrot, pistaziengrün und chagallblau. Da die bunten Polos auf Kaufinteresse stießen, wollte VW anfangs eine limitierte Auflage von 1000 Exemplaren auf den Markt bringen. Da das Interesse dann doch etwas größer war, als gedacht, wurden letztendlich zwischen 1995 und 1997 3806 Harlekine gefertigt.
Karosserieteile wurden ausgetauscht
Der Harlekin wurde nicht eigens produziert, sondern es wurden jeweils in den vier Farben lackierte Rohkarosserien aus der Produktion genommen und die Karosserieteile dann per Hand ausgetauscht. Unterschiedliche Farben erhielten dabei die Türen, die Motorhaube, die Kotflügel und das Dach. Bei den ersten Exemplaren war die Motorhaube ginstergelb, die Türen flashrot, die Kotflügel pistaziengrün und das Dach chagallblau. Danach variierten die Anordnungen dieser vier knalligen Farben. Schließlich wurde das Farbspiel auch noch auf die Ausstattung ausgeweitet und es gab ein mohnblaues Lenkrad sowie auf die Karosseriefarben abgestimmte Sitzbezüge. Auch weiße Blinker und abgedunkelte Heckleuchten kamen hinzu.
Der Kunde kaufte im Prinzip eine Wundertüte
Welche Farbzusammenstellung ihr Polo Harlekin haben würde, war den Kunden zuvor nicht bekannt. So gesellte sich zur farbintensiven Verspieltheit auch noch ein Überraschungselement hinzu.
Heute erscheint der bunte Polo vielen eher wie ein missglücktes Experiment
Trotz der limitierten Auflage avancierte der VW Polo Harlekin bis heute nicht zu einem Kultobjekt. Vielmehr wird die im Bauklötzchen-Stil zusammengewürfelte Buntheit des Polo eher als zu kindlich abgetan. Diese Art von Buntheit kam in den 90er Jahren und erst recht Jahre später nicht wirklich an, da sie einfach als zu bieder empfunden wurde. Auch hatte sie zum Zeitpunkt ihres Erscheinens nichts Revolutionäres an sich. Einige Jahrzehnte früher wäre ein derartiger Versuch allerdings wohl anders bewertet worden.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Reihenvierzylindermotor, Frontmotor quer
Hubraum: 1390 ccm
B x H: 76,5 x 75,6 mm
Verdichtung: 10,2:1
Leistung: 60 PS bei 4700 U/min
max. Drehmoment: 116 Nm bei 3000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h
Antriebsart: Frontantrieb
Getriebe: Fünfganggetriebe
Vorderradaufhängung: Querlenker
Hinterradaufhängung: Querlenker
Bremsen: vorn Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen, ABS
Radstand: 2400 mm
L x B x H: 3715 mm x 1655 mm x 1420 mm
Gewicht: 985 kg
Verbrauch: ca. 8l/100 km
Bauzeit: 1995-1997
Stückzahl: 3806 Ex.
Preis: 22795 DM