Der ehemalige Borgward-Händler Walter Schätzle stellte 1970 einen auf Goggomobil T250-Basis gebauten, zweisitzigen Kleinwagen mit Ladefläche vor, der allerdings wesentlich schlechter als das Goggomobil war und eine völlige Fehlkonstruktion darstellte.
Besitzer der Führerschein-Klasse IV, die ihren Schein vor Juli 1954 gemacht hatten und daher auch ein vierrädriges Fahrzeug mit einem Motor bis 250 ccm Hubraum fahren durften, sollten sich von der AWS(Automobilwerk Walter Schätzle) „Einkaufstasche“ (Shopper) angesprochen fühlen. Denn diese Zielgruppe wollte Schätzle möglichst nach der Produktionseinstellung des Goggomobils kostengünstig mit Teilen und Fahrzeugen versorgen. Seine geschätzte Zahl an 100000 potentiellen Kunden war allerdings völlig daneben gegriffen, denn er verkaufte lediglich 1400 Exemplare seines schlecht verarbeiteten, ausgesprochen kantigen und wenig ansprechend gestalteten Gefährts
Nachdem die Marke Glas in BMW aufgegangen war, baute BMW das Goggomobil nicht mehr lange weiter und die Anlagen sowie die Teileversorgung ging an Lloyd-Bremen über. Von dort kaufte Walter Schätzle die Fertigungsanlagen des Goggos und begann die besagten AWS -Shopper in seinem neu gegründeten Automobilwerk in Berlin-Rudow zu bauen. Berlin hatte sich der Hesse als Produktionsstandort wegen des Berlin-Förderungsprogramms ausgewählt, da er so verschiedene Subventionen nutzen konnte. Anfangs entstanden Einzelstücke in Handarbeit, bis gegen 1973 dann eine Serienproduktion in Angriff genommen wurde, die allerdings nur bis 1974 andauern sollte.
Der zweisitzige AWS Shopper mit Ladefläche über dem Heckmotorraum basierte auf dem Goggomobil T250
Schätzle verwendete die Bodenplatte, das Fahrwerk und den Antrieb des Goggos. Er baute eine mittragende Karosserie aus zusammengesteckten Aluminiumprofilen, die mit dünnen, verzinkten und mit Plastik beschichteten Blechen verkleidet waren. Der Aufbau besaß große Fensterflächen, ein verglastes Dach und eine große Heckklappe, die auch die hintere Dachpartie abhob, aber in offenem Zustand schlecht zu fixieren war. Die Formen des Fahrzeugs waren wie mit dem Lineal gezogen, das einzig Runde fand sich an den Radläufen. Die unabhängig aufgehängten Räder saßen vorn und hinten an Pendelachsen mit Federbeinen. Wie der Goggo hatte der AWS eine Zahnstangenlenkung und hydraulische Bremsen von ATE. Auch der Motor stammte vom T250. Im Fahrzeugheck hinter der Hinterachse platziert, quer eingebaut und in Gummi gelagert befand sich der gebläsegekühlte Reihenzweizylinder-Zweitaktmotor mit 250 ccm Hubraum, 14 PS Leistung, Vierganggetriebe von Hurth und im Ölbad laufender Zweischeibenkupplung. Ursprünglich entwickelt hatte das zuverlässige und weich laufende Triebwerk der ehemalige Adler-Motorenspezialist Felix Dozekal. Auch die Mittelschaltung des AWS besaß das ungewöhnliche Z-Schema wie beim Goggo. Die Innenraumgestaltung des AWS war überaus spartanisch und enthielt nur das Notwendige. So war auch das keilförmige Armaturenbrett nur sparsam mit Instrumenten bestückt. Die Sitze hingegen stellten sich als gar nicht so unbequem heraus. Angeboten wurde der 415 kg schwere AWS in der Farbkombination orange-schwarz. Das größte Problem des Fahrzeugs war seine schlechte Verarbeitung, denn durch großzügige Fugen zog reichlich Feuchtigkeit, die zu Zersetzungsprozessen führte. Zudem machte die Beschichtung der Bleche Probleme, denn sie löste sich ab.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Reihenzweizylinder-Zweitaktmotor im Heck
Hubraum: 247 ccm
B x H: 53 mm x 56 mm
Leistung: 14 PS bei 5400 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Vergaser: Bing Schrägdüsenvergaser
Elektrik: Dyna-Startanlage
Getriebe: Vierganggetriebe
Lenkung: Zahnstangenlenkung
Antrieb: Hinterradantrieb
Karosserie:Plattformrahmen, Aluminiumprofile mit Plastik-beschichteten Blechen verkleidet
Vorderradaufhängung: Pendelachse, Federbeine
Hinterradaufhängung: Pendelachse mit Längslenkern, Federbeine
Bremsen: hydraulische Trommelbremsen von ATE
Radstand: 1800 mm
Gewicht. 415 kg
L x B x H: 3070 x 1400 x 1380 mm
Preis: 5700 DM
Stückzahl. 1400 Ex.
Bauzeit: 1970-1974