Locomobile - Style 2 Spindle Seat (1900)

Die Locomobile Company of Amerika wurde 1899 vom Herausgeber des Cosmopolitan-Magazins, John B. Walker, gegründet und galt in den ersten Jahren als größter Automobilhersteller der Welt

Gebaut wurden anfangs Dampfwagen nach einem Entwurf der Stanley-Brüder, von denen Walker die Lizenz erworben hatte und die er zu Beratern von Locomobile ernannte (einer der Stanleys wurde auch Direktor von Locomobile). Walker wandte sich nach einiger Zeit vom Dampfwagen ab und verkaufte die Rechte wieder an die Stanley-Brüder zurück, die ab 1902 ihr eigenes Unternehmen gründeten und dann sehr erfolgreich Dampfwagen produzierten. Nachdem Locomobile die Produktion von Dampfwagen aufgegeben hatte, baute man bis 1929 dann ausschließlich Fahrzeuge mit Explosionsmotoren, die als qualitativ hochwertig, luxuriös und schnell galten. 1922 wurde Locomobile von Durant Motors übernommen.

Fast alle Locomobile Steamer wurden als Runabouts ausgeliefert und hatten anfangs den Ruf, nicht besonders zuverlässig zu sein

Der Runabout hatte die typische, amerikanische Buggy-Form und wurde so auch Auto-Buggy genannt. Um das Jahr 1900 herum besaß die überwiegende Mehrzahl der gebauten Automobile diese Karosserieform. Der Dampfkessel, der einen Kesseldruck von 20 bar erreichte, und das Triebwerk des offenen, zweisitzigen und hoch gebauten Locomobile befanden sich unter der gut gepolsterten Sitzbank. Die Art des Sitzes nannte sich übrigens Spindle Seat Stanhope und kam aus dem Kutschenbau. Seinen anfangs etwas ramponierten Ruf verdankte das Locomobile wohl seinen Kinderkrankheiten. Zu tun hatte es aber auch mit der geringen Reichweite von nur 30 km, die das Fahrzeug mit seinem geringen Kesseldruck bewältigen konnte. Allerdings wurde all das wett gemacht durch die Vorteile des Dampfwagens. So besaß er eine größere Leistungsfähigkeit, durch sein hohes Drehmoment schaffte er jeden Berg und man konnte losfahren, ohne ihn ankurbeln zu müssen.

Die Kundschaft schreckten kleine Probleme keineswegs ab, denn die Vorzüge des Dampfwagens überzeugten und das Interesse an den neuen Fortbewegungsmöglichkeiten überwog bei den Amerikanern eindeutig

So wurden zwischen 1899 und 1902 gut 4000 Exemplare des Locomobile Dampfwagens verkauft, was für diese Zeit eine enorme Anzahl darstellte. Mittlerweile gab es das Locomobile auch mit anderen Aufbauten und mehr Sitzen. Die verschiedenen Ausführungen kosteten zwischen 600 und 1400 Dollar.

Das Locomobile erlangte damals einen weiten Verbreitungsgrad

Es war an vielen Orten der Welt anzutreffen. So war das erste Auto von Prinz Heinrich ein Locomobile. Auch das abgebildete Fahrzeug wurde weit entfernt von seiner Produktionsstätte gefunden. Entdeckt hatte man den Wagen nämlich in Mexiko. Alle mechanischen Teile waren zwar da, doch alles, was aus Holz oder Gummi bestand, hatten die Termiten zerfressen.

Fotos & Text: Marina Block

Technische Daten

Triebwerk: Zweizylinder doppelt wirkende Dampfmaschine

Kesseldruck: 20 bar

Hubraum: 997 ccm

B x H: 76,2 mm x 102 mm

Höchstgeschwindigkeit: ca. 50 km/h

Radaufhängung vorn: Starrachse, Blattfeder quer

Radaufhängung hinten: Starrachse, Blattfedern längs

Getriebe: Zweiganggetriebe

Chassis: Leiterrahmen

Karosserieform: Runabout-Spindle Seat Stanhope

Bremsen: Bremse auf Differential

Gewicht: ca. 290 kg

Bauzeit: 1899- ca. 1903



Bilder

Informationen:

MarkeLocomobile
ModelStyle 2 Spindle Seat
Baujahr1900

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