Ein „Volkswagen“ aus den Kindertagen des Automobils
Mit dem Le Zèbre Typ D von 1918 und seinen Vorgängermodellen nahm die Societé Le Zèbre aus Suresnes bei Paris damals eine ganz spezielle Vorreiterrolle im Automobilbau Frankreichs ein. Die Firma baute nämlich leichte und preiswerte Kleinwagen von guter Qualität und eroberte damit einen breiten Kundenkreis, zu dem sogar das französische Militär zählte. Den vielleicht größten Erfolg hatte der Typ D dank einer sehr aktiven Le Zèbre-Vertretung allerdings in England, wohin die meisten Chassis geliefert und dann von ansässigen Karossiers eingekleidet wurden.
Den Typ D hatte noch Jules Salomon entworfen, der später für Citroen den Citroen A und dann den erfolgreichen 5 CV Trèfle (Vorbild für den Opel Laubfrosch) mit vielen technischen Merkmalen des Le Zèbre konstruierte
Jules Salomon hatte zusammen mit seinem Freund Jacques Bizet die Marke Le Zèbre (Das Zebra, benannt nach dem Spitznamen eines Mitarbeiters) 1909 gegründet und war für die Konstruktion der erfolgreichen Le Zèbre-Modelle verantwortlich. Zur Popularität verhalf ihnen auch der damals berühmte Autojournalist Baudry de Saunier, der sich in seiner Zeitschrift Omnia für die erschwinglichen und auch im Verbrauch sparsamen Kleinwagen mit den guten Eigenschaften stark machte. Nachdem Jules Salomon die Firma gen Citroen verlassen hatte, gründeten die verbliebenen Mitarbeiter einige Zeit später die bald für ihre leichten Sportwagen bekannte Marke Amilcar.
Das Besondere am letzten Le Zèbre waren seine fortschrittlichen technischen Eigenschaften, seine Zuverläßigkeit und seine guten Fahreigenschaften
So besaß der Typ D bereits einen Blockmotor, ein Viergang-Getriebe (für einen kleinen Wagen damals ungewöhnlich), eine halbnasse Einscheibenkupplung, Druckumlaufschmierung mit Öldruckkontrolle am Armaturenbrett und eine hinterer Cantilever-Federung. In Gang gesetzt wurde der Motor von einem ungewöhnlichen Bascule-Anlasser von Ducellier, so dass das Fahrzeug nicht mehr mühsam mit der damals noch üblichen Handkurbel angeworfen werden mußte. Auch von den Fahreigenschaften des Typ D war man damals sehr angetan, da das Fahrzeug mit seiner großen Bodenfreiheit, und einem ersten Gang, der für steile Anstiege taugte, eine ausgezeichnete Geländegängigkeit aufwies. Und bequem war er auch noch, denn die Abfederung des Fahrwerks war dank einer parallelogrammartigen Cantilever-Federung an der Hinterachse bemerkenswert.
Für die damalige Zeit war die Stückzahl bemerkenswert
Zwischen 1918 und 1923 wurden ungefähr 2000 Exemplare des Le Zèbre Typ D hergestellt. Unser Exemplar ist wahrscheinlich ein Mischmodell, denn das Chassis wurde bereits im ersten Weltkrieg an das Militär ausgeliefert. Nach dem Krieg kam es dann nach England und erhielt dort eine englische Torpedo-Karosserie mit Schwiegermuttersitz.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: seitengesteuerter Reihen-Vierzylindermotor
Hubraum: 998 ccm
B x H: 55 mm x 105 mm
Leistung: 12 PS bei 2000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 65 km/h
Vergaser: Zenithvergaser
Anlasser: Bascule-Anlasser von Ducellier
Lichtanlage: Ducellier mit Blériot-Scheinwerfer, Magnetzündung
Kühlung: Thermosyphonkühlung
Chassis: Pressstahlrahmen
Vorderachsaufhängung: an Halbelliptfedern
Hinterachsaufhängung: an Cantileverfedern mit Parallelogrammführung
Bremsanlage: Getriebebremse + Hinterrad-Innenbackenbremse
Getriebe: Vierganggetriebe
Räder: Drahtspeichenräder
Reifen: 26“ Firestone-Wulstreifen oder Michelin 710 x 90
Gewicht: 750 kg
Bauzeit: 1918-1923
Preis: 10200 – 11600 Franc (1919)
Stückzahl: circa 2000 Ex.