Dieser Chanabé-Porsche wurde zwischen 1971 und 1973 von Jean Chanabé, dessen Vater eine Porsche und De Tomaso-Werkstatt in Toulouse betrieb und zudem Rennleiter der Rennstrecke von Albi war, für die Europameisterschaft nach dem damaligen Reglement der Gruppe 5, die exklusiv für Zweiliter-Sportprototypen ausgeschrieben war, gebaut. Es war eine der ganz wenigen, mit Porsche-Komponenten entstandenen Fremdkonstruktionen, die sich offiziell wirklich auch Porsche nennen durften
Nach Testfahrten des Fahrzeugs auf der F1-Rennstrecke von Albi in Südfrankreich wurde das Porsche-Werk auf das Fahrzeug aufmerksam und schickte eine kleine Abordnung nach Toulouse, um den Rennwagen zu inspizieren. Die Fachleute von Porsche mussten wohl von der Ingenieurs-Leistung des jungen Mannes sehr beeindruckt gewesen sein, denn Jean Chanabé erhielt umgehend die Erlaubnis, für seine Konstruktion den Namen Porsche verwenden zu dürfen.
Jean Chanabé entwickelte den Gitterrohrrahmen und die Karosserie. Aus Stuttgart stammte der leicht getunte 911er Motor des Typs 901.10 mit Porsche 6 Stempelpumpe und HKS-Zündung sowie das Fünfgang-Magnesium-Rennsportgetriebe
Der junge Mann ging bei dem Projekt mit akribischer Sorgfalt vor und handhabte es wie eine Studie. Seine Priorität lag bei der Entwicklung eines sicheren, haltbaren und besonders leichten Chassis. Er entwarf einen in seinen Ausmaßen fast quadratisch wirkenden Gitterrohrrahmen aus Vierkantstahlprofilen, der durch die Art seiner Verbindungen weniger bruchanfällig war. Der mit dem Rahmen verschraubte Überrollbügel bestand aus einem speziellen Stahlrohr der Güte 25 CD 4 S. Der Rahmen war so stabil ausgelegt, dass er eine Motorleistung von bis zu 350 PS zuließ.
Für die vordere Radaufhängung wählte Chanabé Dreieckslenker und extra angefertigte, einstellbare Bilstein-Stoßdämpfer. Hinten gab es Radträger aus Aluminium, untere Dreieckslenker und eine obere Strebe. Für eine exzellente Verzögerung sorgten an allen Rädern Porsche-Scheibenbremsen.
Die Karosserie des Rennwagens, der über einen Radstand von 2240 Millimetern, eine Gesamtlänge von 3280 und eine Breite von 1900 Millimetern verfügte, bestand aus vernieteten Aluminium-Blechen. Mit seiner aufsteigenden Hecklinie, der Abrisskante und der wellenartigen Frontgestaltung war das Fahrzeug aerodynamisch äußerst günstig geformt und bot dem Wind mit einer Karosseriehöhe von 81 Zentimetern und einer Bodenfreiheit von 50 Millimetern kaum Angriffsfläche.
Beim Triebwerk fiel die Wahl Jean Chanabés nach einigen Überlegungen auf den Porsche-2,0-Liter-Sechszylinder-Boxermotor des Typs 901.10, der im Renntrimm 190 PS bei 7500 U/min leistete. Auch das Fünfgang-Rennsportgetriebe im Magnesiumgehäuse stammte von Porsche. Je nach Getriebeübersetzung war das 550 Kilogramm schwere Leichtgewicht in der Lage, eine Höchstgeschwindigkeit von gut 260 km/h zu erreichen. Um den Originalmotor möglichst lange zu erhalten, arbeitet im Chanabé-Porsche heute ein 911er-Motor mit HKS Doppelzündung und 260 PS Leistung.
Zwischen 1974 und 1990 wurde der Rennwagen unter wechselnden Besitzern in Frankreich bei verschiedenen Berg,- und Rundstreckenrennen eingesetzt
Sein heutiger Besitzer hatte ihn dann im neuen Jahrtausend grundlegend nach den Original-Unterlagen von Herrn Chanabé restauriert. Bis auf die Farbgebung steht er nun wie im Urzustand da. Auch alle Aufkleber von damals, darunter den des Hauptsponsors Radio Monte Carlo, sind wieder aufgebracht worden. Seit der Restaurierung ist der Prototyp immer mal wieder auf Oldtimer-Rennsportveranstaltungen im Einsatz.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Sechszylinder-Boxermotor
Hubraum: 1990 ccm
Leistung: 190 PS bei 7500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h
Getriebe: Porsche Fünfgang-Rennsportgetriebe im Magnesiumgehäuse, ZF Sperrdifferential
Radaufhängung vorn: Dreieckslenker, Bilstein-Stoßdämpfer, Stabilisator
Radaufhängung hinten: Radträger aus Aluminium, untere Dreieckslenker, obere Strebe, Stoßdämpfer, Stabi
Rahmen: Gitterrohrrahmen aus Vierkantstahlprofilen, Aluminium-Karosserie
Bremsen: Scheibenbremsen, vorn belüftet
Radstand: 2240 mm
Spur vorn/hinten: 1600 mm/1570 mm
Länge: 3280 mm
Breite: 1900 mm
Höhe: 810 mm
Bodenfreiheit: 50 mm
Gewicht: 550 kg
Baujahr: 1973
Stückzahl: 1