Die englische Firma Armstrong-Siddeley Motors mit Sitz in Coventry, die zum Flugzeug,- und Flugwaffenkonzern Hawker-Siddeley gehörte, war ein Hersteller hochwertiger Limousinen und Flugzeugmotoren. Autos wurden zwischen 1919 und 1960 gebaut. Das letzte Serienmodell, bevor das Unternehmen mit dem Flugzeug,- und Flugmotorenhersteller Bristol (Bristol Aircraft Company, zu ihr zählte auch die Automarke Bristol) fusionierte und später im Rolls-Royce-Konzern aufging, war der 1958 herausgebrachte Star Sapphire
Der Star Sapphire mit 4 l ohv Sechszylindertriebwerk war das Topmodell der Marke und baute technisch und zum größten Teil auch optisch auf dem Modell Sapphire 346 auf, das von 1953 bis 1960 angeboten wurde und dessen Konstruktion nach Vorschlägen von W.O.Bentley entstanden war. Dieses Modell setzte neue Maßstäbe bei Armstrong-Siddeley in Bezug auf eine hohe Leistungsfähigkeit und exzellente Qualität. Der Star Sapphire stellte eine Weiterentwicklung des Sapphire 346 dar, um im Luxuswagenmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.
Zu der Sapphire-Reihe zählten ferner noch zwei kleinere Modelle, eines mit Sechszylindertriebwerk und 2,3 l Hubraum (Typ 236) und ein Vierzylindermodell mit ebenfalls 2,3 l Hubraum (Typ 234).
Der Name „Sapphire“ stammte aus der Flugtriebwerksproduktion des Unternehmens
In den späten 40er Jahren hatte Armstrong-Siddeley ein Strahlentriebwerk mit der Bezeichnung „Sapphire“ entwickelt, das auch in frühen Versionen des Jagdflugzeugs Hawker Hunter eingebaut wurde. In Lizenz entstand das Triebwerk mit einem Schub von 49 kN auch in den USA und fand seinen Einsatz in US-Militärflugzeugen.
Der Star Sapphire zeichnete sich durch einen äußerst luxuriösen Limousinenaufbau und ein leistungsstarkes ohv Reihensechszylindertriebwerk aus. Wie für das Unternehmen typisch, war alles bis ins kleinste Detail qualitativ hochwertig gearbeitet
Das Fahrwerk des Star Sapphire bestand aus einer vorderen Einzelradaufhängung an Dreieckslenkern und Schraubenfedern und einer starren Hinterachse an Längsblattfedern. Es gab eine neue Servolenkung von Burman und servounterstützte Bremsen von Girling, vorn in Form von 144 mm-Scheibenbremsen. Für die Kraftübertragung sorgte ein serienmäßiges und dreistufiges Automatikgetriebe von Borg-Warner. Auch ein Tempomat war für das Fahrzeug erhältlich. Der verbesserte und nun durchzugsstärkere Reihensechszylinder des Star Sapphire mit über Stoßstangen und Kipphebel betätigten, im Zylinderkopf hängenden Ventilen besaß einen Hubraum von 3990 ccm und leistete bestückt mit zwei Zenith-Vergasern 165 PS bei 4250 U/min. Damit erreichte der circa 1800 kg schwere Saloon eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 150 km/h und beschleunigte in 13,2 Sekunden auf 100 km/h.
Im Gegensatz zum Sapphire 346 von 1953 waren die vier Türen des Star Sapphire allesamt vorn angeschlagen. Unterscheiden ließen sich die beiden Limousinen-Modelle auf einen Blick durch den nicht mehr bis zur Motorhaube hochgezogenen Kühlergrill des Star Sapphire. Die Sphinx als Kühlerfigur besaß aber auch er. Seine Ausstattung war allerdings noch etwas luxuriöser als diejenige seines Vorgängers. So verfügte er sogar über eine separate Heizung und Belüftung für das hintere Abteil, die auch von dort aus bedienbar war. Angeboten wurde das Modell auch als Pullman-Limousine auf einem verlängerten Fahrgestell.
Das in seiner kurzen Produktionszeit lediglich in geringen Stückzahlen gebaute und recht kostspielige Modell hatte „Starqualitäten“
So belegte etwa ein Star Sapphire 1958 den ersten Platz auf der Earls Court Motor Show in der Kategorie für viertürige Fahrzeuge noch vor einem Jaguar Mark IX. Außerdem erhielt er die Goldmedaille und damit den ersten Preis vom „Institute of British Carriage and Automobile Manufacturers“ für Autos in seinem Preissegment. Gebaut wurden bis 1960 von diesem Luxusfahrzeug, das für einen Preis von knapp 2700 Pfund zu haben und damit teurer war als Saloons von Jaguar oder Daimler und etwa ¾ des Preises eines Rolls-Royce kostete, 902 Exemplare als Saloon und 73 Pullman-Limousinen auf längerem Fahrgestell. Von einem bereits geplanten Nachfolgemodell des Star Sapphire entstand lediglich ein Prototyp.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Reihensechszylindermotor
Hubraum: 3990 ccm
B x H: 97 mm x 90 mm
Verdichtung: 7,5:1
Leistung: 165 PS bei 4250 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung: 13,2 sec. von 0 auf 100 km/h
Vergaser: zwei Zenith-Vergaser
Getriebe: dreistufige Borg-Warner-Automatik
Bremsen: Girling-Servobremsen, vorn 144 mm-Scheibenbremsen
Chassis: verstärkter Kastenrahmen
Vorderradaufhängung: Dreiecklenker, Schraubenfedern
Hinterradaufhängung: Starrachse, Längsblattfedern
Antriebsart: Hinterradantrieb
Radstand: 2896 mm Saloon; 3429 mm Pullman-Limousine
Länge: 4928 mm Saloon
Breite: 1880 mm
Höhe: 1575 mm
Spur: vorn 1470 mm, hinten 1460 mm
Gewicht: ca. 1800 kg
Verbrauch: ca. 18 l auf 100 km
Preis: ca. 2700 Pfund (1958)
Bauzeit: 1958-1960
Stückzahl: 902 Ex. Saloon, 73 Ex. Pullman-Limousine