Der 1956 auf den Markt gebrachte Mercedes-Benz 220 S, der auf dem 220a von 1954 mit selbsttragender Karosserie, hinterer Eingelenk-Pendelachse und ohc Reihensechszylindertriebwerk basierte, zählte zur Pontonreihe des Stuttgarter Herstellers und stellte in seiner Bauzeit bis 1959 das Oberklassemodell der Marke dar. Der 220a war übrigens das erste Mercedes-Benz Sechszylindermodell in selbsttragender Bauweise. Als ein Luxusprodukt der Wirtschaftswunderzeit war der 220 S komfortabel ausgestattet, repräsentativ und dank seines ohc Sechszylindertriebwerks mit einer Leistung von erst 100 und ab 1957 dann 106 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h auch sehr schnell
Der 220 S, bei dem mit dem Buchstaben S bei Mercedes-Benz zum ersten Mal in der Nomenklatur ein Synonym für Luxus, Leistungsfähigkeit und Klasse Einzug hielt, unterschied sich vom 220a hauptsächlich durch seine höhere Leistungsfähigkeit dank einer höheren Verdichtung und einer Zweivergaser-Anlage (2 Register-Fallstromvergaser), durch eine Vierpunktlagerung der Motor/Getriebeeinheit und durch einige Design-, und Ausstattungsunterschiede. So besaß der 220 S feine Chromleisten in den vorderen und hinteren Sicken der Karosserieflanken und auch der Innenraum war noch etwas luxuriöser gehalten.
Der 220 S war ein komfortables, sehr gut verarbeitetes und zuverlässiges Fahrzeug, das es zuerst als viertürige Limousine und bald auch als Cabriolet und als Coupé gab
Ausgestattet war der abgebildete 220 S mit einem Bremskraftverstärker, einer automatischen Lichthupe, einer Wisch-Wasch-Automatik, einem Radio mit automatischen Sendersuchlauf, einem Faltschiebedach über die gesamte Wagenlänge und mit Liegesitzen. Die Limousine verfügte über ein am Lenkrad betätigtes Vierganggetriebe mit Hydrak-Kupplungsautomaten, der auf Wunsch zu haben war.
Die abgebildete Limousine ist immer noch in den Händen der Erstbesitzer-Familie, wurde nie abgemeldet und trägt so immer noch ihr altes Meller Numernschild
Bis zur niedersächsischen Gebietsreform in den 1970er Jahren gab es einen eigenen Landkreis Melle. Die dort angemeldeten Autos trugen deshalb die Buchstaben „Mel“ im Nummernschild. Da das Fahrzeug nach wie vor im Familienbesitz ist, hat es immer noch die ursprüngliche Zulassung. Bis zum Sommer diesen Jahres (2018) war diese Mercedes-Benz 220 S Limousine eines der ganz wenigen angemeldeten Pkw in Melle mit altem Kennzeichen.
Das im Automuseum beheimatete Fahrzeug wird gelegentlich von der Stadt Melle bei offiziellen Anlässen als „Dienst-Auto“ zu repräsentativen Zwecken eingesetzt
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Reihensechszylinder
Hubraum: 2195 ccm
Leistung: 106 PS bei 5200 U/min
Beschleunigung: 17 sec von 0 auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Vergaser: zwei Registervergaser
Getriebe: Viergangschaltgetriebe (Lenkradschaltung), auf Wunsch Hydrak-Kupplungsautomaten
Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Schraubenfedern, Stabilisator
Hinterradaufhängung: Eingelenk-Pendelachse, Schubstreben, Schraubenfedern
Bremsanlage: hydraulische Trommelbremsen
Radstand: 2820 mm
Gesamtlänge: 4720 mm
Gewicht: 1350 kg
Verbrauch: 11 l auf 100 km
Stückzahl: 55279 Ex.-Limousine
Preis: 12500,- DM
Bauzeit: 1956 – 1959- 220 S Limousine