Dürkopp - Tourenfahrrad (1953)


Die Nähmaschinenfabrik Dürkopp aus Bielefeld, wo sich um 1900 eines der wichtigsten Zentren der deutschen Fahrradindustrie etablierte, baute als einer der ersten Betriebe in Deutschland bereits ab 1885 serienmäßig Fahrräder. Ebenfalls schon sehr früh wurden die ersten Dürkopp-Automobile (1894) und Motorräder (1901) produziert

Nach einem zweiten oder auch dritten Standbein sahen sich damals viele Industriebetriebe um. Zu einem der größten Betriebe zählte schon Ende des 19. Jahrhunderts das Bielefelder Nähmaschinen-Werk des Nikolaus Dürkopp, das seine Produkte in die ganze Welt exportierte. Der Bielefelder Nähmaschinenproduzent begann 1885 als Reaktion auf die Überproduktion im Nähmaschinengewerbe, die die Suche nach neuen Fabrikationsobjekten nötig machte, und als einer der ersten hierzulande damit, auch Fahrräder zu bauen. Anfangs waren das sehr teure Hochräder, aber schon bald fertigten etwa 50 Nähmaschinen-Schlosser unter der Leitung des Engländers Alvay Niederräder aus englischen Fahrradteilen. Der englische Fahrradbau nahm ja damals eine Vorreiterrolle ein und entwickelte auch die ersten Niederräder. Dürkopp wollte allerdings unabhängig sein und so ging man nach kurzer Zeit in Bielefeld dazu über, eigene Fahrräder im Hause selbst zu produzieren. Als 1890/91 im englischen Coventry dann der Luftreifen bei Dunlop erfunden wurde, reiste Nikolaus Dürkopp sogar höchstselbst nach England um diese bahnbrechende Innovation zu studieren und arbeitete sogar einige Zeit bei Dunlop. So lernte er die damals noch umständliche Handhabung und Reparatur der Luftreifen von der Pike auf kennen. Zu Hause setzte er seine Erfahrungen um und bestückte die Dürkopp-Fahrräder bereits 1892 mit der neuartigen Bereifung. Das nun leichtere und handlichere Dürkopp-Fahrrad weckte sofort auch das Interesse des Militärs, das 1893 eine Bestellung bei Dürkopp aufgab.

Dürkopp erkannte früh die Bedeutung des Fahrrads und investierte viel in seine Technik

So kaufte man 1896 die Norddeutschen Fahrradwerke in Oldesloh auf und beteiligte sich zudem an der Styria-Fahrradfabrik von Puch in Österreich. Kurz darauf starteten die Bielefelder dann auch mit der motorisierten Zweiradproduktion und ihrem ersten „1 ¾ HP“-Motorrad von 1901, das nahezu komplett von Dürkopp selbst gebaut wurde und einen hauseigenen Motor besaß. Erst Anfang der 30er Jahre nutzte man Einbaumotoren von Fichtel & Sachs für die Motorisierung der Dürkopp-Fahrräder, nachdem F & S einen exzellenten Zweitakt-Einbaumotor entwickelt hatte,

Um seine Fahrräder bekannt zu machen, organisierte die Firma auch lokale Fahrradrennen und Fahrradveranstaltungen

Ein Radrennstall wurde schon früh aufgebaut. Ab 1930 nahm Dürkopp dann auch an den Rennen des Industrierings für Berufsstraßenradrennsport (IBUS) mit überragendem Erfolg teil. Zu diesem Ring zählten mit Brennabor, Opel, Mifa und Diamant neben Dürkopp noch vier weitere große Fahrradhersteller. Aber auch Anker, Bastert, Miele oder Rabeneick-Fahrräder aus Bielefeld stellten sich dem sportlichen Wettbewerb. Die meisten Siege konnte allerdings Dürkopp für sich verbuchen. Natürlich förderte ein derartig großer, sportlicher Erfolg schon damals den Absatz der Fahrrad-Modelpalette der Marke und führte zu dem griffigen Werbe-Slogan: „Wer Dürkopp nimmt, der siegt bestimmt“. Aber nicht nur die Rennräder, auch die normalen Serienräder von Dürkopp stellten damals ihre Leistungsfähigkeit überzeugend unter Beweis, als etwa das Modell „Diana“ den Gesamtsieg bei der ersten Deutschland-Rundfahrt holte.

Das Dürkopp Tourenrad Diana als Herrenversion mit Stange und Damenversion mit Durchstieg blieb jahrzehntelang der Verkaufshit schlechthin. Den Namen „Diana“ erhielt 1953 übrigens auch der Motorroller von Dürkopp.

In den ausgehenden 50er Jahren ging die Fahrradindustrie in die Knie

Die Wirtschaftswunderzeit machte nicht nur dem Motorrad das Leben schwer, auch Fahrräder wurden nicht mehr in dem Maße verkauft wie zuvor, denn ihnen haftete nun das Image eines „alten Drahtesels“ an. Die Menschen strebten schlicht und einfach nach mehr Komfort und Luxus. Zumindest ein Kleinwagen stand fortan auf dem Wunschzettel in Sachen Fortbewegung. Auch Dürkopp, in dessen Werkshallen nicht nur Fahrräder mit Kettenantrieb sondern auch mit Kardanantrieb entstanden waren, bekam diesen Trend zu spüren und stellte die Fahrradproduktion im Laufe der 60er Jahre ein.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

MarkeDürkopp
ModelTourenfahrrad
Baujahr1953

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