Harlow Curtice, der neue General Manager von Buick, stoppte mit der von ihm 1934 initiierten Serie 40 und mit den 1936 überarbeiteten und erstmals mit Beinamen versehenen Modellreihen (Special, Century, Roadmaster und Limited) die kommerzielle Talfahrt der ältesten Division des General Motors Konzerns
Die größte Schuld an der voran gegangenen Misere bei Buick trug neben dem Börsencrash und der darauf folgenden Weltwirtschaftskrise auch eine gewisse Planlosigkeit in der Firmenpolitik der frühen 30er Jahre, zu der obendrein noch ein viel beachteter und wenig schmeichelhafter Design-Fehltritt, der „Pregnant Buick“ hinzu kam. Mit Harlow Curtice sollte sich dann das Blatt schnell wieder wenden, denn die Serie 40 und später auch die überarbeiteten Modellreihen wurden ein voller Erfolg.
Die Serie 40, die ab 1936 den Zusatz „Special“ trug, war das Einstiegsmodell von Buick
Erreichte damals der über dem Special angesiedelte Century mit seinem 5,2 l ohv Reihenachtzylindertriebwerk 100 mph, worauf sein Name ja deutlich hinwies, schaffte der Special mit dem kleineren 4,1 l ohv Reihenachtzylinder-Blockmotor zwar einige km/h weniger, war dafür aber auch etwas sparsamer im Verbrauch. Viele Qualitäten besaß aber auch der kleinere, 107 PS bei 3400 U/min leistende und mit Gummiblöcken im Rahmen gelagert ohv-Eight. So glänzte der Special mit sehr guten Beschleunigungswerten und einer exzellenten Kletterfähigkeit am Berg. Auch überzeugte er mit einem guten Kurvenverhalten und einer guten Straßenlage.
Curtice hatte 1936 bei der Überarbeitung der Modellreihen nicht alles umgeworfen, sondern vor allem bereits Vorhandenes geschickt verbessert
Die Ausgangsbasis der neu benannten Modelle bildeten weiterhin die bewährten Entwicklungen (40,60,80,90). Chassis und Fahrwerk blieben anfangs im wesentlichen erhalten, bis 1938 die Hinterachse eine Verbesserung erfuhr, indem man nun Schraubenfedern statt Blattfedern zur Abstützung der Starrachse verwendete.
Curtice wollte die prestigeträchtige Marke Buick, die damals in der Rangfolge ganz knapp hinter Cadillac rangierte, leistungsfähiger machen. Er sah voraus, dass eine hohe Leistung gepaart mit einem ansprechenden Erscheinungsbild die Anforderungen der Zukunft sein würden. So wurde der Reihenachtzylinder in seinen beiden Ausführungen ( 4,1l und 5,2l) optimiert. Buicks Chefingenieur Charles Chayne holte soviel wie möglich aus dem Reihenachtzylinder heraus. Das Resultat waren verbesserte Ventile, bessere Kolben und Zündkerzen, überarbeitete Brennräume, eine höhere Verdichtung und eine höhere Leistung.
Die Buicks erhielten 1937 ein neues, stromlinienförmiges Design
Auch Harlow Curtice' Entscheidung den Buicks ein dynamisches und aufregenderes Styling zu geben, kurbelte den Verkauf deutlich an. Im Gegensatz zu einigen anderen GM-Managern räumte er dem Design von Anfang an einen sehr hohen Stellenwert ein und suchte gleich den Kontakt zu Harley Earl. Daraus erwuchs eine inspirierende Zusammenarbeit, von der Buick enorm profitierte. Verantwortlich für die Stromlinien-Formgebung war vor allem Frank Hershey (ging später zu Ford) aus Harley Earls Designabteilung bei GM.
1939 zeigten sich die Buicks mit neu gestalteter Frontmaske
Nur in diesem Jahr gab es einen derartig gestalteten Wasserfallgrill, der mittig geteilt war, senkrechte schmale Stäbe besaß, wellenförmig verlief und zur Mitte hin erhaben war. In Kombination mit den verwendeten Art-Deco-Elementen und den torpedoförmigen Scheinwerfern und Leuchten wirkte die Gestaltung recht geschmackvoll und wurde damals in Amerika als „europäisch“ empfunden.
Der Buick Series 40 Special war auch als Business Coupé sehr gefragt
Angeboten wurde der Series 40 Special, wie auch die anderen Modellreihen in etlichen Karosserievarianten. Vor allem aber beim Business Coupé schlug das Herz jedes Handlungsreisenden höher, denn das Coupé wurde nicht nur als elegant empfunden, war leistungsfähig und erschwinglich, sondern bot auf einem Radstand von stolzen 3048 mm reichlich Platz für Musterkoffer.
Deutsche Autos schnitten damals schlechter ab
Im Vergleich zu deutschen Automodellen jener Zeit und derselben Klasse besaß der Buick eine wesentlich bessere Straßenlage, war bedienungsfreundlicher konzipiert und besser ausgestattet. Außerdem war er viel schneller und dramatisch preisgünstiger. Selbst der damals hochgelobte Horch schnitt schlechter ab als ein Buick. Das war übrigens ein Phänomen, das auch auf andere amerikanische Automarken zutraf, denn sie waren weit besser als ihr Ruf damals hierzulande vermuten ließ.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Reihenachtzylinder
Hubraum: 4065 ccm
B x H: 78,58 mm x 104,77 mm
max. Drehmoment: 275 Nm bei 2000 U/min
Verdichtung: 6,1:1
Leistung: 107 PS bei 3400 U/min
Vergaser: Stromberg-Vergaser
Getriebe: synchronisiertes Dreiganggetriebe, Lenkradschaltung
Radstand: 3048 mm
Chassis: Kastenrahmen mit Kreuzverstrebung
Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Schraubenfedern, Stabilisator
Hinterradaufhängung: Starrachse, Schraubenfedern, Stabilisator
Karosserie: zweitüriges Coupé
Bremsen: hydraulische Vierradbremsen
Preis: 945 Dollar