Auf Basis des VW Käfers entstanden ab der frühen 60er Jahre in den USA geländegängige und offene Freizeit,- und Strandautomobile
Diese Buggies waren nicht nur für das Vergnügen geschaffen durch Dünen,- und Wüstenlandschaften zu sausen und die Elemente hautnah zu erleben, sondern auch der Ausdruck eines neuen Lebensgefühls von Freiheit und Abenteuerlust der jungen Hippie-Generation. Vor allem an den Küsten Kaliforniens waren Buggies weit verbreitet und begründeten die legendäre Baja California, ein über 1000 km langes Off-Road-Rennen. Sie hielten sich solange bis ihnen schließlich in den 80er Jahren verschärfte Sicherheitsvorschriften das Leben zusehends schwer machten. Letztendlich konnten sie den hohen Anforderungen an die passive Sicherheit nicht mehr gerecht werden und verschwanden von der Bildfläche .
Begonnen hatte der Buggy-Boom in den USA mit privaten Umbauten. Vor allem der VW Käfer, der auch ohne Allradantrieb damals als ein ziemlich geländegängiges Fahrzeug galt, wurde gerne als technische Grundlage genutzt
Er eignete sich gut für derartige Projekte, weil er eine Bodenplatte besaß, auf die man nach Entfernung der alten Karosserie einen neuen Aufbau transplantieren konnte. Auch war der Käfer, der in den 50er und 60er Jahren in großer Anzahl in die USA exportiert wurde, relativ leicht und günstig verfügbar. Einen regelrechten Trend trat um 1963 schließlich der Kalifornier Bruce Meyers los, als er einen offenen GfK-Aufbau entwickelte, den er auf die Bodenplatte und das Fahrwerk des VW Käfers mit torsionsstabgefederter Kurbellenker-Vorderachse, hinterer Pendelachse und dem luftgekühlten Vierzylinder-Boxer-Heckmotor setzte, dann noch größere Hinterräder montierte und so den Meyers-Manx-Buggy schuf. Die Formen dieses Buggies wurden für viele andere Hersteller zum Vorbild, die nun ebenfalls ihre Chance erkannten und bald Umbausätze nach dem Prinzip der englischen Kit-Cars anboten. Kennzeichnend für diese Buggies waren, neben dem offenen und glasfaserverstärkten Kunststoffaufbau ohne Türen und mit tiefen Türausschnitten, die großen Räder auf der Hinterachse und ein zumeist getunter Käfer-Motor.
Auch die 1970 gegründete Firma Bieber aus Wuppertal bot ab den 70er Jahren mehrere Buggy-Modelle auf Käfer-Basis an. Der erste Buggy-Anbieter war Bieber aber nicht, denn 1968 hatte bereits die Hamburger Firma Kühn mit dem HAZ Buggy ein Fun-Mobil auf Käfer-Basis in Kleinserie auf den Markt gebracht. Und auch Karmann aus Osnabrück war mit dem Karmann GF früher dabei
Bei Bieber stand als erstes Buggy-Modell der Dingo im Programm, dem bald der Maplex und dann der Optimist und der Speedster folgten. Die Basis war immer der VW-Käfer, dessen Fahrwerk für einige Modelle gekürzt wurde. Die Karosserien baute Bieber allerdings nicht selbst, sondern bezog sie von der Wuppertaler Firma Heinz Röhnert.
Der abgebildete Maplex, der in den 70ern hier ein beliebter Buggy-Typ war, baute auf dem Schräglenker-Fahrgestell des 1300 Automatic-Käfer auf
Der Maplex mit Viergangschaltgetriebe verfügte über eine Schräglenker-Hinterachse, wie sie der Automatik-Käfer und der 1302/1303 besaßen, hatte vorn aber keine Federbeine sondern den kurzen Vorderwagen mit Kurbellenkern und Torsionsstabsfedern. Diese Konstellation verbesserte die Straßenlage erheblich. Außerdem besaß der Maplex Zweikreisbremsen (gegen Aufpreis gab es vorn Scheibenbremsen), einen VW-Schalldämpfer, gegen Aufpreis war ein Auspuff von Sauer & Sohn zu haben, Schalensitze von Skai mit Kopfstützen, Sitzpolster hinten, ein Lederlenkrad und H-4-Scheinwerfer. Als Triebwerk diente der luftgekühlte Vierzylinder-Boxerheckmotor mit 1300 ccm Hubraum und 44 PS, der den Buggy auf 120 km/h Höchstgeschwindigkeit brachte. Gegen Aufpreis gab es aber auch den 1600er-Motor mit 50 PS, der eine Spitze von 140 km/h erreichte.
Angeboten wurde der Maplex als Fertigfahrzeug und als Bausatz
Wählte man den Bausatz, so erhielt man eine teilweise vormontierte Karosserie mit montierter Frontscheibe und das komplette Verdeck mit Seitenteilen und Dachgestänge. Die Bauzeit nach Fertigstellung des Fahrgestells sollte zwischen 25 und 30 Stunden betragen.
Das abgebildete Fahrzeug diente übrigens nicht dem vermeintlichen Zweck eines Buggys, sondern wurde als Fahrschulwagen eingesetzt, was die junge Kundschaft gefreut haben und der Fahrschule eine Menge Werbung eingebracht haben dürfte.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Vierzylinder-Boxermotor, luftgekühlt
Hubraum: 1285 ccm
Leistung: 44 PS bei 4100 U/min
Verdichtung: 6,6:1
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe
Rahmen: Zentralrohr-Plattformrahmen
Vorderradaufhängung: Kurbellenker oben und unten, zwei Torsionsstabfedern quer
Hinterradaufhängung: Schräglenker-Hinterachse
Bremsen: Zweikreisbremsen, gegen Aufpreis Scheibenbremsen
Radstand: 2400 mm
Gewicht: 610 kg
zulässiges Gesamtgewicht: 1000 kg
Verbrauch: ca. 8l/100 km
Bereifung vorn: 165 SR 15 auf Stahlfelge 5,5 x 15 oder 185/70 15 auf Stahlfelge 5,5 x 15
Bereifung hinten: 235/70-15 auf Stahlfelge 8 x 15 oder 255/60-15 auf Stahlfelge 8 x 15
Bauzeit: 70er Jahre
Stückzahl: unbekannt