Maico - MP 120 Juwel (1941)


Nachdem Otto und Wilhelm Maisch den Betrieb ihres Vaters Anfang der 30er Jahre übernahmen, konzentrierten sie sich neben dem Vertrieb von Fahrrädern und Fahrradkomponenten bald auch auf den Bau von Leichtmotorrädern, wie so viele andere Hersteller jener Zeit

Die schwäbische Motorradmarke, die 1927 in Poltringen bei Pfäffingen als Metallwarenhandel gegründet wurde, 1931 zum Fahrradbetrieb avancierte und die in den 50er und vor allem 60er Jahren dann vor allem durch die Produktion von Geländemotorrädern und durch die Erfolge im Gelände,- und Rennsport großes Ansehen erlangte, begann relativ spät mit dem Bau von Motorrädern. Ihr erstes Modell kam erst 1934 auf den Markt. Dabei reihten sich die beiden Maisch-Brüder damals in die große Phalanx der Konfektionäre ein, die Komponenten und Einbaumotoren anderer Hersteller für ihre Modelle verwendeten. In den 30er Jahren sahen viele Fahrradproduzenten eine große Chance darin, ihre Fahrradgestelle zu verstärken und mit zuverlässigen Einbaumotoren von Fichtel & Sachs oder Ilo zu motorisieren, um dem wachsenden Mobilitätshunger und dem Bedarf an preiswerten und steuerfreien Fortbewegungsmitteln gerecht zu werden. Passend zu diesem in ganz Europa anzutreffenden Trend boten die beiden großen Einbaumotorenhersteller Fichtel & Sachs sowie Ilo aus Pinneberg ihre in riesigen Stückzahlen produzierten Zweitaktaggregate verschiedener Hubraumklassen nahezu weltweit an. So nutzte die Marke Maico für ihre von 1934 bis 1940 hergestellten 100er Modelle gerne den 1933 auf den Markt gekommenen 98 ccm Einzylinder-Zweitaktmotor von Fichtel & Sachs. Für ihr 1937 herausgebrachtes Modell MP 120 Juwel, einem Leichtmotorrad mit Kickstarter griffen sie hingegen auf das größere Einzylinder-Zweitaktaggregat mit 118 ccm Hubraum und 3,3 PS Leistung von Ilo zurück. Auch beim Rahmen handelte es sich nicht, wie noch bei einigen anderen konkurrierenden Herstellern, um einen verstärkten Fahrradrahmen, sondern um ein auf die Leistung des Motors ausgerichtetes Fahrgestell aus einem stabilen, geschlossenen Rohrrahmen, einer Pressstahl-Parallelogrammgabel und einer starren Hinterradaufnahme.

Die MP 120 Juwel, die ihren Beinamen erst 1938 erhielt, wurde zum Bestseller für Maico

Dank ihres eleganten Erscheinungsbildes, der soliden Verarbeitung und des für ein Leichtmotorrad doch recht leistungsstarken und zuverlässigen Triebwerks, verkaufte sich die MP 120 Juwel sehr gut und machte ihrem Namen alle Ehre.

Eine Rarität dürfte das abgebildete Exemplar von 1941 darstellen, denn nach dem Schell-Plan der Nazis mußte Maico zusammen mit einigen anderen Herstellern ab 1940 unter der Bezeichnung K125 ein Einheitsmotorrad bauen und alle anderen Modelle einstellen. Für das Inland wurde die MP 120 Juwel also nur bis 1940 gebaut, soll aber noch etwas länger in den Export gegangen sein.

Weit Aufsehen erregender als die Konfektionsware der Vorkriegszeit sah dann die Maico-Produktionspalette in den 50er Jahren aus, als Maico eigene Motoren entwickelte, mit originellen Konstruktionen wie der Taifun oder dem gewaltigen Maicomobil aufwartete, sportliche Geländemaschinen vorstellte und sogar einen Ausflug in den Automobilbau wagte.

Fotos & Text: Marina Block


Technische Daten

Motor: Einzylinder-Zweitaktmotor

Hubraum: 118 ccm

Leistung: 3,3 PS bei 3300 U/min

Höchstgeschwindigkeit: ca. 65 km/h

Vergaser: Graetzinvergaser

Zündung: Schwunglichtmagnetzünder

Getriebe: Zweiganggetriebe, Kulissenschaltung

Rahmen: geschlossener Rohrrahmen

Vorderradaufhängung: Parallelogramm-Pressstahlgabel

Hinterradaufhängung: starr

Bremsen: Innenbackenbremsen

Gewicht: ca. 70 kg

Bauzeit: 1937-1941 (1941 Export)




Bilder

Informationen:

MarkeMaico
ModelMP 120 Juwel
Baujahr1941

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