De Dion Bouton - Vis-a-vis (1901)

 


Mit diesem zuverlässigen und innovativen Modell wurde De Dion Bouton aus Puteaux nahe Paris zum größten Automobilhersteller der Welt

Der weitsichtige Graf Albert de Dion de Malfiance, der das Automobil schon sehr früh als die „Königin der Welt“ sah, gründete 1883 zusammen mit den Ingenieuren Georges Bouton und Charles Trépardoux die Firma De Dion, Bouton et Tépardoux. Die drei Männer zählten im 19. Jahrhundert zu den ersten Automobilproduzenten und revolutionierten mit ihren Erfindungen letztendlich die Welt. Anfangs bauten sie Dampfwagen, von denen vor allem Trépardoux sehr viel Kenntnis besaß. Dann entwickelten sie 1890 einen leistungsfähigen und für jene Zeit hochdrehenden Einzylinder-Benzinmotor. Drei Jahre später präsentierte das Unternehmen die De-Dion-Hinterachse mit am Chassis befestigtem Differentialgetriebe, das über Doppelgelenk-Halbwellen mit den Rädern verbunden war. Ein starres, dünnes Achsrohr hielt die Räder gerade. Diese Konstruktion ermöglichte eine exakte Radführung, war aber eine aufwändige und teure Angelegenheit. Bis in die Neuzeit wurde sie gern für Rennwagen und Fahrzeuge der gehobenen Klasse verwendet.

1894 trennte sich Trépardoux von der Firma, weil er sich weiter dem Dampf verschrieben hatte und die beiden anderen sich auf Fahrzeuge mit Explosionsmotor konzentrieren wollten. Zwar gewann Albert de Dion 1894 das berühmte Rennen Paris-Rouen-Paris noch mit einem ihrer dampfbetriebenen Fahrzeuge, doch hatten de Dion und Bouton den Benzinmotor so weit entwickelt, dass sie kurz vor der Jahrhundertwende ganz auf Benzin-Automobile umstiegen. Ihr Einzylindermotor war so vielversprechend, dass ihn auch viele andere Hersteller als Einbaumotor für ihre Fahrzeuge orderten. So förderte dieser Motor die Entstehung unzähliger Pioniermarken der Automobilgeschichte, wie etwa Packard, Opel, Adler oder auch Renault und noch 100 andere.

Den ersten großen Beitrag zur Motorisierung trug das 1897 herausgebrachte Dreirad von De Dion Bouton bei. Es mobilisierte damals geradezu die Großstadt Paris, wo es für eine wohlhabende Klientel „in“ war im Bois de Boulogne mit einem Motordreirad von De Dion Bouton und bald auch der Voiturette des Konkurrenten Léon Bollée spazieren zu fahren. Das Dreirad und der ab 1899 gebaute, vierrädrige De Dion Bouton Vis-a-Vis (der Ausdruck bezeichnet das sich gegenüber sitzen) machten zusammen mit der Motorenproduktion De Dion Bouton zum damals größten Autohersteller der Welt. Schließlich hatte das Unternehmen allein bis zum Jahr 1900 bereits über 20000 Motoren verkauft.

De Dion Bouton kam im Laufe der Zeit auf 394 Patente, darunter fielen die Erfindung des ersten Rotationsmotors, des ersten V-8-Motors, des ersten Sternmotors, eines Boxermotors, der De Dion Hinterachse, der Druckumlaufschmierung, eines halbautomatischen Getriebes, des elastisch aufgehängten Motors und vieles mehr. Außerdem gründete Albert de Dion den ersten Automobilclub, die ersten Straßenkarten kamen von ihm und auch der Guide Michelin war seine Idee.

Bei dem mit einer De Dion-Hinterachse und einem Doppelkupplungsgetriebe ausgestatteten Modell Vis-a-vis von 1901, einer Voiturette (leichtes Fahrzeug), befand sich der Einzylindermotor noch im Heck des Fahrzeugs unter dem Sitz des Fahrers

Starten ließ sich der Motor direkt vom Fahrersitz aus mit einer seitlichen Kurbel.

Der Einzylinder mit 402 ccm Hubraum war mit einem Schnüffel-Einlaßventil und einem gesteuertes Auslaßventil versehen und arbeitete mit Batteriezündung samt Unterbrecher. Über Hebel an der Lenksäule ließen sich Zündzeitpunkt und Gemisch einstellen sowie die beiden Gänge des Doppelkupplungsgetriebes (für jeden Gang eine Kupplung) anwählen. Der Hub des Auslassventils wurde über das Bremspedal verkleinert, um den immer auf vollen Touren laufenden Motor zu verlangsamen.

Das Nachfolgemodell des Vis-a-vis wurde 1903 vorgestellt und besaß nun ein vorn unter einer Motorhaube platziertes Triebwerk.

Der abgebildete Vis-a-vis kommt aus Australien.

Fotos & Text: Marina Block

 

Technische Daten

Motor: Einzylindermotor

Hubraum: 402 ccm

Leistung: 3,75 PS bei 1500 U/min

Höchstgeschwindigkeit: ca. 30 km/h

Zündung: Batteriezündung

Radaufhängung vorn: Starrachse, Blattfedern

Radaufhängung hinten: Starrachse, De Dion-Achse, Blattfedern

Getriebe: Zweiganggetriebe, Differential mit Getriebe verblockt

Chassis: Leiterrahmen

Bremsen: Bremse auf Hinterräder

Gewicht: ca. 500 kg

Bauzeit: 1899-1903



 

 

Bilder

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Informationen:

MarkeDe Dion Bouton
ModelVis-a-vis
Baujahr1901

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