Die von 1983 bis 1987 gebaute Honda VT 500 gab es als Sporttourer VT 500 E und als Softchopper VT 500 C (Custom). Beide mit Kardanantrieb und mit einem gut abgestuften Sechsganggetriebe ausgestatteten Modelle besaßen ein leistungsstarkes, flüssigkeitsgekühltes ohc V-Zweizylindertriebwerk mit 500 ccm Hubraum und drei Ventilen pro Brennraum. Doch weder als Sporttourer noch als Softchopper fand die mit über 200 kg für ihre Klasse recht schwere und auch teure VT 500 damals großen Anklang bei ihrer jeweils anvisierten Kundschaft
Der flüssigkeitsgekühlte und kopfgesteuerte V-Zweizylinder mit je drei Ventilen leistete normalerweise 50 PS bei 9000 U/min. Diese Variante war auch in dem Softchopper verbaut. Es gab den Motor allerdings auch in leistungsverminderter Ausführung mit anderen Nockenwellen, anderem Vergaser und anderen Krümmern, die 27 PS bei 6000 U/min leistete. In jedem Fall zeichnete sich der Motor durch einen weichen und geräuscharmen Lauf aus. Anders als bei anderen V-Motoren arbeiteten die beiden Pleuel bei diesem Motor nicht an einem gemeinsamen Kurbelzapfen, sondern an zwei um 52° versetzten Kurbelzapfen. Durch diese Lösung konnten die für die V-Bauart typischen Vibrationen vermieden werden. Für einen besseren Durchzug sollten die drei Ventile pro Zylinder sorgen. Dies führte auch zu recht guten Werten für eine 500er. So beschleunigte die 50 PS-starke VT 500 in 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h und wartete mit einer Spitzengeschwindigkeit von 172 km/h im Falle des Sporttourers und 160 km/h beim Softchopper auf. Allerdings zwang das Lenker-Hirschgeweih des Softchoppers den Fahrer in eine Haltung, die dem Winddruck oberhalb von 130 km/h soviel Angriffsfläche bot, dass die Höchstgeschwindigkeit wohl nicht allzu oft ausgereizt wurde.
Das Fahrwerk der VT 500 war gut abgestimmt, allerdings musste man sich bei dem Softchopper auf ein arttypisches Fahrverhalten einstellen
Die Abstimmung der Federelemente mit zwei herkömmlichen Federbeinen hinten war beim Tourer recht gut und auch der wartungsarme Kardanantrieb arbeitete nahezu reaktionsfrei. Vom Fahrverhalten her war der Chopper ein Fall für sich. Geradeaus lief er am liebsten. Zum gemütlichen Cruisen war er ja auch ursprünglich erdacht. Schnelle Kurven waren von Natur aus nicht sein Ding. Auf Grund der zu weichen Hinterradfederung konnte es etwa in welligen Kurven durchaus unangenehm werden, da er sich dann leicht aufschauckelte. Schlechte Wegstrecken waren für die Fahrer einer Honda VT 500 C deshalb immer eine kleine Herausforderung und wurden gerne gemieden. Auch auf der Autobahn fuhr man aus bekannten Gründen eher gemütlich als am Limit.
Punkten konnte der Softchopper mit seinem kultivierten Antrieb, der niedrigen Sitzhöhe und einer reichhaltigen Ausstattung
Vorteilhaft war auch die offen liegende Scheibenbremse im Vorderrad, im Gegensatz zu der voll verkapselten Vorderrad-Scheibenbremse des Sporttourers. Nachteilig bemerkbar machte sich allerdings das hohe Gewicht und die zu weiche Hinterradfederung. Im Unterschied zur VT 500 E besaß der Softchopper eine Zwei-in-eins-Auspuffanlage und Aluminium-Gußräder.
Die recht teuren Honda VT 500 wurden in beiden Versionen, von denen jeweils nur knapp 5000 Stück entstanden, im Verhältnis zu anderen Honda-Modellen zwar keine Verkaufsschlager, dafür übernahmen diese Rolle dann ihre Nachkommen
Die beiden wassergekühlten 500er-Modelle schlugen Mitte der 80er Jahre mit Preisen um 8000 DM zu Buche. Das war für eine 500er viel Geld. Viele Kunden griffen daher in dieser Klasse zu preiswerteren Honda-Modellen. Weit mehr Erfolg sollten dann die Nachkommen der VT 500 mit größeren Hubräumen haben.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc V-Zweizylindermotor, Winkel 52°, flüssigkeitsgekühlt, Dreiventiler
Hubraum: 491 ccm
B x H: 71 x 62 mm
Verdichtung: 10,5:1
Leistung: 50 PS bei 9000 U/min
max. Drehmoment: 45 Nm bei 7000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 160 km/h
Beschleunigung: 5,7 sec von 0 auf 100 km/h
Vergaser: 32 mm-Keihin-Gleichdruckvergaser
Zündung: volltransistorisierte Zündung
Anlassersystem: Elektrostarter
Schmierung: Druckumlaufschmierung mit Ölsumpf
Getriebe: Sechsganggetriebe
Kupplung: Mehrscheibenkupplung im Ölbad
Hinterradantrieb: Kardanwelle
Rahmen: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen
Radführung vorn: hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel
Radführung hinten: Schwinge, Stereo-Federbeine
Bremse vorn: offen liegende Scheibenbremse
Bremse hinten: Trommelbremse
Vorderrad: Felge 2.15 x 18
Hinterrad: Felge 2.50 x 18
Sitzhöhe: 760 mm
Tankinhalt: 18 l
Gewicht: ca. 204 kg
Preis: 8080 DM
Bauzeit: 1983-1987