Fendt - Cardano Comfort (1985)


Peter Fendt aus der Familie des Traktorenherstellers und Klaus Hofgärtner gründeten Anfang der 80er Jahre in München eine Firma, um Kardan-Fahrräder zu bauen

Nach einigen Unstimmigkeiten über technische Probleme des ersten Modells trennten sich die beiden Firmengründer und Peter Fendt machte allein in Marktoberdorf, wohin die Firma gezogen war und wo auch der Landmaschinenhersteller Fendt seinen Firmensitz hat, weiter. Der zweite Anlauf mit dem Modell Cardano Comfort sollte dann besser gelingen. Gefertigt wurde das Modell ab 1983 bei Patria, verkauft wurde es aber in den 80er Jahren als Fendt Cardano ohne Hinterradfederung und als Fendt Cardano Comfort mit Hinterradfederung. Danach firmierte es mit besserer Ausstattung unter dem Markenzeichen des Fahrradherstellers Patria mit Fendt-Kardanantrieb.

Fahrräder mit Kardanantrieb waren keine neue Erfindung, vielmehr war der Kardanantrieb am Fahrrad fast so alt wie das Fahrrad selbst

Als das Fahrrad mit Niederrahmen erfunden war, machten sich einige Hersteller schnell darüber Gedanken, wie man die Kleidung vor der Verschmutzung durch den Kettenantrieb schützen könnte. Aber nicht nur die Kleidung war der Auslöser, auch die noch schlechten, wartungsintensiven und schmutzanfälligen Ketten selbst ließen andere Wege suchen. Da war der Wellenantrieb, neben der Entwicklung besserer Ketten und eines effektiven Schmutzschutzes, eine alternative Idee, obwohl diese Fahrräder dann keine Gangschaltung besaßen, weil es damals noch Probleme mit der Umsetzung gab. Auch war der Kardanantrieb schwer und teuer, dafür aber verschleißarm, wartungsarm, robust, langlebig und sauber. Bereits im Jahr 1900 bot Wanderer, einer der ältesten (1885) und renommiertesten Fahrrad,-und bald auch Motorradhersteller ein Fahrradmodell mit Kardanantrieb an. Es blieb bis 1909 im Wanderer-Verkaufskatalog. Und auch andere Fahrradhersteller, wie etwa Dürkopp aus Bielefeld hatten schon früh auch Kardan-Räder im Programm. Dürkopp baute sie sogar bis Ende der 30er Jahre. Eine wichtige Voraussetzung für den Kardanantrieb war allerdings eine sehr stabile Rahmenkonstruktion, damit das Kegelgetriebe auch unter Last seine Position beibehalten konnte. Das hatte damals in Ermangelung alternativer Materialien eben auch eine schwergewichtige Konstruktion zur Folge. Unangenehm beim Kardanantrieb war zudem das als hart empfundene Eingreifen des Antriebs beim Losfahren.

Das Fendt Cardano Comfort aus den 80er Jahren wog nur 16,8 kg und besaß anfangs eine Dreigang-und später auch eine Fünfgangnabenschaltung

Ausgestattet war es außerdem mit einem über Teleskopstoßdämpfer gefederten Hinterbau. Allerdings konnten die Stoßdämpfer nicht gewichtsabhängig verstellt werden. Am Hinterrad sorgte die Rücktrittbremse und am Vorderrad eine Felgenbremse oder je nach Ausführung auch eine Trommelbremse für die Verzögerung. Es gab eine Halogenbeleuchtung mit Seitenläuferdynamo, einen Alu-Lenker, eloxierte Alufelgen, einen Komfortsattel und eine Nirosta-Ausstattung der stabilen Rahmenkonstruktion. Bestückt war das Fahrrad, dessen minimale Sattelhöhe bei 100 cm lag, mit 28“-Rädern. Trotz der modernen Konstruktion blieb das Anfahrverhalten mit dem spürbaren Eingreifen immer noch unangenehm.

Fotos & Text: Marina Block




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Informationen:

MarkeFendt
ModelCardano Comfort
Baujahr1985

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