Im August 1963 stellt die Auto Union zum letzten Mal ein neues großes Modell mit Zweitaktmotor vor, diesmal wieder unter dem Markennamen DKW
Der DKW F102 löste seinen Vorgänger, den AU 1000 S ab und war im Grunde nicht nur das letzte neuentwickelte Modell der Auto Union, sondern das letzte auf den Markt gebrachte Automodell mit Zweitaktmotor in Westdeutschland überhaupt. Der Zweitaktmotor hatte hier im Automobilbau bereits Ende der 50er Jahre stark an Boden verloren, vor allem bei den größeren Modellen. Schließlich wurde das Auto immer mehr zum Statussymbol und viele potentielle Kunden fühlten sich von der Geruchsbelästigung durch den Zweitaktmotor abgeschreckt. Dennoch blieb man in Ingolstadt, selbst unter der Regie der Daimler-Benz AG, die die Auto Union 1958 übernommen hatte, dem Zweitakt-Konzept treu.
Der DKW F102 erregte auf der Frankfurter Automobilausstellung Aufsehen wegen seiner neuen Form, provozierte aber hitzige Diskussionen wegen seines Zweitaktmotors
War sein Vorgänger, der AU 1000 S, in seiner Optik und zum Teil auch in seiner technischen Konstruktion noch ein wenig den 30er Jahren verhaftet, so zeichnete sich der in Ingolstadt gebaute DKW F102 durch ein weit moderneres Erscheinungsbild und einige technische Veränderungen aus. Schließlich besaß er als erstes Fahrzeug in der DKW-Geschichte eine selbsttragende Ganzstahl-Karosserie in glattflächiger Trapezform und mit großen Fensterflächen. Den bis dato traditionellen Kastenrahmen hatte man ad acta gelegt und auch die Radaufhängung wurde geändert. So waren die Vorderräder nun an Doppelquerlenkern und längsliegenden Drehstabfedern aufgehängt. Für die Hinterradaufhängung wurde eine Torsionskurbelachse an Längslenkern, querliegender Drehstabfeder und Panhardstab verwendet, wie sie bereits der Junior besaß. Dieses Prinzip wurde dann allgemeingültig und war später auch am VW Golf und Audi 100 zu finden. An der neuen Formgebung und den technischen Änderungen fand man damals zwar Gefallen, doch am recht leise laufenden Dreizylinder-Zweitaktmotor mit 1175 ccm Hubraum, der 60 PS bei 4500 U/min leistete und den F102 auf eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h brachte, schieden sich die Geister. Eigentlich hatte der Zweitaktmotor ja auch Vorteile. Durch sein geringes Gewicht konnte er vor der Vorderachse platziert werden, ohne das es Nachteile für das Fahrverhalten gegeben hätte. Daher besaß der F102 auch eine wesentlich bessere Straßenlage als andere Fahrzeuge mit Viertaktmotoren, die erheblich mehr Gewicht vor die Vorderachse brachten. Das Problem am Motor des F102 war allerdings die Größe des Einzelhubraums. Beinahe 400 ccm Hubraum pro Zylinder war für einen Zweitakter doch sehr groß. Daraus folgte dann auch leider ein recht hoher Benzinverbrauch.
Große Chancen hatte der als zwei,- und als viertürige Limousine für 7200 Mark angebotene Mittelklassewagen bis zur Auflösung der Marke DKW Anfang 1966 (VW hatte die Auto Union 1964 übernommen) gegen seine viertaktenden Widersacher Opel Rekord (6830 Mark) und Ford Taunus 17 M (6990 Mark) jedenfalls nicht. Im Audi F103 mit ohv Vierzylinder-Viertaktmotor lebte der letzte große DKW-Frontwagen in gewisser Weise dann ohne seinen Motor weiter.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Dreizylinder-Zweitaktmotor
Hubraum: 1175 ccm
B x H: 81 mm x 76 mm
Leistung: 60 PS bei 4500 U/min
Verdichtung: 7,5:1
Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe mit Lenkradschaltung
Antriebsart: Vorderradantrieb
Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Torsionstäbe längs, Querstabilisator
Hinterradaufhängung: Starrachse mit Torsionsrohr an gezogenen Längslenkern, Panhardstab, Drehstab
Bremsen: vorn innenliegende Scheibenbremsen; hinten Trommelbremsen
Karosserie: selbsttragende Stahlkarosserie
Radstand: 2480 mm
L x B x H: 4280 x 1618 x 1459 mm
Gewicht: 945 kg
Bauzeit: 1964-1966