Mit dem Elan lancierte der britische Sport- und Rennwagenhersteller Lotus aus Hornsey/London unter der Regie von Colin Chapman 1962 seinen ersten echten Verkaufsschlager und einen der damals fortschrittlichsten Sportwagen Englands. Bis 1973 (der +2S 130 bis 1975) sorgte der Elan in mehreren Serien für den geschäftlichen Erfolg der Marke und zementierte das sportliche Image von Lotus auch neben dem Rennsportgeschehen der Formel I ( Mit Rennwagen von Lotus wurden 1963 und 1965 Jim Clark und 1968 Graham Hill F1-Weltmeister)
Zwar war bereits die „Elite“ aus den späten 50er Jahren als Straßenwagen konzipiert, doch hielten sich ihre Verkaufszahlen in Grenzen. Das ausgesprochen schöne Fahrzeug mit seiner selbsttragenden Kunststoffmonocoque-Konstruktion war ohne Zweifel revolutionär aber in der Produktion auch ziemlich teuer.
Der Elan konnte hingegen in jeder Hinsicht einen großen Erfolg verbuchen. Denn sein Konzept eines kleinen, leichten, superschnellen, elegant geformten und ökonomischen Zweisitzers traf den Nerv einer sportbegeisterten Klientel. Angeboten wurde er anfangs nur in offener Version. Für den sportlichen Einsatz wurde er aber eigentlich fast immer mit einem ab 1963 angebotenen Hardtop versehen. Auch das abgebildete, für den Export gedachte Linkslenker-Exemplar der Serie2 sollte ursprünglich vor allem an Rallyes teilnehmen und erhielt deshalb ein verschraubtes und abgedichtetes „Käppchen“ aufgesetzt. Unter der Motorhaube arbeitet bei ihm die leistungsgesteigerte Special Equipment-Ausführung mit 115 statt 105 PS. Außerdem war der Innenraum zwecks Gewichtsersparnis mit einem Aluminium,- statt einem Holzarmaturenbrett ausgestattet. (Der Drehzahlmesser ist eine moderne Ausgabe).
Lotus zählte zu den Vorreitern moderner Grand Prix-Wagen und hatte im Formel-1-Sport eine Revolution eingeleitet. Viele gewonnene Weltmeisterschaften belegten die Genialität von Colin Chapman und seinen Mitstreitern. Auch die Sportwagen von Lotus hatten viel Revolutionäres zu bieten
Bis in die frühen 70er Jahre wurden sie im Inland hauptsächlich als Kit-Cars zum selbst zusammenbauen verkauft, weil das wegen der speziellen Steuergesetzgebung in Großbritannien, die Eigenbauten gegenüber fertig montierten Fahrzeugen steuerlich begünstigte, vorteilhafter war. Sie waren aber auch komplett montiert zu bekommen.
Der Elan zeichnete sich durch ein exzellentes Fahrverhalten, eine enorme Fahrleistung und gutes Handling aus
Auch im Rennsport machte der dank seiner Kunststoffkarosserie sehr leichtgewichtige Elan eine ausgezeichnete Figur und wurde dort im Renntrimm von so berühmten Leuten wie Stirling Moss, Jim Clark oder auch Ken Miles gefahren. Als Elan Racing war er zwischen 1963 und 1965 speziell für den Renneinsatz mit 142 PS auch offiziell in wenigen Exemplaren zu haben. Davon wurden etwa 97 Fahrzeuge ausgeliefert. Auch auf unzähligen Rallyes rund um den Erdball gingen präparierte Lotus Elan an den Start und wiesen eine ausgezeichnete Erfolgsquote auf. Das primäre Einsatzgebiet des Elan sollte aber dem privaten Fahrvergnügen vorbehalten bleiben. Der Elan unterschied sich technisch von der formschönen Elite neben dem anderen Motor vor allem durch seine Chassiskonstruktion. Er besaß ein vorn und hinten gegabeltes Zentralträgerchassis, das aus seitlich perforiertem, dickem Stahlblech bestand. Obwohl es sechsmal steifer war als der Gitterrohrrahmen früher Rennwagen von Lotus, wog es nur um die 35 Kilogramm. Zusammen mit der leichten Kunststoffkarosserie verhalf es dem Elan dazu mit anfangs lediglich 590 Kilogramm nur sehr wenig Gewicht auf die Waage zu bringen. Im Laufe der Zeit nahm er allerdings ein bisschen zu. Sein in 16 Punkten an der Rahmenkonstruktion befestigtes Kunststoffkleid besaß eine aerodynamisch glatte und elegante Formgebung. Es bestand aus einem zweiteiligen Hauptkörper aus Fiberglas, an dem die Türen, der Kofferraumdeckel und die in wenigen Sekunden entfernbare Motorhaube befestigt waren. Mit Polyurethan ausgeschäumte Stoßstangen zogen sich leicht um die Front- und Heckpartie. Als modern, windschnittig und chic galten auch die vakuumbetriebenen Klappscheinwerfer, die ihre Entstehung der Gesetzgebung in den USA, dem wichtigsten Markt für Sportwagen, zu verdanken hatten. Sie schrieb eine Mindesthöhe für Scheinwerfer vor. Da das bei der niedrigen Karosserie des Elan nicht zu machen war, löste man das Problem mit Klappscheinwerfern.
