Die Vespa von Piaggio mit ihrem ganz speziell gestalteten, wespenförmigen Heck ist über die Jahrzehnte zum Synonym für den Motorroller schlechthin geworden
Als das italienische Unternehmen 1946 mit der ersten Vespa herauskam, begann vom Städtchen Pontedera bei Pisa aus der Siegeszug dieser Fahrzeuggattung um die ganze Welt, wohin die Vespa auch exportiert wurde. Die elegant geformte Karosserie, die den Zweiradfahrer vor Wind, Schmutz und Wasser schützen sollte, sowie der Aufbau mit den kleinen dicken Rädern diente weltweit als Inspiration für den eigenen Rollerbau oder die Vespa wurde gleich in Lizenz gefertigt. Ausgestattet waren die Vespas anfangs mit Einzylindermotoren von 98 bis 150 ccm Hubraum.
Seit der zweiten Hälfte der 50er Jahre hatte auch in Deutschland das „zivilisierte“ Zweirad, als das der Motorroller empfunden wurde, viele Liebhaber gefunden. Er galt als die komfortablere Alternative zum Motorrad, nicht nur dank seines freien Durchstiegs vor der Sitzbank, sondern auch wegen des Schutzes den die reichhaltige Blechverkleidung vor Schmutz und den Widrigkeiten des Wetters bot. Aber nicht nur das, bald schon avancierte der Roller zur Manifestation eines Lebensgefühls und zum Kultobjekt einer jugendlichen Subkultur in der Wirtschaftswunderzeit.
Die Vespa 50 kam 1963 als kleinstes Vespamodell auf den Markt
Einen wichtigen Anreiz für den Bau eines so kleinen Modells gab damals die staatliche Regelung, dass in Italien einsitzige Fahrzeuge mit Motoren bis zu 50 ccm Hubraum ab dem Alter von 14 Jahren ohne Führerschein gefahren werden durften. Und da eine Steuer,- und Führerscheinfreiheit für 50er auch in vielen anderen Länder galt, wurde die Vespa 50 mit Zweitakttriebwerk ein voller Erfolg. Sie wurde millionenfach verkauft und wird in weiter entwickelter und modernisierter Form bis heute gebaut.
Auch die Vespa 50 von 1980 besaß den „smallframe“-Rahmen, wie er in den 60er Jahren für dieses kleine Modell,- ein letztes Mal übrigens-, von Piaggios berühmtem Flugzeugkonstrukteur Corrandino D'Ascanio entworfen wurde, der schon für die Ur-Vespa verantwortlich war
Bei dem schlanken, selbsttragenden Stahlblechrahmen waren die Seitenbacken fest in den Rahmen integriert und der äußerst robuste, gebläsegekühlte Zweitaktmotor mit seinem um 45° geneigten Zylinder und der als Einlass-Drehschieber ausgebildeten Kurbelwange war über eine schmale Serviceklappe für kleinere Wartungsarbeiten zu erreichen. Schmal gehalten waren auch das Beinschild und das Trittblech. In Deutschland wurde die kleine Vespa bis 1983 als Typ 50 N angeboten. Ab 1969 gab es diesen 50er Roller gegen Aufpreis auch mit einem Elektrostarter. In den späten 70er Jahren kam dann noch die sportliche 50er Kleinkraftradvariante SR in Deutschland hinzu, die einen Alu-Zylinder, einen größeren Vergaser und einen Bananen-Auspuff besaß.
Der Zubehörkatalog ließ übrigens auch im Geburtsjahr der abgebildeten Vespa 50 von 1980 keine Wünsche offen. Das Angebot reichte von Abdeckblenden für die Scheibenräder über spezielle Sitzbänke bis zu Gepäckträgern und Zierschutzblenden für den Vorderradkotflügel und die Motorabdeckung.
Die abgebildete Vespa spendete Josef Honerkamp dem Museum. Er hatte sie 28 Jahre lang gefahren und sie im speziellen Meller-rot, das es original für die Vespa nicht gab, lackieren lassen.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Einzylinder-Zweitaktmotor, gebläsegekühlt
Hubraum: 49,77 ccm
B x H: 38,4 x 43 mm
Verdichtung: 7,2:1
Leistung: 2,5 PS bei 4800 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Vergaser: Dell'Ortovergaser SHB
Zündung: Schwunglichtmagnetzündung
Elektrik: 6 V 20 W
Getriebe: Vierganggetriebe, Drehgriffschaltung
Rahmen: Stahlblechrahmen
Vorderradaufhängung: gezogene Kurzschwinge, hydraulisch gedämpftes Federbein
Hinterradaufhängung: Triebsatzschwinge mit hydraulisch gedämpftem Federbein
Bremsen: Trommelbremsen vorn und hinten
Radstand: 1180 mm
Länge: 1655 mm
Reifen: 3,00 x 10“
Gewicht: 75 kg
Tankinhalt: 5,6 l
Verbrauch: 1,5 l auf 100 km
Bauzeit: 1963-1983 Vespa 50 N/R
Stückzahl: 512037 Ex.- Vespa 50 N/R