Der in Malvern Link nahe bei Worcester ansässige Sportwagenhersteller Morgan ist der älteste Automobilhersteller der Welt, der immer noch von der Gründerfamilie betrieben wird und Sportwagen im fast unveränderten Vorkriegsstil in Handarbeit baut
In der Pionierzeit des Automobils begann man circa 1909 mit der Produktion von sportlichen Dreirädern (Threewheeler). Bereits diese besaßen kräftige Motoren und eine unabhängige Vorderradaufhängung, die auch bei den späteren vierrädrigen Morgan-Sportwagen für eine herausragende Straßenlage sorgte und die später auch von Lancia verwendet wurde.
1936 wurden die Dreiräder vom ersten vierrädrigen Modell, dem 4/4 ergänzt
Anfangs verwendete man Coventry Climax-Motoren, später stieg Morgan auf Ford-Triebwerke um. Beibehalten wurde die unabhängige Vorderradaufhängung der Anfangsjahre. Das Chassis bestand aus einem z-förmigen Profilrahmen, bei der man die Bodenbretter auf der unteren und die über ein Eschenholzgerippe aufgebaute Karosserie auf der oberen Fläche befestigen konnte.
England gilt traditionell als Land der Roadster
Obwohl Großbritannien im Gegensatz etwa zu Italien vom Wetter meist nicht gerade verwöhnt wird, entstanden gerade hier sehr viele Sportwagenmarken, die allesamt offene Zweisitzer im Programm hatten. Neben den vielen kleinen Roadstern (oft Westentaschen-Roadster genannt), die auf ein nicht ganz so kapitalkräftiges junges Publikum zugeschnitten waren, standen hubraumstärkere Roadster wie die von Morgan vor allem bei einer wohlsituierten Kundschaft hoch im Kurs.
Der 1950 herausgebrachte Morgan Plus 4 repräsentierte ein erfolgreiches Konzept, das später etliche Nachahmer fand
Als einer der ersten Sportwagenhersteller baute Morgan einen leistungsstarken Motor in einen leichten, sportlichen Wagen ein. Verwendet wurden nun Triumph-Motoren. In unserem seltenen Viersitzer,- die meisten Plus 4 waren Zweisitzer-, arbeitet ein 2,1 l Reihenvierzylinder aus dem TR4A unter der Motorhaube.
Der Morgan Plus 4 bietet eine Menge Fahrspaß
Von der Technik her stammte auch ein Morgan der späten 60er Jahre aus der Vorkriegszeit. Auch sein Fahrverhalten war dasjenige eines Sportwagens aus den 30ern, was durchaus seine Vorzüge hatte, denn er verfügte über eine ausgezeichnete Straßenlage. Auch besaß er noch ein echtes, gediegenes Armaturenbrett mit tellergroßen Rundinstrummenten und ein Federspeichenlenkrad. Die Sitzposition war dicht vor dem Lenkrad, um bei der direkten Lenkung kräftig zupacken zu können. Der kurze Schalthebel saß direkt über dem Vierganggetriebe. Was ihn allerdings von Sportwagen der 30er Jahre unterschied, waren seine hohe Leistungsfähigkeit und seine guten Bremsen.
Der Morgan Plus 4 zeigte auch im Rennsport sein Potential
So holte etwa Chris Lawrence 1962 im berühmten 24-Stundenrennen von Le Mans mit seinem Plus 4 in Super Sports-Ausführung (auf 126 PS getunter 2 l-Triumphmotor) einen Klassensieg
Der Plus 8 von 1968 sicherte die Zukunft
Als der Triumph-Motor nicht mehr lieferbar war, griff man bei Morgan auf den bewährten Rover V8-Motor zurück. Diese Entscheidung war ein Glücksgriff, denn er sicherte der Marke ein Überleben bis in unsere Zeit.
Unser Morgan hat eine ganz besondere Geschichte
Der offene Viersitzer wurde nämlich vom französischen Sportwagenhändler Jacques Savoye aus Paris an die Schauspielerin Brigitte Bardot ausgeliefert, die damals besonderen Wert auf einen Viersitzer legte, um damit auch ihre Tiere transportieren zu können.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Reihenvierzylinder
Hubraum: 2138 ccm
B x H: 86 x 92 mm
Verdichtung: 9:1
Leistung: 104 PS bei 4700 U/min
max. Drehmoment: 174 Nm bei 3350 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 185 km/h
Vergaser: zwei SU-Vergaser
Antriebsart: Heckantrieb
Getriebe: Vierganggetriebe
Chassis: z-förmiger Profilkastenrahmen, Karosserie auf Eschenholzgerippe
Vorderradaufhängung: unabhängig an senkrechten Führungsrohren und Schraubenfedern
Hinterradaufhängung: Starrachse, Halbelliptikfedern
Bremsanlage: vorn innenbelüftete Girling-Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen
Radstand: 2440 mm
Gesamtlänge: 3683 mm x 1422 mm x 1310 mm
Gewicht: 865 kg
Verbrauch: 9l/100 km
Bauzeit: 1950-1968