Mit dem 1977 vorgestellten Modell Derby wollte Volkswagen den Kundenstamm des VW Polo durch eine Stufenhecklimousine mit großem Kofferraum erweitern. Doch der Derby wurde für VW-Verhältnisse ein Flop
Bis zur B-Säule war der Derby in seiner Motorisierung und Ausstattung identisch mit dem künftigen Bestseller VW Polo, der über ein Schrägheck samt großer Heckklappe verfügte und dessen Gestalt vom italienischen Karosseriehaus Bertone und dessen Chefdesigner Marcello Gandini stammte und von Dante Giacosas Autobianchi Primula der 60er Jahre stark beeinflusst war. Die etwas unorganisch und unstimmig wirkende Stufenheckvariante Derby wurde von Audi in Ingolstadt entwickelt, wie auch schon der ursprünglich als Sparversion des Audi 50 gedachte VW Polo. Immerhin ermöglichte das Stufenheck des Derbys einen für den kleinen Wagen nahezu riesigen Kofferraum mit einem Fassungsvermögen von 515 Litern. Allerdings ließen sich die Rücksitze nun nicht mehr umklappen.
Wie seine Ausgangsbasis, der VW Polo basierte auch der Derby technisch auf dem Audi 50, der wiederum von seinem Konzept her vom wegweisenden Autobianchi Primula aus den 60er Jahren beeinflusst war
Mit dem Polo stellte VW 1975 in Genf einen kleinen Cityflitzer vor, der zum Millionenerfolg und Evergreen werden sollte. Er wurde auf dem Konzept des kurz zuvor erschienenen Audi 50 entwickelt, war aber hinsichtlich seiner Ausstattung um einiges abgespeckter als jener, und sollte als hochmoderner Kleinwagen den Käfer endgültig ad acta legen, auch wenn das letztendlich erst dem Golf wirklich gelang. Der Audi 50 wurde von der Audi NSU Auto Union AG 1974 vorgestellt und baute auf dem NSU-Projekt K50 auf, woraus ursprünglich der Nachfolger des NSU Sportprinz werden sollte. Die Geschichte entwickelte sich dann dank der Fusion und Übernahme durch Volkswagen anders als gedacht und aus dem Projekt resultierte erst der Audi 50 und dann der Polo.
Wie der Audi 50 und der VW Polo besaß der Derby einen Frontantrieb, einen quer eingebauten Frontmotor, eine Vorderradaufhängung an Querlenkern mit McPherson-Federbeinen und hinten eine Koppellenkerachse. Der Vierzylinderreihenmotor mit 900 ccm Hubraum verfügte über eine zahnriemengetriebene, oben liegende Nockenwelle, über einen Leichtmetall-Querstromzylinderkopf und über eine fünffach gelagerte Kurbelwelle. In der ersten Ausführung leistete er 40 PS. Wenig später konnten allerdings auch Motoren mit 1,1l und 1,3l Hubraum und bis zu 60 PS gewählt werden.
Angeboten wurde der Derby wie auch der Polo in verschiedenen Ausführungen
Es gab ihn in den Varianten S, L, LS und GLS, die sich in der Ausstattung und Motorisierung voneinander unterschieden. Bei der zweiten Auflage des Derby, die von 1981 bis 1985 gebaut wurde, standen noch mehr Motorvarianten mit verschiedenen Leistungsstufen zur Verfügung.
Der Derby, dessen Neupreis je nach Ausführung 1977 um 10000 DM lag, war auf die reisefreudige Kleinfamilie mit geringerem Budget zugeschnitten
Er sollte vor allem diejenigen ansprechen, die öfter mit mehreren Personen unterwegs waren, dabei auch mehr Gepäck zu transportieren hatten und auf ihre Ausgaben achten mussten. Aber auch eine ältere Kundschaft, die ein Schrägheck als zu kleinwagenartig empfand, wollte man mit der kleinen Stufenheck-Limousine begeistern. Doch das anvisierte Klientel fand den Derby nicht so anziehend, wie erwartet, und der Stufenheck-Polo wurde mit etwa 305000 verkauften Exemplaren für die Dimensionen, in denen ein Großserienhersteller wie VW dachte, ein Flop.
Ein großes Problem vor allem der frühen Derbys war der Rost
Dafür war die schlechte Blechqualität vor allem der ersten Jahrgänge verantwortlich. Gefährlich wurde es, wenn die Anlenkpunkte der Spurstangen durchrosteten. Auch die Lackierung der ersten Derbys machte Ärger, weil einige Farben nicht witterungsbeständig waren.
Das abgebildete Fahrzeug war mit einigen Extras ausgestattet
Dieser frühe Derby, der nur eine Vorbesitzerin hatte, war mit einer beheizbaren Heckscheibe, einer Scheibenwaschanlage und breiteren Reifen (155/70 R13) ausgestattet.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Reihenvierzylindermotor, Frontmotor quer
Hubraum: 889 ccm
B x H: 69,5 mm x 59 mm
Leistung: 40 PS bei 5900 U/min
max. Drehmoment: 61 Nm bei 3500 U/min
Verdichtung: 8:1
Vergaser: Solex-Fallstromvergaser
Höchstgeschwindigkeit: 132 km/h
Antriebsart: Frontantrieb
Getriebe: Vierganggetriebe
Karosserie: selbsttragende Stufenhecklimousine
Vorderradaufhängung: Querlenker, McPherson-Federbeine, Schraubenfedern, Stabilisator
Hinterradaufhängung: Koppellenkerachse
Bremsen: vorn Scheibenbremsen,hinten Trommelbremsen, Bremskraftverstärker
Radstand: 2330 mm
L x B x H: 3836 mm x 1559 mm x 1350 mm
Gewicht: 700 kg
Verbrauch: ca. 8l/100 km
Bauzeit: 1977-1981
Stückzahl: 305400 Ex.