Hispano-Suiza zählte bis in die 30er Jahre hinein zu den bedeutendsten Automobilmarken der Welt und hatte damals einen Status in der Autowelt wie etwa Isotta Fraschini, Delaunay-Belleville oder Rolls-Royce. Schon bald wurde der Name Hispano-Suiza zum Synonym für Luxus, höchste Qualität und zukunftsweisende Technik. Auch der erste Sportwagen der Welt, der Alfonso XIII kam von dieser Marke
Unter diesem Markennamen entstanden nicht nur exzellente Sportwagen und Luxusautomobile, sondern auch Fahrzeuge für den öffentlichen Transportverkehr, sowie Motoren für die Luftfahrt. Später kamen gut 1/3 der Flugmotoren auf alliierter Seite von diesem Konzern. Außerdem war Hispano-Suiza auch ein großer Waffenproduzent.
Gegründet wurde das Unternehmen 1904 in Barcelona. Ihr Mitbegründer und Chefkonstrukteur Marc Birkigt war Schweizer, deshalb der Doppelname, der auf Spanien und die Schweiz verweist.
1911 entstand ein Zweigwerk von Hispano Suiza in Paris (erst in Levallois-Perret, später in Bois-Colombes), um den großen französischen Markt zu erobern. Vor allem von hier aus erfolgte der Siegeszug von Hispano-Suiza als einer der ranghöchsten Luxuswagenproduzenten. Die Busse und Lastwagen der Marke kamen hingegen zumeist aus dem spanischen Werk. Nach dem zweiten Weltkrieg verkaufte Hispano Suiza dieses Werk an die spanische ENASA, den Produzenten von Pegaso-Lastwagen und Erbauer des aufsehenerregenden Pegaso Sportwagens.
Die ersten beiden Modelle mit Vierzylindermotoren stellte Hispano-Suiza 1906 auf dem Pariser Autosaloon der Öffentlichkeit vor, bald schon folgten auch die ersten Fahrzeuge mit Sechszylindermotoren. Schon die Vierzylinder-Hispanos siegten in den wichtigsten Rennen ihrer Zeit und machten so und durch ihre innovative Technik auf die Marke aufmerksam. Von einem Rennwagen, der 1910 den berühmten Coupe de L'Auto gewann, wurde 1911 das bald weithin bekannte Sportwagenmodell Alfonso XIII abgeleitet, das als eines der ersten Seriensportwagenmodelle überhaupt gilt. Den Namen erhielt es zu Ehren des spanischen Monarchen, der ein Fürsprecher dieser Automarke war und selbst zu ihren besten Kunden zählte.
Das abgebildete Fahrzeug ist bis auf die Chassis-Länge, den Aufbau und den Hubraum baugleich mit dem Alfonso XIII
Marc Birkigt realisierte auch schon bei den frühen Modellen etliche zukunftsweisende Innovationen. So verwendete er als einer der ersten eine Blockkonstruktion von Motor und Getriebe. Bevor Birkigt mit der H6-Baureihe auch im Serienbau ohc-Motoren einsetzte, verwendete er bis dahin Motoren mit T-Kopf-Ventilsteuerung. Das Modell 15/20 HP mit 2612 ccm Hubraum erschien zum ersten Mal 1909 mit einer größeren Anzahl anderer Modellvarianten der Marke, darunter auch dem Rennwagen, aus dem später dann der Sportwagen Alfonso XIII entstand. Der Motor des 15/20 HP war im Grunde ähnlich konstruiert, wie der des Alfonso. Er besaß eine T-Kopf-Ventilsteuerung, bei dem die Einlaß,- und die Auslassventile jeweils auf der einen und der anderen Seite des Kolbens standen und im übertragenen Sinne eine T-Form bildeten. Angetrieben wurden sie auf jeder Seite von einer Nockenwelle. Die beiden seitlich liegenden Nockenwellen wurden von der in drei breiten Gleitlagern laufenden Kurbelwelle über Zahnräder von der Motorstirnseite aus angetrieben. Diese Art der Ventilsteuerung ermöglichte eine vom Wirkungsgrad her günstige Querstromspülung mit sich gegenüberliegenden Ansaug,- und Auspuffkrümmern. Die Ölversorgung erfolgte über eine kombinierte Tropf,- und Schleuderschmierung.
Angeboten wurde der 15/20 HP in verschiedenen Chassislängen, wobei die Chassis aus dem französischen Werk kamen. Der Aufbau des abgebildeten 15/20 HP Tourenwagens mit Torpedo-Aufbau stammte von dem spanischen Karosseriebauer G. Gausachs aus Barcelona. Das Boa Constrictor-Horn war übrigens damals ein gerne gekauftes Zubehör für teure Autos.
Der viersitzige Tourenwagen von 1912 besaß noch nicht den „fliegenden Storch“ als Kühlerfigur
Erst ab 1918 wurde diese Kühlerfigur eingeführt. Sie war vom Geschwadersignet des französischen Kampfpiloten Georges Guynemer abgeleitet. Der Luftfahrt war Hispano Suiza nämlich sehr verbunden, denn Marc Birkigt hatte auch einen V-8 Flugzeugmotor entwickelt, der zum damals besten Flugzeugmotor weltweit avancierte und so gefragt war, dass er sich 50000mal verkaufte.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Vierzylinderreihenmotor mit T-Kopf
Hubraum: 2612 ccm
B x H: 80 x 130 mm
Leistung: 30 PS bei 2200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca.80 km/h
Zündung: Magnetzündung
Radaufhängung vorn: Starrachse, Halbelliptikfedern
Radaufhängung hinten: Starrachse, Halbelliptikfedern
Chassis: Leiterrahmen
Bremsen: Handbremse auf Hinterradbremstrommeln, Fußbremse als Getriebebremse
Karosserie: offener Tourer
Radstand: 2997 mm
Spur: 1295 m
Gewicht: kg
Bauzeit: 1912