Das Spitzenmodell unter den Oberklassenmodellen aus Rüsselsheim, zu denen auch der Kapitän und der Admiral zählten, war der von 1964 bis 1977 gebaute Opel Diplomat. Er teilte sich mit den anderen beiden großen Opelmodellen viele Bauteile. Mit diesen bestens ausgestatteten, großen Drei wollte Opel beweisen, dass man weit Anspruchsvolleres bauen konnte als brave Familienautos. Vor allem der Diplomat war dazu ausersehen dem Platzhirsch Mercedes-Benz im Premiumsegment Konkurrenz zu machen
Die erste, bis 1968 gebaute Version des Diplomaten gab es so auch ausschließlich mit großen V-Achtzylindertriebwerken. Die Limousine hatte anfangs 4,6 l Hubraum und das elegante, von Karmann gebaute Coupé verfügte über 5,3 l. Ab 1966 erhielt auch die Limousine den größeren Motor.
Für die zweite Diplomatenserie (Serie B), die 1969 auf den Markt kam und nur als Stufenhecklimousine zu haben war, wurde neben dem V-Achtzylindermotor auch ein 2,8 l Reihensechszylindertriebwerk angeboten (Diplomat E)
Den Reihensechszylinder gab es für den Kapitän und den Admiral in drei Leistungsstufen. In der höchsten Leistungsstufe mit 165 PS besaß der Motor die Benzineinspritzung Bosch Electronic. Diese leistungsstärkste Version war auch für den Diplomat aus der B-Serie verfügbar. Dieser Diplomat E mit Einspritzmotor erhielt serienmäßig ein Vierganggetriebe mit Lenkrad- oder Mittelschaltung. Auf Wunsch war aber auch ein dreistufiges Hydramatic-Automatikgetriebe zu haben.
Gewinne fuhr Opel damals vor allem mit seinen kleineren Modellen Kadett, Rekord und Commodore ein. Doch der Prestigezuwachs durch den 1964 aufgelegten „Flottenverband“ Kapitän, Admiral und dem Topmodell Diplomat war nicht von der Hand zu weisen
Bis dato war der Kapitän der größte Nachkriegs-Opel gewesen. Nun kamen ein Admiral und ein Diplomat hinzu. Mit der KAD-Reihe versuchte sich Opel in der Oberklasse zurückzumelden und an seinen Erfolg in dieser Klasse aus der Vorkriegszeit anzuknüpfen, als es bereits gut gehende Topmodelle unter der Bezeichnung Opel Admiral und Kapitän gab.
Sowohl vor dem Krieg als auch in den 60er und 70er Jahren strahlte das Spitzenmodell von Opel ein amerikanisches Flair aus
So besaß der Diplomat einen hubraumstarken und hochelestischen V-8-Motor, der auch in GMs Chevrolets unter der Bezeichnung „small block“ seinen Dienst verrichtete. Auch seine Ausmaße von gut fünf Metern Länge und 1,9 Metern Breite kamen den Dimensionen amerikanischer Straßenkreuzer sehr nahe. Zudem erinnerte sein Design ein wenig an Modelle aus der Pontiac-Reihe. Allerdings war die Formgebung des Opel Diplomat keinesfalls eine platte Kopie amerikanischen Designs, sondern gewürzt mit opeltypischen Elementen. So überzeugte am Diplomat sein sachlich-geradliniges Styling, das auf jegliches barocke Beiwerk verzichtete. Die schlichte Eleganz gepaart mit Leistungsvermögen und Luxus fand Anhänger. Schließlich verkaufte Opel vom nicht eben preiswerten Diplomaten bis 1977 gut 30173 Exemplare.
Der Diplomat B hatte einige Neuerungen im Gepäck
Von seinem Vorgänger und auch von seinen Brüdern Kapitän und Admiral, mit denen er sich dieselbe Karosserieform teilte, unterschied sich der Diplomat B durch senkrecht stehende Rechteckscheinwerfer. Auch die Schlussleuchten waren senkrecht angeordnet. Außerdem besaß er als einziger Vertreter der neuen KAD-Reihe ein Vinyldach. In seinen Ausmaßen hatte er um wenige Zentimeter abgespeckt, dafür an Gewicht etwas zugelegt, das der noch besseren Ausstattung geschuldet war. Schließlich war der Diplomat etwas „für den Reisenden von Rang“, wie es in der Werbung hieß und der hatte eben Ansprüche an Luxus und Komfort. So verfügte das geräumige Interieur nun über eine serienmäßige Lederausstattung, es gab eine Klimaanlage und wie schon zuvor elektrische Fensterheber und elektrisch verstellbare Außenspiegel. Ein Novum waren die in Ruhestellung vollständig unter das Motorhaubenniveau versenkbaren Scheibenwischer. Der Vorteil war die Glattflächigkeit der Frontpartie, der Nachteil: sie konnten bei Minusgraden einfrieren und ließen sich dann wegen ihrer versteckten Position nur mit Mühe befreien.
Eine wesentliche Neuerung am Diplomat B war die aufwendige und teure De Dion-Hinterachse. Diese Hinterachskonstruktion verband die Vorzüge einer Starrachse mit den Vorzügen einer guten Einzelradaufhängung. Einerseits gab es keine Spurveränderungen und andererseits profitierte man von geringen ungefederten Massen. Auf Wunsch konnte auch die automatische Niveauregulierung Delco-Super-Lift geordert werden. Die Servolenkung wurde nun nicht mehr aus Amerika importiert, sondern stammte von ZF.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: cih Reihensechszylinder
Hubraum: 2784 ccm
Leistung: 165 PS bei 5600 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe oder automatisch geschaltetes, dreistufiges Planetenradgetriebe, hydrodynamischer Dreielement-Drehmomentwandler
Vorderradaufhängung: Querlenker, Schraubenfedern, Stabilisator
Hinterradaufhängung: De Dion Hinterachse, Schraubenfedern, Stabilisator
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Lenkung: Kugelumlauflenkung mit Servounterstützung
Bremsen: vorn und hinten belüftete Scheibenbremsen, Zweikreissytem, Bremskraftverstärker
Radstand: 2845 mm
Spur: 1510/1512 mm
L x B x H: 4920 x 1852 x 1445 mm
Innenbreite: vorn und hinten 1520 mm
Gewicht: 1690 kg
Tankinhalt: 80 l
Bauzeit: Baureihe B 1969-1977; Baureihe A 1964-1968
Preis: 1974- ca. 28000 DM
Stückzahlen: Diplomat B: ca. 21021 EX, davon 9913 Ex. mit 6Zyl.-Einspritzmotor