Aston Martin profitiert von der Luxuswagenmarke Lagonda
Kurz nach dem zweiten Weltkrieg kaufte der Traktorenproduzent David Brown für einen Spottpreis die Sportwagenmarke Aston Martin. Wenig später kam auch die 1947 in die Insolvenz gegangene Luxuswagenmarke Lagonda hinzu. An Lagonda interessierte David Brown vor allem der von W.O. Bentley in den 30er Jahren für Lagonda entwickelte Sechszylindermotor mit 2,6 l Hubraum und zwei obenliegenden Nockenwellen, den David Brown für Aston Martin nutzen wollte. Diesen exzellenten Motor in weiterentwickelter Form besaß nun auch der 1950 auf den Markt gebrachte Aston Martin DB 2. Im Nachfolgemodell DB2/4 von 1953 leistete der dohc Sechszylinder mit der vierfach gelagerten Kurbelwelle, den nassen Laufbuchsen, halbkugelförmigen Brennräumen und den beiden SU-Vergasern anfangs 127 PS. Als Option gab es allerdings schon eine auf 2922 ccm Hubraum aufgebohrte Vantage-Variante, die 142 PS leistete und ab 1954 zur Standardmotorisierung wurde. Bestückt mit diesem Triebwerk, das auch in unserem Fotomodell arbeitet, erreichte der DB2/4 eine Spitzengeschwindigkeit von nahezu 200 km/h. Auch sein Beschleunigungsvermögen in knapp 11 Sekunden von 0 auf 100 km/h hatte es in sich.
Die Pontonkarosserie des DB 2/4 bot einige Highlights
Das leichtgewichtige Rückgrat des DB 2/4 bildete ein Fachwerkrahmen aus Vierkantrohren mit Leichtmetallkarosserie in Pontonform. Das mit hochwertigsten Materialien ausgestattete und für reiche Sportenthusiasten entwickelte Modell gab es, wie abgebildet, als Sports Saloon (ein 2 + 2 Hatchback-Coupé) mit hinterer Notsitzbank, als zweisitziges Drophead-Coupé und in geringer Stückzahl auch als Spider. Das 2 +2 Coupé war zwar auf demselben kurzen Radstand von 2510 mm aufgebaut wie der zweisitzige DB2, legte aber in der Heckpartie um 17 cm zu und besaß einen kleineren Tank. Neu war nun auch der von außen zugängliche, große Kofferraum. Beim Vorgänger erreichte man das Gepäck nur von innen. In der Zeitschrift „The Motor“, hieß es damals, dieser Aston Martin könne für sich in Anspruch nehmen, der schnellste Wagen der Welt zu sein, der in der Lage sei zwei Personen mit Gepäck für einen Monat zu transportieren.
In die neue Kofferraumklappe integriert war auch das große Rückfenster. Damit galt der DB 2/4 Sports Saloon als einer der ersten Hatchback-Sportwagen der Welt. Außerdem ließ sich die Rücksitzlehne vollständig umklappen, um eine noch größere Ladefläche zu ermöglichen, was damals ebenso eine Weltneuheit bei einem Sportwagen war.
Natürlich nahm bei einer Sportwagenmarke der sportliche Erfolg einen zentralen Platz ein
Bereits der Aston Martin DB2 hatte sich im Sport einen Namen gemacht. Dasselbe tat sein Nachfolger, so etwa bei der Rallye Monte Carlo oder der Mille Miglia. Primär für den Sport zuständig war allerdings der Rennwagen DB3. An diesem wie auch am DB 2/4 hatte Robert Eberan von Eberhorst, der vor dem Krieg für die Rennabteilung der Auto Union gearbeitet hatte, entscheidend mitgewirkt.
Der abgebildete DB 2/4 gehörte König Baudouin von Belgien
Der junge belgische König Baudouin, der wie seine Familienmitglieder ein Sportwagen-Liebhaber war, orderte den abgebildeten Aston Martin DB 2/4 Mark I Sports Saloon mit 3 l dohc Sechszylindermotor für seinen Fuhrpark. Im Februar 1955 wurde das Fahrzeug über den belgischen Aston Martin Importeur Mannes in die belgische Botschaft nach Paris ausgeliefert.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten Aston Martin DB 2/4 von 1955
Motor: dohc Reihensechszylinder
Hubraum: 2922 ccm
B x H: 83 x 90 mm
Leistung: 142 PS bei 5000 U/min; Vantage: 167 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca.200 km/h
Vergaser: 2 SU-Vergaser; Vantageversionen 3 SU oder drei Weber-Vergaser
Getriebe: David Brown Vierganggetriebe
Vorderradaufhängung: Einzelradaufhängung an Kurbellängslenkern, Schraubenfedern, hydraulischen Stoßdämpfern, Querstabilisator
Hinterradaufhängung: Starrachse an Schubstreben, Schraubenfedern, hydraulische Stoßdämpfer, Panhardstab
Bremsen: Trommelbremsen
Radstand: 2510 mm
L x B x H: 4310 x 1650 x 1360 mm
Gewicht: ca. 1200 kg
Bauzeit: Mark I : 1953-1955
Stückzahl: Mark I: 566 Ex.