Die wohl treffendste Charakterisierung des Lotus Elan lieferte kurz nach seinem Debut das amerikanische Automagazin Car & Driver´s:
„ It parks like a Sprite, goes like a Corvette and handles like a Formula Junior”
Das Fahrwerk für den Elan hatte Ingenieur Ron Hickman entwickelt. Für die Radaufhängung wählte er vorn doppelte Dreiecksquerlenker, Federbeine und einen Kurvenstabilisator und hinten eine „Chapman-Achse“ (radführende Federbeine, Längslenker, Antriebswellen als Querlenker). Seinen großen Erfolg verdankte der Elan sicher auch dem perfekten Zusammenspiel von gutem Fahrwerk, geringem Gewicht und dem getunten Ford-Reihenvierzylinder. Ein Allerweltsmotor war er im Lotus natürlich nicht mehr. Stattdessen besaß er nun einen von Harry Mundy entwickelten Zylinderkopf aus Aluminium mit zwei obenliegenden Nockenwellen und v-förmig hängenden Ventilen. Dieses gezähmte Renntriebwerk, bestückt mit zwei Weber oder Dell´Orto Doppelvergasern, war äußerst leistungswillig. Mit 1558 ccm Hubraum, Hochleistungskolben von Cosworth, einer Verdichtung von 9,5:1 und 105 PS bei 5500 U/min brachte es der Elan auf eine Höchstgeschwindigkeit von gut 180 Stundenkilometern. Leistungsgesteigerte Versionen erreichten sogar eine Spitze von 200 km/h und kamen in nur 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. All das erfreute natürlich Sportlerherzen weltweit.
Der Lotus Elan wurde zum Vorbild für einen anderen sportlichen Evergreen
So erinnerte vieles am Mazda MX5, einem der beliebtesten Sportwagen der letzten Jahrzehnte, an das Konzept des genialen kleinen Lotus der 60er Jahre.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: dohc Vierzylinderreihenmotor
Hubraum: 1558 ccm
B x H: 82,55 mm x 72,75 mm
Verdichtung: 9,5: 1
Leistung: 105 PS bei 5500 U/min; Special Equipment: 115 PS bei 6000 U/min;
Höchstgeschwindigkeit: 180 – 200 km/h
Vergaser: zwei Weber Doppelvergaser (40 DOCE2) oder 2 Dell´Orto Doppelvergaser
Antriebsart: Heckantrieb
Getriebe: vollsynchronisiertes Vierganggetriebe; auf Wunsch Fünfganggetriebe
Chassis: x-förmiges Zentralträgerchassis
Radaufhängung vorn: doppelte Dreieckquerlenker, Schraubenfedern, Kurvenstabilisator;
Radaufhängung hinten: Chapman-Achse: radführende Federbeine, Längslenker, Antriebswellen als Querlenker
Radstand: 2130 mm
Bremsen: Scheibenbremsen; vorn 9,5“, hinten 10“ Durchmesser
Gesamtlänge: 3670 mm
Gewicht: ca. 600 kg
Bauzeit: 1962 – 1973; +2 S 130 bis 1975