Die Borgward Isabella betrat 1954 als völlig neu entwickelter Borgward Hansa 1500 die Bühne und begeisterte in der Wirtschaftswunderzeit ein großes Publikum. Sie sollte das erfolgreichste Borgward-Modell werden
Bereits 1949 hatte der Hamburger Carl F.W. Borgward, der 1928 die Goliath-Werke Borgward & Co. GmbH in Bremen gründete und wenig später auch Hansa-Lloyd hinzukaufte, auf dem Autosalon in Genf mit dem Borgward Hansa 1500 eine der ersten modernen deutschen Nachkriegskonstruktionen vorgestellt.
Carl Borgward war ein echtes Phänomen
Schließlich schaffte er es, ohne große Mittel zu haben, einen Konzern aufzubauen, der bald zum drittgrößten Automobilproduzenten Deutschlands avancierte. Es war sozusagen ein Spurt von null auf hundert Sachen.
Der erste Borgward Hansa 1500 überzeugte vor allem durch sein Design
Wirklich modern war an dem Modell die Formgebung, denn die zweitürige Limousine besaß eine Pontonkarosserie mit vor der Hinterachse angeordneter Rücksitzbank. Außerdem war sie eines der ersten Fahrzeuge, das mit Blinkern statt der bis dato üblichen Winkern ausgestattet war. Die technischen Konstruktionsmerkmale stammten mit Zentralrohrrahmen und hinterer Pendelachse samt Querblattfeder noch aus der Vorkriegszeit. Die Vorderradaufhängung an oberen Dreieckslenkern und unterer Querblattfeder war allerdings besonders.
Der neue Borgward Hansa 1500 von 1954, der bald den Beinamen Isabella trug, war noch weit moderner. Die Konstruktion zählte nicht nur zu den schönsten und modernsten, sondern auch zu den am solidesten gebauten Automobilen Deutschlands
Die Isabella besaß eine selbsttragende, zweitürige Karosserie, deren Eleganz als Limousine und vor allem später in Form des Coupés viele Bewunderer fand. Ihre gestreckte Pontonlinie galt als zeitlos ästhetisch. Aber nicht nur das, sie war auch sehr verwindungsteif und leicht. So brachte das Fahrzeug lediglich 1040 kg auf die Waage. Auch die chicen Linien des ab 1957 angebotenen und äußerst begeehrten Coupés mit elegantem Hüftschwung hatte Carl Borgward entworfen. Die meisten Exemplare wurden exportiert, viele gingen in die USA. Beim Kölner Karosseriebauer Deutsch entstanden aus der Zeichenfeder von Johannes Beeskow ebenfalls einige Isabella-Coupés und Cabriolets. Dort wurden auf Basis des Coupés von Carl Borgward auch etwa 15 Cabriolets gebaut, die man Coupé-Cabriolets nannte, da man den Coupé-Schriftzug des Ausgangsmodells beibehalten hatte. Ein dreitüriger Kombi stand bereits ab Ende 1955 im Borgward-Programm.
Auch der kopfgesteuerte Vierzylindermotor war auf der Höhe der Zeit
Das zuverlässige ohv Triebwerk besaß 1,5 l Hubraum und leistete 55 PS bei 4700 U/min beziehungsweise in der ab 1955 erhältlichen TS-Version 75 PS. Damit wurde eine Höchstgeschwindigkeit von 135 bzw. 150 km/h erreicht. Daher zählten die Isabellas damals zu den schnellsten Fahrzeugen auf der Autobahn. Die seitlich liegende Nockenwelle des Motors, die die parallel im Kopf hängenden Ventile steuerte, wurde von der dreifach gelagerten Kurbelwelle über ein Strinradgetriebe mit Novotex-Zahnrad angetrieben.
Trotz der hinteren Pendelachse besaß die Isabella gute Fahreigenschaften
Das Fahrwerk mit hinterer Pendelachse samt Schubstreben und Schraubenfedern und die Vorderradaufhängung mit Doppelquerlenkern, Schraubenfedern und Stabilisator war sehr gut abgestimmt, so dass der Fahrkomfort erheblich war.
Das Ende von Borgward Anfang der 60er Jahre war rätselhaft
Trotz der großen Beliebtheit der Isabella, die bis 1961 in 202862 Exemplaren entstand, meldete die Borgward-Gruppe, die mittlerweile der Stadt Bremen unterstand, Insolvenz an. Als alle Gläubiger ausbezahlt waren, blieb ein nicht eben kleiner Betrag übrig. Da stellt sich natürlich die Frage, warum es dann überhaupt zu einer Insolvenz kam.
Das abgebildete Exemplar ist eine sehr seltene, frühe Isabella
Ihr Erstbesitzer war ein Karmann-Mitarbeiter, der dort im Auftrag von VW für die Qualitätskontrolle zuständig war und sich als expliziter Autokenner gerade für dieses Fahrzeug entschieden hatte. Es befindet sich in einem exzellenten Zustand. Nicht nur die Inneneinrichtung ist wie neu, auch der Motor ist in einem perfekten Originalzustand und auch die erste Lackierung zeigt sich in guter Verfassung.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Vierzylinder-Reihenmotor
Hubraum: 1493 ccm
B x H: 75 x 84,5 mm
Leistung: 55 PS bei 4700 U/min
Verdichtung: 7,2:1
mkg: 11 bei 2400 U/min
Vergaser: Solex 32 PJCB
Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h
Getriebe: vollsynchronisiertes Vierganggetriebe mit Lenkradschaltung; ab 1960
Automatikgetriebe von Hobbs lieferbar
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie mit Hilfsrahmen
Vorderradaufhängung: Dreieckquerlenkern, Schraubenfedern, Stabilisator
Hinterradaufhängung: Pendelachse, Schubstreben, Schraubenfedern
Bremsen: hydraulisch betätigte Trommelbremsen (vorn Duplex, hinten Simplex)
Maße: 4390 x 1705 x 1480 mm
Radstand: 2600 mm
Gewicht: 1040 kg
Verbrauch: ca. 8,5 l auf 100 km
Bauzeit: 1954 – 1961; TS 1955-1961