Dürkopp aus Bielefeld produzierte nicht nur Nähmaschinen. Vielmehr wurden hier bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert Fahrräder und Automobile gebaut und ab 1901 begann man auch, sich auf den Bau von Motorrädern zu konzentrieren
Nach einem zweiten oder auch dritten Standbein sahen sich damals viele Industriebetriebe um. So auch der Bielefelder Nähmaschinenproduzent, der seit 1886 auch Fahrräder baute. 1896 kaufte man die Norddeutschen Fahrradwerke in Oldesloh und beteiligte sich zudem an der Styria-Fahrradfabrik von Puch in Österreich. Kurz darauf starteten die Bielefelder dann auch mit ihrer Motorradproduktion. Ihr erstes Modell von 1901 hieß „1 ¾ HP“ und war nahezu komplett von Dürkopp selbst gebaut, also auch mit hauseigenem Motor. Erst ab der 30er Jahre nutzte man Einbaumotoren von Fichtel & Sachs. So ließen sich die Zweiräder natürlich kostengünstiger produzieren und anbieten. Zu dieser Zeit trat ein regelrechter Boom der Kleinmotorisierung auf. Zu verdanken war dies hauptsächlich der Tatsache, dass es nun mit dem Angebot von Fichtel & Sachs sowie Ilo erstmalig wirklich zuverlässige Einbaumotoren gab, die von den vielen Fahrradherstellern mit Begeisterung aufgenommen wurden. Hinzu kam auch noch, dass die motorisierten Fahrräder und Leichtmotorräder steuer,- und führerscheinfrei waren. All das machte sie zu einem erschwinglichen Fortbewegungsmittel für einen großen Teil der Bevölkerung, der wegen der Weltwirtschaftskrise natürlich über ein meist nur sehr geringes finanzielles Budget verfügte.
Der neue Zweitaktmotor von Fichtel & Sachs mit 98 ccm Hubraum wurde schnell zum Topseller und von vielen Firmen zur Motorisierung ihrer Fahrräder und Leichtmotorräder eingesetzt
Auch Dürkopp war von ihm angetan und bestückte ab 1935 damit fast seine komplette neue Modellpalette. Nach dem Krieg setzte Dürkopp ebenfalls als erstes vor allem auf den weiterentwickelten Sachs-Einbaumotor Typ 50 mit 98 ccm Hubraum und 3 PS Leistung bei 4000 U/min. Daneben wurde auch auf zwei Ilo und einen Ardiemotor zurückgegriffen. Mit der Anwerbung des aus dem Flugmotorenbau kommenden, neuen Chefkonstrukteurs Fritz Gosslau war all das aber bald Geschichte, denn Gosslau entwickelte wieder einen hauseigenen Dürkopp-Motor. Bestückt wurde damit die MD 150, die sich auch im Sport, und zwar vor allem im Bahn,- und Geländesport, einen viel beachteten Namen machen sollte. Sogar spätere Rennfahrergrößen, wie der sechsmalige Deutsche Meister in der Königsklasse (auf BMW) Ernst Hiller schätzten die Dürkopp MD 150 sehr und starteten auf dieser Dürkopp ihre Rennfahrerkarriere. Fritz Gosslau ging Mitte der 50er Jahre dann übrigens zu den Ernst Heinkel Flugzeugwerken und widmete sich wieder seinem alten Metier, dem Flugmotorenbau.
Die von 1951 bis 1952 angebotene ML 100 mit 98er Sachsmotor besaß den neuen, stabilen Doppelrohrrahmen und war außerdem mit einer am Lenker platzierten Vorwahlschaltung für das Zweiganggetriebe bestückt
Der Rahmen wurde bereits 1949 konstruiert und war ursprünglich für die ab 1950 angebotene M 125 mit 125 ccm Ilo-Einbaumotor vorgesehen. Übernommen wurde er aber dann auch für einige kleinere Modelle wie für die ML 100 mit 98 ccm Sachsmotor oder die M100 und MKL 100 mit 98er Ilo-Kickstartermotor. Das Hinterrad blieb, wie bei Dürkopp bis dato üblich, starr aufgenommen. Für die Vorderradaufnahme sorgte bei der ML 100 immer noch eine Parallelogramm-Pressstahlgabel, obwohl andere Dürkopp-Modelle zur selben Zeit bereits mit einer Telegabel angeboten wurden. Nachteile hatte die leichte ML 100 deshalb aber nicht. Sie stellte vielmehr ein handliches, wendiges und zuverlässiges Gebrauchsmotorrad dar, das zudem gut ausgestattet war. Die Vorwahlschaltung der ML 100 verwendete Dürkopp allerdings nicht sehr lange, weil Probleme mit einigen Teilelementen auftraten, die die korrekte Funktionsweise behinderten.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Einzylinder-Zweitaktmotor von Fichtel & Sachs Modell 50 mit Kickstarter
Hubraum: 98 ccm
Leistung: 3 PS bei 4000 U/min
Vergaser: Fichtel & Sachs Kolbenschiebervergaser
Zündung: Bosch Schwunglicht-Magnetzünder 6 V
Höchstgeschwindigkeit: 65 km/h
Getriebe: Zweiganggetriebe, Vorwahlschaltung
Kupplung: Zweischeiben-Korklamellenkupplung
Rahmen: Doppelrohrrahmen
Vorderradaufhängung: Parallelogramm-Pressstahlgabel
Hinterradaufhängung: starr
Bremsen: Innenbacken-Trommelbremsen
Gewicht: ca.66 kg
Radstand: 1315 mm
Länge: 2000 mm
Sattelhöhe: 695 mm, verstellbar
Tankinhalt: 10 l
Verbrauch: 1,5 l auf 100 km
Reifen: 2.50-19“
Bauzeit: 1951-1952