Phänomen - Solo-Roller (1955)

Diesen Roller gab es unter unter drei Markennamen

Erhard Doppelt produzierte in seinen Meister Fahrradwerken in der Zweiradmetropole Bielefeld nicht nur Mopeds und Motorräder seiner Marke Meister, sondern dieselben Produkte auch gleich noch unter den Markennamen Phänomen und Mammut. Phänomen war vor dem Krieg eine bedeutende deutsche Autofabrik. Bekannt wurden die Zittauer Phänomen-Werke vor allem durch ihr beliebtes Phänomen-Dreirad und durch den luftgekühlten LKW Phänomen Granit. Gebaut wurden allerdings auch Motorräder. Nach dem Krieg versuchte Phänomen im Westen wieder Fuß zu fassen und ließ sich zunächst in Hamburg nieder. Der Herkunftsnachweis (Hamburg) und die niedrige Fahrgestellnummer 002 stehen auf dem Typenschild unseres Phänomen-Rollers. Die Phänomen-Leute haben wohl die Produktion an Erhard Doppelt abgegeben. Allerdings sind die genauen Umstände nicht bekannt. Weiter produziert wurde der Roller jedenfalls unter den drei Markennamen von Doppelt in Bielefeld.

Dieser praktische, sparsame und gut zu fahrende Kleinroller war für den Einpersonenbetrieb gedacht

Als Triebwerk diente der bewährte 50 ccm-Sachs-Zweitaktmotor mit 1,5 PS.

Viel Lob erhielt das Modell vor allem für sein gutes Fahrverhalten. Anders als viele andere Roller besaß dieser Soloroller nämlich keine kleinen Räder, sondern Zwanzigzöller. Außerdem war mit 1320 mm auch sein Radstand nicht zu knapp bemessen. All das machte ihn stabil, fahrsicher und leicht handhabbar. Auch der Verzicht auf eine aufwendige Karossierung hatte seine Vorteile. So sparte man Gewicht ein, denn der Soloroller wog lediglich 54 kg. Außerdem machte die schlanke Form ihn beweglicher und leichter zu rangieren. Trotzdem hatte man nicht den Eindruck, dass etwas wichtiges fehlte. So schützte ein breites Frontschild vor Wind und Schmutz und auch das gut verkleidete „Arbeitszentrum“ des Rollers verhinderte verdreckte Beinkleider und Rocksäume. Praktisch konzipiert war die Verkleidung obendrein und gewährte einen unkomplizierten Zugang zum Innenleben des Motors, denn die beiden Seitenbleche ließen sich mit wenigen Handgriffen leicht montieren und das mit Luftschlitzen versehene vordere Motorschutzblech war aufklappbar und abnehmbar. Ferntupfer, Benzinhahn und Zündkerze waren leicht zugänglich. Auch hatte man die Verschalungen mit Gummi-Profilbändern geräuschdämmend abgedichtet.

Der Soloroller war auch im Ausland bekannt

Wieviele Exemplare Erhard Doppelt letztendlich verkaufte, ist nicht bekannt. Allerdings schlug er die Werbetrommel recht kräftig und hatte den Roller bis zum überraschenden Ende der Firma (aus gesundheitlichen Gründen) 1957 im Programm. Auf jeden Fall ging der Bekanntheitsgrad des Rollers über die Grenzen hinaus. So kaufte etwa Mercury Industries aus Birmingham eine Lizenz für die Produktion des Solorollers. Auch die englische Marke Dunkley baute den Soloroller, allerdings bestückt mit ihrem eigenen ohv-Motor.

Fotos & Text: Marina Block


Technische Daten

Motor: Einzylinder-Zweitaktmotor von Fichtel & Sachs

Hubraum: 47 ccm

B x H: 38 mm x 43 mm

Verdichtung: 6:1

Leistung: 1,5 PS bei 3500 U/min

Zündung: Bosch Schwungrad-Lichtmagnetzünder, 6V

Getriebe: Zweigangetriebe, Drehgriffschaltung

Rahmen: Dreirohrrahmen mit Ausfallschuhen

Vorderradaufhängung: Teleskopgabel

Hinterradaufhängung: starr

Bremsen: Innenbacken-Trommelbremsen, 90 mm Durchmesser

Radstand:1320 mm

Länge: 1990 mm

Gewicht: 54 kg

Tankinhalt: 6 l

Verbrauch: 1,8 l auf 100 km

Reifen: 20 x 2,25

Ausstattung:elektrische Hupe, Lenkradschloß, Mittel-Kippständer, Gepäckträger, Taschenhalter am Vorderschild, Luftpumpe und reichlich Werkzeug.

Farben: grün

Bauzeit: 1955-57

Preis: 770 DM


Bilder

Informationen:

MarkePhänomen
ModelSolo-Roller
Baujahr1955

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