Mit der Suzuki Katana, deren Name einem Samurai-Schwert entlehnt war, setzte der japanische Motorradhersteller 1981 einen Meilenstein in der Motorrad-Designgeschichte
Entwickelt wurde die damals außergewöhnliche Formgebung, die mit allen gängigen Design-Gewohnheiten brach, von Target-Design, einem deutschen Styling-Büro. Das Team um Hans-Georg Kasten, Jan Fellstrom und Hans A. Muth, der zuvor bei BMW für die Formgebung der R 90 S und R 100 RS verantwortlich zeichnete, änderte die Grundstruktur des Motorrads soweit es nur ging. Die ursprünglich waagerechte Form wurde aufgebrochen, der Tank fiel nach vorne, die Sitzbank war eine ergonomische Kuhle und integrierte den Fahrer sozusagen völlig in das Fahrzeug. Die Tanklinie war weit höher als die Sitzbank und die kleine Windschutzscheibe über dem Scheinwerfer setzte diese Linie nach vorne fort. Zusammen mit der ebenfalls sehr ergonomisch ausgeführten, spitz zulaufenden Frontverkleidung,- einer der serienmäßig ersten übrigens-, und mit der Verwendung eines Stummellenkers wurde so für einen möglichst geringen Luftwiderstand gesorgt. Das dem so war, bewies ein Test im Windkanal von Pininfarina, bei dem die Katana exzellente Werte erreichte. Zuvorgegangen war der Katana bei Target-Design die Entwicklung einer Studie zum Zukunftsdesign im Motorradbau, demonstriert an einer MV Agusta. Entstanden war diese Studie 1980 im Zusammenhang mit einer Ausschreibung des Magazins „Motorrad“. Hier präsentierte Target-Design ein wegweisendes Monocoque-Design, das bereits einige Elemente des kurz darauf entworfenen Suzuki-Serienmodells Katana vorwegnahm.
Target-Design hatte sich bei der Gestaltung der Katana von der Formgebung der von Ernst Neumann Neander entworfenen Opel Motoclub von 1928 inspirieren lassen
Der geniale Künstler und Designer Ernst Neumann Neander hatte damals bereits ähnliche ergonomische Gestaltungsprinzipien eingesetzt und für Opel ein Motorrad gebaut, das den Fahrer in den Motorradkörper so weit wie möglich zu integrieren suchte und dem Wind so wenig wie möglich Angriffsfläche bot.
Wie ein Samurai-Schwert im übertragenen Sinne wirkte die Katana nicht nur wegen ihrer perfekten Ergonomie und der Ausstrahlung kraftvoller Dynamik sondern auch wegen ihrer damals wirklich enormen Leistungsfähigkeit
Suzuki bewarb die Katana als das schnellste Serienmotorrad der Welt. So brachte ihr 114 PS starker, vierventiliger dohc Vierzylindermotor mit 1074 ccm Hubraum das windschnittige Zweirad locker auf eine Höchstgeschwindigkeit von 229 km/h. Es gab allerdings auch Katana-Modelle mit kleinerer Motorisierung.
Der Erfolg des Katana-Designs war damals eine große Überraschung
Anfangs hatte man nämlich die Katana eher als einen Versuch gesehen, mit etwas Neuem und Aufsehenerregendem in die Presse zu kommen. Die ursprüngliche Idee dazu hatte der deutsche Suzuki-Importeur, der Entwürfe von Hans Albrecht Muth gesehen hatte und davon begeistert war. Auch Otto de Crignis von Suzuki Deutschland und der europäische Marketing-Chef Masao Tani waren von dem deutschen Stylingbüro Target-Design überzeugt und gaben ihr okay. Natürlich war die Freude groß, als die Formgebung der Katana dann einen derartigen Erfolg für Suzuki nach sich zog, zum Meilenstein in der Motorradgeschichte avancierte und das Motorraddesign weltweit nachhaltig beeinflusste.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: luftgekühlter, dohc Vierzylindermotor, Vierventiler
Hubraum: 1074 ccm
Bohrung x Hub: 72 mm x 66 mm
Leistung: 114 PS bei 8700 U/min
Verdichtung: 9,5:1
Vergaser: 4 Mikuni-Vergaser BS 34 SS
Höchstgeschwindigkeit: 229 km/h
Schmierung: Nasssumpfschmierung
Getriebe: Fünfganggetriebe
Kupplung: Ölbad-Mehrscheibenkupplung
Rahmen: Doppelschleifenrahmen
Radführung vorn: hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel
Radführung hinten: Schwinge mit Federbeinen
Bremse vorn: Doppelscheibenbremse mit anti-Dive-System
Bremse hinten: Scheibenbremse
Radstand: 1520 mm
Gewicht: 232 kg
Tank: 21 l
Preis: 12990 DM
Bauzeit: 1981-1985
Stückzahl: ca. 10000 Ex.