Oldsmobile zählte, bis General Motors die Marke 2004 einstellte, zu den ältesten und am längsten existierenden Automobilmarken der Welt. Außerdem gilt sie mit dem Modell „Curved Dash“ als diejenige Marke, die Amerika vom Pferd abgebracht und als erstes nachhaltig vom Automobil überzeugt habe. Der Curved Dash war zudem das erste in Großserie produzierte, benzinbetriebene Modell der USA. Von GM wurde die Marke dann 1908 übernommen und weitergeführt
Die von Ransom Eli Olds gegründete Olds Motor Car Company aus dem US-Staat Michigan produzierte bereits ab 1897 unter dem Markennamen Oldsmobile neben ein paar Elektroautos und Dampfwagen Fahrzeuge mit Explosionsmotoren. Ihr erstes in großer Stückzahl angebotene Modell kam mit dem „Curved Dash“ 1901 heraus. Für dieses solide und für die damalige Zeit sehr leistungsfähige Fahrzeug mit zweisitzigem Runabout-Aufbau und großem Einzylinderviertakttriebwerk, das einen Hubraum von 1557 ccm besaß und 4,5 PS leistete, schlug die Firma kräftig die Werbetrommel und stellte es als genauso effizient wie sechs Pferde vor. Es würde im Durchschnitt lediglich 35 $ im Jahr kosten, ein Pferd hingegen 180 $. Die Zuverlässigkeit und einfache Handhabung des Curved Dash trug zu seiner Verbreitung bei.
Die Bezeichnung Curved Dash hatte das Modell, wie der Name schon sagt, seinem Frontstyling zu verdanken
Die als chic empfundene, gebogene Frontpartie fungierte hier als Namensgeber. Allerdings baute man das Fahrzeug später auch mit gerader Front und nannte es dann Straight Dash. Das geschah zu der Zeit, als Firmengründer Olds nach Querelen mit seinen Geldgebern, die unbedingt einen Luxuswagen bauen wollten, das Unternehmen verließ. Auf Initiative dieser Geldgeber entstand auch die neue Variante Straight Dash mit gerader Frontpartie, von der allerdings nur wenige gebaut wurden. Ransom Elli Olds gründete seinerseits derweil die Marke REO.
Der geländegängige und kletterstarke Curved Dash war bestens geeignet für die damalige Zeit mit ihrem Mangel an Verkehrswegen
Denn der einfach strukturierte Curved Dash mit seinem schlichten Leiterrahmen und dem leichten Runabout-Holzaufbau wog lediglich 294 kg. Mit diesem geringen Gewicht hatte der zum Teil unter und hinter dem Fahrersitz platzierte (Mittelmotor), wassergekühlte 1,6 l-Einzylindermotor mit liegendem Zylinder leichtes Spiel und brachte den Zweisitzer gut durchs Gelände. Selbst steilere Anhöhen konnte das Fahrzeug ohne große Probleme meistern. Die Kraftübertragung auf das Differential an der Hinterachse erfolgte über ein Zweigangplanetengetriebe und eine Kette. Längsliegende Blattfedern nahmen an ihren jeweiligen Enden die Hinterachse und die Vorderachse auf und federten zudem die Karosserie ab. Gelenkt wurde mit einer langen Lenkstange. Anfangs besaß der Curved Dash nur eine Getriebebremse, die vom Fußpedal betätigt wurde. Später erhielt der Olds Bandbremsen an den Hinterrädern. Der Handbremshebel aktivierte eine auf das Differential wirkende Bandbremse. Für ein gutes Fortkommen sorgte auch die breite Spur, denn die Räder des Curved Dash passten genau in die Rillen, die die Pferdekutschen gezogen hatten. Besonders praktisch am Curved Dash war seine Startvorrichtung. Die Handkurbel zum Anwerfen des Motors befand sich nämlich an der Seite des Fahrzeugs und konnte mit einigem Geschick vom Sitz aus betätigt werden.
Amerikas erstes Großserienmodell mit Verbrennungsmotor war ein robustes, leistungsfähiges und zuverlässiges Fahrzeug. Es begründete das amerikanische Erfolgskonzept, einfach und extrem zuverlässig zu bauen und den Hubraum nie zu beschränken. Das Fahrzeug sollte leistungsfähig und zugleich enorm haltbar sein. Kein Wunder also, dass der richtungsweisende Curved Dash damals weltweit in Lizenz gebaut wurde. Allein in Deutschland gab es zwei Lizenzbauten
Mit diesen Attributen, einer Höchstgeschwindigkeit von 33 km/h und einem Durchschnittsverbrauch von 9 l Kraftstoff auf 100 km machte sich der Curved Dash viele Freunde. Allerdings trug auch Ransom Eli Olds eine Menge zur weiten Verbreitung dieses Fahrzeugs bei, denn er investierte viel in die Werbung und führte die Leistungsfähigkeit des Curved Dash auf vielen Veranstaltungen vor. Schon im ersten Produktionsjahr verkauften sich 425 Exemplare, 4000 Fahrzeuge waren es bereits im Jahr 1903 mit stetig wachsender Tendenz bis etwa 1906. Produziert wurden Curved und Straight Dash bis 1907. In ihrer Produktionszeit wurden sie ständig verbessert, erhielten mehr Hubraum und Leistung, bessere Bremsen sowie ein Verdeck als Zubehör. Dennoch verringerten sich die Verkäufe 1906 rapide, was sicher auch an dem mittlerweile gewachsenen Angebot an Fahrzeugen in den USA lag. Zwei Jahre später übernahm GM Oldsmobile als zweite Marke nach Buick.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: liegender Einzylinderviertaktmotor, wassergekühlt
Hubraum: 1557 ccm
Leistung: 4,5 PS bei 600 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 33 km/h
Radaufhängung vorn: Starrachse, Blattfeder längs
Radaufhängung hinten: Starrachse, Blattfedern längs
Antriebsart: Kette auf Hinterachse (Differential)
Getriebe: Zweigangplanetengetriebe
Chassis: Leiterrahmen
Karosserieform: Runabout
Bremsen: Bandbremsen auf Hinterräder (1904)
Spur: 1423 mm
Radstand: 1676 mm
Gewicht: ca. 290 kg
Bauzeit: 1901-1907