Volkswagen war auf der Suche nach einem Nachfolger für den Karmann-Ghia und Porsche plante ein Einstiegsmodell. Also machten beide kurzerhand in den 60er Jahren einen Deal und schufen mit dem 914 ein Gemeinschaftsprojekt mit Großserientechnik
Entwickelt wurde dieser Mittelmotor-Sportwagen mit Targadach von Porsche und sollte als VW 914 den Vierzylinder-Boxer von Volkswagen und als Porsche 914 den Sechszylinder-Boxer von Porsche tragen. Das war ursprünglich zwischen Ferry Porsche und VW-Chef Heinrich Nordhoff ausgemacht. Doch als Nordhoff verstarb, stornierte sein Nachfolger Kurt Lotz die Abmachung und wollte alles für VW. Nach zähen Verhandlungen einigte man sich auf die gemeinsame Vertriebsgesellschaft „VW-Porsche“. Für den amerikanischen Markt war allerdings Porsche allein zuständig. Diese 914er besaßen, ob nun mit VW-Motor oder mit Porsche-Motor bestückt allesamt die Porsche-Embleme. Die in Europa verkauften 914er waren hingegen als VW-Porsche gekennzeichnet und litten unter ihrem Image als „Volks-Porsche“.
Die meisten 914er kamen von Karmann
Gebaut wurden die 914/4 komplett im Karosseriewerk von Karmann in Osnabrück. Für den 914/6 kamen nur die Rohkarosserien von Karmann, gingen dann nach Zuffenhausen, wurden dort komplettiert und mit dem Porsche-Motor versehen.
Die Mehrheit der insgesamt knapp 120000 Exemplare war mit dem 1,7 l Vierzylinder-Boxermotor des VW Typ 4 bestückt. Spätere 914/4 gab es auch mit einem 2 l VW-Boxer. Nur 3332 Exemplare besaßen den 2 l Sechszylinder-Boxermotor des Porsche 911
Dieser Sechszylinder beförderte das knapp 900 kg schwere Sportcabriolet mit Targadach auf eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 210 km/h und beschleunigte es in 8,7 Sekunden auf 100 km/h. Trotz seiner Stärken wurde der 914 mit Sechszylindertriebwerk nur bis 1972 gebaut, der 914/4 hingegen gut vier Jahre länger. Die kurze Bauzeit des 914/6 hatte wohl mit der direkten Konkurrenz zum 911 zu tun. Schließlich besaß der gleichzeitig angebotene Porsche 911 Targa mehr PS und kostete dabei nicht übermäßig viel mehr als der 914/6. Daher entschied sich ein großer Teil der potentiellen Kundschaft, auch wenn das Mittelmotorkonzept des 914/6 durchaus Vorteile hatte, eher für den 911, zumal der sowieso prestigeträchtiger war.
Der 914 besaß, nachdem Porsche die Technik aus den VW-Regalen mit eigenen Komponenten (Vorderachse, Getriebe, Bremsen) aufgebessert hatte, ein gutes Fahrwerk und wegen des Mittelmotors eine sehr gute Gewichtsverteilung. Kombiniert mit dem Motor des 911 machte es den 914/6 zu einem potenten Konkurrenten
Der Mittelmotor war Ende der 60er Jahre bei Sportwagen in Mode und auch die Klappscheinwerfer sowie das abnehmbare Dach waren in. Darüber hinaus sorgte der Mittelmotor für eine sehr gute Gewichtsverteilung und prädestinierte den 914/6 weit mehr zu rasanten Kurvenfahrten als den 911. Es stellte sich sogar heraus, dass er genauso leistungsfähig war wie sein größerer Bruder und ihm im sportlichen Wettbewerb arge Konkurrenz machen konnte. Offiziell wollte man die beiden Fahrzeuge ungern gegeneinander antreten lassen. In der GT-Klasse kam es 1970 dann aber doch zum Showdown zwischen dem 914/6 und dem 911 und als Sieger beim legendären 24-Stundenrennen von Le Mans ging der 914/6 des französischen Importeurs Sonauto vor dem eigentlich weit leistungsstärkeren 911 durchs Ziel. Auch in späteren Einsätzen zeigte er sich zumindest ebenbürtig, wenn nicht sogar besser. Dennoch war der „normale“ 914/6 nicht für den Wettbewerb vorgesehen. Ohne Werksunterstützung fehlte es vor allem an einem „echten“ Sportfahrwerk. So war die Karosserie nicht steif genug und die Hinterachsaufhängung zu weich und unpräzise. Auch im Verkauf wollte man ihn nicht als Rivalen des 911 aufbauen und stellte die Produktion dieses Mittelmotor-Sportcabriolets mit Targadach und Sechszylinder-Boxertriebwerk zum Modelljahr 1973 ein.
Porsche versah in seiner Versuchsabteilung einige 914/6 mit größeren Sechszylinder-Boxermotoren und festem Dach. Diese Vorserien-916 waren mit dem 2,4 l Motor des 911 S bestückt. Ein Achtzylindermotor wurde ebenfalls versuchsweise im 914 verbaut
Auch der abgebildete 914/6, der 1970 in die USA ausgeliefert wurde, erhielt als er vor mehr als zwei Jahrzehnten wieder nach Deutschland kam und restauriert wurde, einen 2,4 l Porsche-Sechszylinder-Boxer mit 160 PS Leistung. Außerdem ist er mit Kotflügelverbreiterungen (M471) versehen, die es auf Wunsch für den 914/6 gab.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Sechszylinder-Boxermotor, gebläsegekühlt
Hubraum: 1991 ccm (der abgebildete 914/6 trägt den 2,4 l-Porsche-Sechszylinder-Boxer mit 160 PS)
B x H: 80 mm x 66 mm
Verdichtung: 8,6:1
Leistung: 110 PS bei 5800 U/min
max. Drehmoment: 160 Nm bei 4200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
Beschleunigung: 8,7 sec von 0 auf 100 km/h
Getriebe: Fünfganggetriebe
Radaufhängung vorn: Querlenker, Federbeine
Radaufhängung hinten: Schräglenkerhinterachse, Schraubenfedern
Antriebsart: Hinterradantrieb
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Radstand: 2450 mm
Länge: 3985 mm
Breite: 1650 mm
Höhe: 1220 mm
Gewicht: 985 kg
Bauzeit: 1969-1972; 914/4 bis 1976
Stückzahl: insgesamt 118978 Ex., davon 3332 Ex. 914/6