Der neunzylindrige Sternmotor M 462 RF wurde ab der frühen 60er Jahre als Lizenzbau des russischen Iwtschenko AI-14 in der Tschechoslowakei bei Avia produziert und vor allem in Agrarflugzeugen, wie der tschechoslowakischen LET (Letecky) Z-37 Cmélak (Hummel) aber auch in Hubschraubern eingesetzt. In Lizenz wurde der AI-14 außerdem in Polen gebaut
Ursprünglich entwickelt hatte dieses neunzylindrige Flugtriebwerk in den 50er Jahren der sowjetische Flugmotorenkonstrukteur Alexander Iwtschenko. Er war Chefkonstrukteur im „Entwicklungsbüro Nr. 478“, das zwischen 1945 und 1968 Triebwerke für die sowjetische Flugzeugindustrie entwarf. Entwickelt wurden aber auch Motoren für den maritimen Bereich. In etwas geringerem Umfang konstruierte das Büro auch kleinere Motoren für Motorschlitten oder etwa Motorsägen.
Der M 462 RF war ein luftgekühlter Viertaktmotor mit neun in Sternform angeordneten Zylindern und rotierender Kurbelwelle
Die Bezeichnung RF bedeutete, dass er für den Propellereinsatz mit zweiflügeliger Luftschraube ausgelegt war. Über ein Planetengetriebe mit Stirnrädern wurde die Motorkraft an den Propeller abgegeben. An der Frontseite des Motors befand sich der Drehzahlregler, auf der Rückseite fanden sich zwei Zündmagnete, die Benzinpumpe, der Lader, die Zahnradölpumpe, die Lichtmaschine, der Druckluftverteiler und der Drehzahlgeber. War der Motor für Agrarflugzeuge vorgesehen, so wurde auf der Rückseite auch noch eine Kupplung installiert etwa für die Ankoppelung von Schleuderradanlagen zur Düngemittelverteilung etc. unter dem Rumpf.
Der Sternmotor nahm einen wichtigen Platz in der Flugmotorengeschichte ein
Eines seiner wesentlichen Merkmale war, dass er viele Zylinder ohne Benachteiligung eines einzelnen in den kühlenden Luftstrom brachte. Wegen des Raumes zwischen den einzelnen Zylindern waren sogar zwei (manchmal sogar mehr) hinter einander versetzt angeordnete Reihen möglich. Die Zylinderzahl der Sternmotoren war wegen der durchgängigen Zündfolge bei Viertaktmotoren, zu denen die meisten Sternmotoren zählten, immer ungerade. Ein Vorteil am Sternmotor war auch, dass er ohne Starter auskam. Die überwiegende Anzahl der Sternmotoren besaß feststehende Gehäuse und eine rotierende Kurbelwelle. Es gab aber auch einige, bei denen es genau umgekehrt ablief, den Umlaufsternmotoren.
Auch hat es Versuche gegeben, Sternmotoren in anderen Fahrzeugen unterzubringen. So bestückte Porsche 1936 einen Käfer-Prototypen mit einem liegenden, luftgekühlten Triebwerk dieser Gattung. Und das Motorrad Megola mit Fünfzylinder-Sternmotor im Vorderrad als Umlaufmotor ging in den 20er Jahren sogar in Serie.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: luftgekühlter ohv Neunzylinder-Sternmotor mit Aufladung
Hubraum: 10160 ccm;
B x H: 105 x 130 mm
Höchstleistung: 285 PS bei 2300 U/min; 315 PS bei 2450 U/min Startleistung
Reiseleistung: 183 PS bei 1860 U/min
Geschwindigkeit: ca. 180 km/h
Durchmesser: 1260 mm
Getriebe: Planetengetriebe
Gewicht: ca. 250 kg
Bauzeit: ca. 1960-1980