Anfang der 50er Jahre konstruierte das Staatsunternehmen Alfa Romeo im Auftrag des italienischen Verteidigungsministeriums einen allradgetriebenen Geländewagen mit dohc-Triebwerk, der den amerikanischen Jeep ersetzen sollte
Technisch basierte das offiziell 1900 M AR1 (Militärversion) und AR2 (Zivilversion, wurde etwas später angeboten) genannte Modell auf dem Alfa Romeo 1900. Damit war dieser Geländewagen der einzige seiner Art, der über einen Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen verfügte. Außerdem besaß der Vierzylindermotor einen Leichtmetallzylinderkopf und Leichtmetallkolben.
Vor allem wegen dieses exklusiven Motors, der damals so gar nicht zu den Vorstellungen von einem Arbeitsfahrzeug passen wollte, erhielt der Wagen bald den Spitznamen Matta (die Irre). Das Kürzel AR stand übrigens für Autovetture da Ricognizione, was Spähwagen bedeutete. Sein Konstrukteur Giuseppe Busso demonstrierte die Fähigkeiten dieses Geländewagens, indem er mit ihm die Treppen der Basilika von Assisi hochfuhr. Selbst an der Mille Miglia nahm ein Matta 1952 teil, schließlich war das Potential seines Doppelnockenwellen-Triebwerks hoch, auch wenn es im Matta offiziell auf eine Leistung von 65 PS begrenzt wurde. Durch eine geringere Verdichtung sollte der Motor in der Lage sein, auch mit schlechterem Brennstoff auszukommen. In seinem äußeren Erscheinungsbild ähnelte der Matta dem Land-Rover von 1948, der als erster europäische Vertreter dieser Fahrzeuggattung die Dominanz des Jeeps im Offroad-Bereich aufbrach.
Natürlich war die Produktion des Alfa Romeo 1900 M mit dohc Vierzylindermotor ziemlich teuer, deshalb wurde nach circa 2100 produzierten Exemplaren dem geeigneteren und praktischeren Fiat Campagniola der Vorzug gegeben
Einen serienmäßigen Geländewagen mit zwei obenliegenden Nockenwellen gab es erst wieder ungefähr 30 Jahre später mit dem Mercedes-Benz 280 GE und seinem dohc Sechszylindertriebwerk.
Fotoa & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: dohc Reihenvierzylinder, Duplex-Kette
Hubraum: 1884 ccm
B x H: 82,5 x 88 mm
Verdichtung: 7:1
Leistung: 65 PS bei 4400 U/min
max. Drehmoment: 123 Nm bei 2500 U/min
max. Steigungsfähigkeit: 50°
max. Wassertiefe: 70 cm
Vergaser: 1 Solex-Vergaser 33 PBIC
Höchstgeschwindigkeit: ca. 105 km/h
Schmierart: Trockensumpfschmierung
Getriebe: Vierganggetriebe
Antriebsart: permanenter Allradantrieb
Bremsen: hydraulische Trommelbremsen
Vorderradaufhängung: Trapezdreiecksquerlenker, Schraubenfedern
Hinterradaufhängung: Starrachse, Längsstreben, Schraubenfedern
Chassis: Leiterrahmen
Radstand: 2200 mm
Länge: 3520 mm
Spur: 1300 mm
Gewicht: 1250 kg
Bauzeit: 1952-1954
Stückzahl: ca. 2160 Ex.